Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
Vom Netzwerk:
auch nicht, einen guten Hamburger essen oder im Meer schwimmen könnte …«
    »Nein, einige Dinge sind uns nun verwehrt. Aber ohne jeden Zweifel können Sie die Zerstreuungen genießen, die Riverton zu bieten hat.«
    Bei unserer ersten Verabredung waren wir ganz klassisch ins Kino gegangen. In einem Antiquitätengeschäft hatte Lucas mir meine Brosche gekauft. Es würde Spaß machen, gemeinsam einige dieser Orte wiederzusehen. Was machte es da schon, dass ich mich vor den Augen der anderen verbergen musste? Wir könnten es einfach »Blind Date« nennen.
    Vielleicht spürte Lucas einige meiner Empfindungen, denn er nickte langsam. »Das stimmt. Ich könnte den Ausflug mitmachen.«
    Mrs. Bethany lächelte zufrieden. »Behalten Sie Ihr Leben in Erinnerung«, sagte sie. »Lassen Sie es nicht los, jedenfalls nicht mehr, als Sie müssen.« Dann wurde sie wieder steif und übertrieben korrekt. »Dann werde ich nun Ihren Namen auf die Riverton-Liste setzen.«
    »Danke sehr.«
    Während sie übers Schulgelände davonstapfte, flüsterte ich: »Ich bin so froh, dass du Ja gesagt hast.«
    »Das war ganz schön seltsam, oder?« Er sann offenbar über Mrs. Bethany nach. »Dass sie mir ihr Herz so ausgeschüttet hat.«
    Es war auf jeden Fall merkwürdig. Mehr als merkwürdig. Ich wusste, dass ich ihr dankbar sein sollte, denn sie schien sich auf ihre eigene Art um Lucas zu kümmern, aber dafür machte sie mir zu viel Angst. Ich wollte nicht länger mit Lucas über sie reden oder auch nur an sie denken. Es wäre besser, sich auf das zu konzentrieren, was vor uns lag. »Wenn es uns ins Kino zurückbringt, dann ist das für mich in Ordnung.«
    Lucas lachte, und ich badete in der Freude darüber, endlich wieder ein ganz normales Mädchen zu sein, das sich auf seine Wochenendverabredung freut.
    An diesem Wochenende hätte ich einfach, über Lucas’ Kopf schwebend, im Bus nach Riverton mitfahren können, aber Lucas und ich waren uns einig: Die Gefahr, dass am Ende Eisblumen auf den Fensterscheiben wachsen könnten, war zu groß. Stattdessen nahm Lucas meine Brosche mit, sodass ich an seiner Seite erscheinen konnte, sobald er angekommen war. Außerdem packte Lucas einen zusätzlichen Mantel und eine Trainingshose in seinen Rucksack ein. Wenn wir die einzigen Evernight-Schüler im Kino wären, wie es gewöhnlich der Fall war, könnte ich auf diese Weise Gestalt annehmen und wie früher mit ihm zusammen sein. Vielleicht auch wie früher mit ihm herummachen. Auf Letzteres hoffte ich sehr.
    In der halben Stunde, nachdem der Bus abgefahren war, wuchs meine Aufregung noch mehr. Es kam mir vor, als müsste ich eine ganze Ewigkeit warten, auf dem Dach neben einem der Gargoyles die Zeit totschlagen und den weichen Regen durch mich hindurchprasseln lassen. Ich wusste, dass es keinen Sinn ergeben würde, mich zu Lucas zu gesellen, ehe er endgültig in Riverton angekommen war, aber ich freute mich schrecklich, endlich mit ihm dort sein zu können. Besonders in diesem Kino, dem Ort unseres ersten Dates. Er war etwas so Besonderes für mich, dass ich mir jedes Detail der goldenen Schneckenverzierungen an den Wänden vor Augen rufen konnte, ebenso den roten Samtvorhang, die Poster …
    Moment mal . War es möglich, dass ich das Kino genug liebte, um eine Verbindung zu ihm geknüpft zu haben? Dass es einer der Orte war, an den ich sofort reisen und den ich nach meinem Tod bespuken konnte?
    Einen Versuch ist es wert , entschied ich. Ich verblasste kurz und ließ die materielle Welt der Schule hinter mir zurück, während ich mir das Kino so detailreich und farbgetreu vorstellte, wie es mir aus der Erinnerung heraus möglich war.
    Und dann war ich dort.
    Ja ! Ich hätte triumphierend die Faust in die Luft gereckt, wenn ich in diesem Moment einen festen Körper gehabt hätte.
    Das Kino hatte sich nicht im Geringsten verändert. Da war noch immer die altmodische Popcorn-Maschine, ein kleiner Kupferkäfig mit einem rot-weiß gestreiften Schild. Und da war der Teppich mit dem Strudelmuster, der so dick und weich war, dass ich mich nach Füßen sehnte, mit denen ich im Flausch hätte versinken können. Dem angestrahlten Poster nach zu urteilen würde heute »Über den Dächern von Nizza« gezeigt werden. Cary Grant: glamourös und umwerfend romantisch. Hätte es besser laufen können?
    Nun, irgendwie schon , stellte ich fest. Es sah aus, als würde die Vorstellung gut besucht werden, sodass Lucas und ich nicht viel Gelegenheit haben würden, allein zu sein.

Weitere Kostenlose Bücher