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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Menschen angriffen; würden sie denen nicht viel eher beibringen, wie man diese Gier endgültig loswürde, als dass man ihnen zum Beispiel Fahrstunden gab oder irgendwelches andere Wissen vermittelte?
    Lucas’ bass erstaunte Reaktion zauberte ein dünnes Lächeln auf Mrs. Bethanys Gesicht. Ihre Finger verstärkten den Griff auf seiner Schulter. »Es gibt einen Weg, den Blutdurst für immer zum Versiegen zu bringen«, murmelte sie. »Es ist wahr. Und ich werde es allen beweisen.«
    Lucas war vollkommen still und starrte sie wie gebannt an. Dann sagte er: »Bringen Sie es mir bei.«
    »Wenn Sie so weit sind.« Sie wandte sich zum Gehen, doch als sie ihren langen Rock mit den Händen raffte, um die Treppe emporzusteigen, fügte sie hinzu: »Ich denke, das wird sehr bald der Fall sein.«
    Als wir wieder allein waren, flüsterte Lucas: »Ist es wahr? Bianca, ist es denkbar, dass sie die Wahrheit sagt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Der Rest des Tages zog beinahe unbemerkt an mir vorüber. Mrs. Bethany brachte Lucas immer mehr auf ihre Seite, und das machte mir solche Angst, dass ich mich kaum auf etwas anderes konzentrieren konnte, auch nicht auf die Aufgabe, die unmittelbar vor mir lag. Aber als die Nacht hereingebrochen war und Lucas und meine Freunde zu Bett gegangen waren, zwang ich mich zum Handeln.
    Wenn ich heute Nacht versagte, dann würde ich niemals den Mut haben, mich gegen einen Geist zu stellen. Und das würde bedeuten, dass ich niemals mein Schicksal in die eigenen Hände nehmen würde.
    Ich konzentrierte mich auf ein Objekt, das während meines Lebens für mich eine Bedeutung gehabt hatte – eine mögliche »U-Bahn-Haltestelle«, zu der ich jederzeit reisen konnte. Allerdings würde dies nicht so einfach werden, denn dieser Gegenstand hatte nicht mir gehört. Er befand sich im Besitz von jemand anderem. Jemandem, der mich vielleicht nie wiedersehen wollte – und doch kurz davorstand.
    Ich rief mir das Bild vor mein geistiges Auge, ich zwang mich, es zu sehen, mit ihm zu verschmelzen: ein geflochtenes Armband aus dunkel gewordenem Leder.
    Die Evernight-Akademie verschwamm. Alles um mich herum wurde dunkel. Als ich mich umsah, konnte ich einige wenige helle Streifen erkennen: Licht, das durch Jalousien fiel, gleißendes Licht vom Schild eines billigen Hotels und die Leuchtziffern eines Weckers.
    Zu meiner Erleichterung war dies ein Einzelzimmer und nicht der Gemeinschaftsunterschlupf einer ganzen Zelle vom Schwarzen Kreuz. Jedenfalls vermutete ich das, aber es war auf jeden Fall besser, sich zu vergewissern. Ich beschloss, dass der Raum noch eine weitere Lichtquelle benötigte, und erfüllte ihn mit meinem eigenen Schein, einem weichen, blauen Schimmer, der meine Spektralgestalt umgab. Jetzt konnte ich ein Hotelbett und zwei Menschen erkennen, die darin schliefen.
    Einer davon bewegte sich unruhig unter der Decke und fuhr dann kerzengerade hoch. Die Gestalt blinzelte einmal und fragte dann: »Bianca?«
    Ich lächelte.
    »Hey, Raquel.«

15

    Raquel starrte mich an. Ihr kurzes, schwarzes Haar stand in alle Richtungen ab, ihre Augen waren weit aufgerissen. »Träume ich?«, fragte sie.
    »Nein«, entgegnete ich.
    Sie stieß die andere Person an, die neben ihr im Bett lag: ihre Freundin Dana, die sich langsam aufrichtete und sich die Augen rieb. »Was ist denn los, Süße?«
    Ich verbreitete noch ein wenig mehr Licht und wagte, eine festere Gestalt anzunehmen. »Hey, Dana.«
    Dana sah aus, als hätte sie der Schlag getroffen, was unter anderen Umständen ausgesprochen komisch gewirkt hätte.
    »Bist du hier, um mich heimzusuchen?«, fragte Raquel. Sie war rückwärtsgerutscht und saß nun gegen das Kopfende des Bettes gepresst, als würde sie am liebsten noch mehr Abstand zwischen sich und mich bringen. Eine ihrer verrückten Collagen hing an der Wand; eine wilde Zusammenstellung von Bildern, aus Zeitschriften herausgerissen, und Gegenständen, die sie gefunden hatte. Raquel liebte es, aus diesem Sammelsurium ein Kunstwerk zu schaffen. »Ich wusste es ja.«
    »Was? Nein.« Dann begriff ich, warum Raquel so verängstigt und schuldbewusst aussah. Sie dachte, ich sei noch immer wütend, weil sie mich ans Schwarze Kreuz verraten hatte.
    Was auch tatsächlich der Fall war, jedenfalls ein wenig. Ich war mir darüber nicht im Klaren gewesen, bis ich sie nun wiedersah, und zwar ohne einen Haufen Kämpfer vom Schwarzen Kreuz, die uns in die Quere kamen.
    Dana unterbrach uns: »Wie geht es Lucas? In Riverton sah er gar

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