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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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auf die Steintreppe setzte. »Das meine ich ganz ernst, Bianca. Es ist großartig, dass dein Vater jetzt Bescheid weiß und dass zwischen dir und deinen Eltern alles gut wird.«
    Seine Augen blickten bei diesen Worten jedoch traurig. Ich wusste, dass das nichts mit meiner Versöhnung mit Dad zu tun hatte; es war die Erinnerung an Kates brutalen Angriff, die ihn bedrückte. Die Grausamkeit ihrer Ablehnung traf mich nun, wo ich meinem Vater gegenübergetreten war, umso härter. Ich kannte die Angst und die Verletzlichkeit, die dieser Moment mit sich brachte. Lucas hatte sogar mehr Mut und Vertrauen als ich gezeigt. Sein Glauben an seine Mom war vollkommen gewesen. Seine Belohnung war ihr Verrat gewesen. Ich konnte mir kaum ausmalen, wie sehr ihn das verletzt haben musste.
    »Vielleicht findet sich deine Mom ja auch noch damit ab«, sagte ich leise. »Gib ihr Zeit.«
    Lucas lächelte düster, während er den Kopf schüttelte. »Für sie bin ich jetzt nur noch ein Monster. Das wird sich auch nie ändern.«
    Ich legte ihm eine Hand auf die Wange. »Du bist kein Monster.«
    »Doch, das bin ich. Und ich habe Reißzähne, die das beweisen.«
    »Dann bist du eben nicht ausschließlich ein Monster. Du bist auch ein guter Mann.« Ich lächelte und verbreitete ein weiches Leuchten rings um uns herum im gesamten Treppenschacht. Ich hoffte, dass ihm das helfen würde, aber ich hatte den Eindruck, dass es eine gute Idee wäre, das Thema zu wechseln. »Also, was hältst du von meinem Plan?«
    »Ich hasse ihn.«
    »Du denkst, das ist eine schlechte Idee?«
    »Nein«, gab er zu. »Es ist eine großartige Idee. Irgendwann musst du dich ohnehin einem Geist stellen, und ich kann mir keinen besseren Kandidaten zum Üben vorstellen als diesen Abschaum. Aber es ist gefährlich. Ich hasse die Tatsache, dass ich dich nicht beschützen kann.«
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    Ein unfreiwilliges Lächeln stahl sich auf Lucas’ Gesicht. »Das weiß ich. Ich vertraue dir. Und ich habe gesehen, was du tun kannst, wenn du dir irgendetwas in den Kopf gesetzt hast. Aber ich will immer derjenige sein, der dich beschützt, das weißt du doch. Ich muss erst noch lernen, dich deine eigenen Schlachten schlagen zu lassen – wenigstens die, in denen ich nicht an deiner Stelle kämpfen kann.«
    Ich verstand ihn und sagte: »Es muss dir ja nicht gefallen.«
    »Genau …« Seine Stimme wurde leiser, denn wir hörten auf der Treppe über uns Schritte. Rasch verschwand ich und wurde zu einem kaum sichtbaren Nebelstreif, der sich mühelos in einer Ecke verbergen konnte. Lucas stand auf, rückte den Pullover seiner Schuluniform zurecht und sagte zu der Person, die ich noch nicht sehen konnte: »Hey!«
    Seine Stimme war ein wenig zu laut und voll gezwungener Fröhlichkeit, und er musste ein Mädchen erschreckt haben, das sich allein geglaubt hatte. Ich hörte den überraschten Schrei einer weiblichen Stimme und dann ein dumpfes Geräusch auf der Treppe. Lucas sprintete, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf, und ich folgte ihm.
    Dort, den Rock ihrer Uniform praktisch bis zur Taille hochgeschoben, die Bücher im Umkreis verstreut, lag Skye. Sie rappelte sich auf, bis sie saß, als sie Lucas kommen sah, und zog ihren Rock wieder herunter, wobei ihre Wangen vor Verlegenheit brennend rot wurden. »Du hast mich erschreckt! Ich dachte, hier wäre niemand außer mir«, sagte sie. »Und diese Stufen … sind wirklich rutschig …«
    »Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass du hingefallen bist«, sagte Lucas. »Ich habe dich erschreckt, und ja, die Treppe ist wirklich die Pest. Ist mit dir alles in Ordnung, Skye?«
    »Vermutlich ist nur mein Stolz verletzt.«
    »Meinetwegen musst du dir keinen Kopf machen. Dann fehlt dir also nichts, ja?« Er beugte sich vor, wohl um ihr hochzuhelfen oder einige ihrer Bücher aufzuheben … und erstarrte.
    Ich sah es nur einen Augenblick später. Skye hatte sich bei ihrem Sturz das Knie aufgeschlagen. Überall auf ihrer blassen Haut war Blut zu sehen, und an der Wunde quollen immer dickere Tropfen hervor.
    Lucas’ Augen wurden schmal, und ich konnte sehen, wie sich sein ganzer Körper anspannte, als er den Geruch witterte.
    Auch Skye sah nun die abgeschürfte Haut und zuckte zusammen. »Also doch nicht nur ein blauer Fleck. Ich vermute, du hast nicht zufällig Pflaster dabei?«
    »Nein«, antwortete Lucas langsam. Sein Blick – sein gesamtes Wesen – waren vollkommen vom Anblick des Blutes absorbiert. Als ich sah, wie

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