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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Frida?« Raquel kniff die Augen zusammen. »Es sieht so aus, als hätten sie Teile des Küchenfußbodens herausgerissen. Ob wieder ein Wasserrohr gebrochen ist? Dann müssen sie erst den Schaden beheben lassen.«
    »Sie sind nicht zu Hause«, sagte ich. »Das ist im Augenblick am wichtigsten. Wir können es also jetzt tun.«
    Raquel wurde ganz still. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann.«
    Dana legte ihr einen Arm um die Schulter. »Das ist in Ordnung. Wenn du hier draußen bleiben willst, wird es trotzdem funktionieren, nicht wahr, Bianca?«
    Gerade wollte ich anfangen, mit ihr zu streiten, zügelte mich aber. »Natürlich kannst du draußen bleiben, wenn du das möchtest«, sagte ich. »Aber ich denke, du solltest diesem Ding gegenübertreten.«
    Raquel presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie ganz weiß wurden, und schüttelte den Kopf.
    »Komm schon, Raquel! Seit wann drückst du dich denn vor einer Auseinandersetzung?« Sie konnte mir nicht mehr ins Gesicht schauen, aber ich versuchte es weiter: »Wenn du nicht siehst, was passiert, dann wirst du immer Angst haben. Immer. Aber wenn du zuschaust, wie wir den Geist besiegen, dann ist dies das letzte Bild, welches du von dem Ding im Gedächtnis behalten willst. Du siehst, wie es besiegt worden ist. Willst du das denn gar nicht mit eigenen Augen anschauen?«
    »Hör auf, ja?« Dana schob sich zwischen uns. »Bedräng sie nicht so.«
    »Schon gut«, sagte Raquel. Sie legte Dana die Hand auf die Schulter und schob sie sanft beiseite. »Bianca hat recht. Ich werde mit reinkommen.«
    Der Regen pladderte leise auf den metallenen Dachvorsprung über uns. Dana öffnete das Türschloss so schnell und mühelos, wie ich es sonst nur bei Lucas gesehen hatte. Zu schade, dass ich nicht lange genug beim Schwarzen Kreuz gewesen war, um das auch zu lernen , dachte ich.
    Quietschend schwang die Tür auf. Dana schlich auf Zehenspitzen hinein und versuchte, kein Geräusch zu machen; Raquel folgte ihr mit bleichem Gesicht. Ich schwebte als bläuliche Nebelschwade unmittelbar hinter ihnen her.
    »Brrr«, stieß Raquel offensichtlich erschrocken aus. »Das ist … gruselig.«
    »Pssst! Wir versuchen hier, leise zu sein!« Dana hielt die Puderdose ausgestreckt von sich, als hoffte sie, sie wie einen Schild benutzen zu können. Ich würde ihr die Dose später aus der Hand nehmen müssen, allerdings erst, wenn ich wieder eine feste Gestalt angenommen hatte.
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte ich. »Früher oder später soll das Ding ja erfahren, dass wir hier sind.«
    Ich ließ mein Bewusstsein durchs Haus schweifen und stellte fest, dass ich die Anordnung der Räume erspüren konnte, ohne sie tatsächlich zu sehen, sodass ich wusste, welches Zimmer Raquel gehörte. Ein Teil ihrer Aura war noch immer dort. Ebenso wie noch etwas ganz anderes.
    Die Stimme schwang auf einer Frequenz, die gar kein richtiger Laut war, sondern eher ein Vibrieren in dem Äther, den wir teilten. Kleines Mädchen. Kleines Mädchen. Ich bin zurückgekommen, um mit dir zu spielen.
    Raquel begann zu zittern. »Es ist hier«, wisperte sie. »Ich kann es fühlen.«
    Offenbar hatte sie die Stimme nicht gehört, ebenso wenig wie Raquel; sie schauten sich beide mit wilden Blicken um, als ob sie jede Sekunde damit rechneten, dass aus irgendeiner Richtung der Geist auftauchen könnte. Und doch war es Raquel anscheinend auf einer tieferen Ebene, die ich nicht begreifen konnte, möglich, seine Anwesenheit wahrzunehmen. Ich fragte mich, was für eine starke Verbindung zwischen ihnen geschmiedet worden war und wie tief dieser Geist seine Klauen in sie versenkt hatte.
    Hast du mir noch mehr Spielkameraden mitgebracht?
    Plötzlich konnte ich einen Raum sehen. Es war nicht dieses Zimmer, sondern eine andere, eine falsche Realität, die mich umgab. Sie war ein wenig durchscheinend, doch gleichzeitig fest wie eine Zelle aus Glas. Rings um mich herum sah es aus wie in der Stube eines Kindes. Zuerst glaubte ich, so müsste Raquels Zimmer ausgesehen haben, als sie noch klein gewesen war, doch dann berichtigte ich mich. Sie hätte niemals auch nur eine einzige Nacht in einem Raum verbracht, der so in Rosa gehalten war mit Rüschen überall, einem Himmelbett und mehreren Reihen Puppen. Ich hatte überhaupt noch nie so viele Puppen gesehen …
    Und ich hatte auch noch nie Puppen gesehen, die meinen Blick erwiderten. Irgendwie schauten sie mich an, ihre gläsernen, schwarzen Augen wirkten viel zu lebendig. Ich hörte ein

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