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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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er mit den Kiefern mahlte, war mir klar, dass seine Fangzähne hervorzudrängen drohten.
    Lucas nein. Lucas, du musst den Bann brechen . Konnte ich es wagen, eine körperliche Gestalt anzunehmen? Skye würde sich vermutlich zu Tode fürchten, aber wenn Lucas gerade drauf und dran war, sie zu beißen … Aber das würde er nicht tun. Das könnte er nicht. Oder?
    »Natürlich hast du kein Pflaster in der Tasche. Schließlich habt ihr Jungs ja keine Handtasche dabei«, sagte Skye, als tadle sie sich selbst. Sie beugte ihr Bein und hielt sich ihr Knie näher vors Gesicht – und vor Lucas’ Nase. »Vielleicht habe ich ein Taschentuch in meinem Rucksack, aber ich glaube, ich habe mein Erste-Hilfe-Zeug in den Pferdeställen gelassen. Lass mich mal sehen.«
    Als sie den Reißverschluss ihres Rucksacks öffnete, fiel ihr glänzendes, braunes Haar über ihr Gesicht, sodass sie Lucas nicht mehr sehen konnte. Ich spürte, wie er ein hitziges Verlangen verströmte. Er wollte Blut – ihr Blut –, und zwar in genau dieser Sekunde. Er wollte es mehr als alles andere auf der Welt; genug, um zu vergessen, dass ich ihm dabei zusah, vielleicht sogar genug, um alles andere zu vergessen außer seinen entsetzlichen Vampirdurst.
    Gerade hatte ich mich entschlossen, den beiden zu erscheinen, und machte mich bereit, eine körperliche Gestalt anzunehmen, als ich noch jemand anderen über uns auf der Treppe hörte. Als Skye das Klick-Klack von Schritten hörte, sah sie auf. Lucas aber wandte seinen Blick nicht von der blutenden Wunde.
    »Miss Tierney.« Mrs. Bethanys volle Stimme wurde von den Wänden des Treppenhauses zurückgeworfen. Zuerst sah ich sie nur als Schatten in der Dunkelheit auftauchen, als schäle sich ihr Körper aus der Nacht heraus. »Wie ich sehe, hatten Sie einen kleinen Unfall. Und Mr. Ross kommt Ihnen zu Hilfe.«
    Skye lächelte unsicher. »Ja, ich bin gestolpert und hingefallen.«
    Während dieses Wortwechsels war es Lucas endlich gelungen, seinen Blick loszureißen. Er schien sich nicht zu erinnern, wo er war oder wie er dort hingekommen war. Eilig streckte er Syke seinen Arm entgegen und half ihr auf die Beine.
    Mrs. Bethany bot Skye ein weißes Spitzentaschentuch an. »Wickeln Sie sich das, so gut es geht, um Ihr Knie, bis Sie sich ein Pflaster geholt haben.«
    »Das ist doch viel zu schön dafür«, protestierte Skye und strich mit den Fingern über die zarte Spitze. »Ich will es nicht mit meinem Blut ruinieren.«
    »Wenn Sie das Leinen so schnell wie möglich in kaltem Wasser ausspülen, dann ist die Chance sehr gering, dass ein Fleck zurückbleibt«, sagte Mrs. Bethany. »Und ein ruiniertes Taschentuch ist mir viele Male lieber als eine Schülerin, die auf dem Flur sitzt und alles vollblutet.«
    Offenbar war Mrs. Bethany sehr darauf bedacht, den untoten Teil der Schülerschaft nicht in Versuchung zu führen.
    Skye bedankte sich bei Mrs. Bethany und bei Lucas, als dieser ihre Bücher zurück in ihren Rucksack schob und ihr diesen reichte. Gerade als sie sich zu gehen anschickte, warf sie Lucas einen neugierigen Blick zu. Vielleicht war ihr aufgefallen, dass er kaum mehr ein Wort gesprochen hatte, seitdem er ihr aufgeschlagenes Knie gesehen hatte. Aber sie sagte nichts, als sie zurück in Richtung ihres Schlafzimmers humpelte.
    Als Mrs. Bethany und Lucas wieder allein waren – wenn man von mir absah –, starrte sie ihn eindringlich an. »Das war schwer für Sie, nicht wahr?«
    Lucas nickte nur. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Ich wusste, dass ein tiefsitzendes Schamgefühl an ihm nagte. Er hasste sich dafür, dass es ihn so sehr nach Blut verlangte, und die Tatsache, dass er in Versuchung geraten war, einen Menschen anzugreifen – vor allem einen Menschen, der immer so nett zu ihm gewesen war –, war schier unerträglich für ihn. »Verlieren Sie nicht den Mut, Mr. Ross.« Mrs. Bethany legte ihm wieder vertraulich eine Hand auf die Schulter. »Es führen Wege aus Ihren augenblicklichen Schwierigkeiten heraus.«
    »Was? Es gibt eine Möglichkeit, Vampire davon abzubringen, Blut trinken zu wollen?«, fragte er spöttisch.
    »Ja.«
    Lucas starrte Mrs. Bethany in wortlosem Erstaunen an, jedenfalls soweit ich das beurteilen konnte. Ich war selbst viel zu verblüfft, um neben meinem eigenen Schock noch etwas anderes wahrzunehmen.
    Das Verlangen nach Blut war es doch, was einen Vampir zu einem Vampir machte. Außerdem war die Evernight-Akademie beinahe vollständig von Vampiren bevölkert, die niemals

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