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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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nicht gut aus.«
    »Er hat eine harte Zeit hinter sich.« Das war zwar eine völlige Untertreibung dessen, was Lucas gerade durchmachte, aber ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen sollen.
    Dana sah niedergeschlagen aus. Sie und Lucas waren zusammen aufgewachsen. Auch sie war so lange vom Schwarzen Kreuz indoktriniert worden, bis sie das Vampirsein für das schlimmstmögliche Schicksal hielt. Vielleicht war sie die Einzige, die die Tiefe von Lucas’ augenblicklicher Selbstverachtung wirklich nachempfinden konnte. Dann suchte sie meinen Blick, und Zorn flackerte in ihren Augen auf. »Wieso hast du ihm nicht den Kopf abgeschlagen?«
    So entsetzlich dieser Gedanke auch war, ich hatte doch bereits darüber nachgedacht und kannte die Antwort. »Weil ich selbst eine Vampirin war. Ich weiß, dass das nicht immer ein furchtbares Los ist. Ich dachte, vielleicht würde er lernen, damit klarzukommen, und das hoffe ich noch immer.«
    »Du warst nie etwas anderes als eine Vampirin«, schleuderte Dana mir entgegen. Raquel beobachtete unseren Streit mit schreckerfüllten Augen, als ob sie zu viel Angst davor hatte, eine von uns beiden daran zu erinnern, dass sie auch noch da war. »Woher willst du denn wissen, was das furchtbarste Los ist? Bei einem aber bin ich mir verdammt noch mal sicher: Ich würde jemanden haben wollen, der sicherstellt, dass ich nach einer Verwandlung nicht als Untote wieder aufwache. Das ist das heiligste aller Versprechen, das wir uns selber geben. Lucas und ich haben uns tausendmal unser Wort darauf gegeben.« Sie atmete schwer, und ihre Empörung wuchs. »Wenn du ihn wirklich geliebt hättest, dann hättest du das für ihn getan.«
    Das war ein Schlag ins Gesicht, auch wenn ich wusste, dass Lucas mir meine Entscheidung längst vergeben hatte. »Es ist ganz leicht, Dinge zu schwören. Aber wenn du dabei gewesen wärst, wenn du Lucas tot hättest herumliegen sehen und gewusst hättest, dass du ihn entweder für immer verlierst oder in einigen Stunden wieder mit ihm sprechen könntest, dann hätte die Sache schon ganz anders ausgesehen.« Wieder einmal wünschte ich mir, dass Geister Tränen hätten vergießen können. Es tat mir weh, solche furchtbaren Erinnerungen in mir zu tragen und keine Möglichkeit zu haben, meiner Trauer Luft zu machen. »Und so schwer, wie das für ihn jetzt auch ist, er hat noch immer seine Freunde. Er hat mich. Ist sein jetziges Schicksal wirklich schlimmer, als niemanden von uns je wiederzusehen?«
    Dana saß einige Sekunden lang schweigend da. »Ich weiß es nicht«, gab sie schließlich zu. »Aber was ich gesagt habe, meine ich auch so, in Ordnung, Süße?« Ihr Blick war zu Raquel gewandert. »Wenn ich jemals in eine Vampirin verwandelt werde, dann musst du dafür sorgen, dass ich niemals wieder einen Sonnenaufgang sehe.«
    »Ich verspreche es dir.« Raquels Stimme war so leise, so sicher, dass ihre Liebe zu Dana den ganzen Raum ausfüllte. Wenn Lucas und ich mehr darüber gesprochen hätten, wenn ich selbst diesen Eid geleistet hätte, wäre ich dann stark genug gewesen, Lucas gehen zu lassen? So stark wie Raquel? Ich war mir nicht sicher.
    Lange Zeit schauten sich Raquel und Dana in die Augen, und Raquel hielt Danas Hand fest umklammert.
    Schließlich wandte sich Dana wieder mir zu. »Bist du gekommen, um dich mit uns darüber zu unterhalten? Über Lucas?« Ihr Ton war weicher geworden. »Will er mit mir sprechen? Denn … wenn du von mir verlangst, dass ich mich seinetwegen in diese verrückte Vampirschule schleiche, dann werde ich das tun.«
    Raquel platzte heraus: »Was wollt ihr denn in der Evernight-Akademie? Seid ihr übergeschnappt?« Dann rückte sie wieder von mir ab, denn noch immer fürchtete sie sich vor mir.
    »Es geht schon irgendwie. Mrs. Bethany war nicht einmal wütend. Es schien eher, als ob sie das Schwarze Kreuz so sehr hasst, dass … sie es genießt, ihnen Lucas entrissen zu haben.« Das war mir bislang noch gar nicht so richtig klar gewesen, aber ich bezweifelte nicht, dass dieser Aspekt bei ihrer Reaktion eine entscheidende Rolle gespielt hatte. »Na ja, ich würde da jedenfalls nicht als Kämpferin vom Schwarzen Kreuz auftauchen. Aber es gibt bald wieder einen Ausflug nach Riverton. Andererseits: Wird das Schwarze Kreuz noch einmal Jagd auf Lucas machen, sobald er das Schulgelände verlässt?«
    »Beim nächsten Mal wird Mrs. Bethany dafür sorgen, dass das Schwarze Kreuz von ihren Leuten in Empfang genommen wird«, sagte Dana und schüttelte

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