Evernight Bd.1 Evernight
das tust, was du für richtig hältst.«
»Das kommt dem nahe genug«, sagte er müde.
»Ich liebe dich.«
»Und ich liebe dich.«
In diesem Augenblick wollte ich ihn an mich ziehen, sodass wir uns ineinander verlieren und alles andere vergessen konnten. Mir war es egal, ob wir in Sicherheit waren, ob wir uns je wiedersehen würden, selbst, dass dies mein erstes Mal gewesen wäre. Aber bevor ich mich bewegen konnte, faltete Lucas meine Hände zwischen den seinen, so innig, als würden wir beten wollen. »Wir können uns nicht davontragen lassen«, murmelte er. Sein Blick bohrte sich in meinen, als ob es nichts in der Welt gäbe, das er lieber wollte, als sich davontragen zu lassen.
Meine Stimme zitterte, als ich einen Vorstoß wagte. »Vielleicht doch.«
Seine Hände verkrampften sich um meine, und etwas regte sich daraufhin in mir. Noch immer machte Lucas keine Anstalten, mich zu küssen.
»Können wir nicht.« Er sagte es in einem Ton, als versuche er, sich selbst genauso wie mich zu überzeugen. »Wir sind auch so schon beide nahe genug dran, uns in Vampire zu verwandeln. Wenn einer von uns beiden die Kontrolle verliert - wenn wir beide es tun -, dann weißt du, was geschehen könnte, Bianca.«
»Und wäre das das Schlimmste?«
»Ja, ich glaube schon.« Noch ehe wir wieder darüber streiten konnten, was Vampire waren und was nicht, wer gut war und wer böse, fügte Lucas hinzu: »Außerdem werden wir morgen mit einer Gruppe von Vampirjägern zusammenstoßen. Vielleicht ist das ein schlechter Zeitpunkt, selbst ein Vampir zu werden.«
Okay, das ergab einen Sinn. Das bedeutete allerdings nicht, dass es mir gefiel. »In Ordnung«, murmelte ich. »Aber, Lucas…«
»Ja?«
»Eines Tages.«
Seine Stimme klang heiser, als er mir nachsprach: »Eines Tages.«
Ich schloss die Augen und senkte mein Gesicht, sodass seine Fingerspitzen meine Wange berührten. Jetzt konnte ich schlafen. Ich wagte zu glauben, dass alles gut werden würde. Vielleicht war das nur ein Traum, aber wir waren am richtigen Ort für Träume.
»Lucas?«
Ich hörte die Stimme einer Frau wie durch einen Nebel. Zuerst fragte ich mich, warum Patrice über Lucas sprach, aber dann begriff ich, dass es gar nicht Patrice war.
Erschrocken fuhr ich auf. Die Ereignisse der letzten Nacht überfluteten meine Erinnerung und machten mich schwindlig, als ich in das plötzliche Licht blinzelte. Anstatt im Schlaftrakt aufzuwachen, lag ich in einem Bett mit Lucas, der sich gerade aufrappelte und mit einer Hand durch das zerzauste Haar fuhr. Eine Frau in den Vierzigern stand in der Tür unseres Hotelzimmers und starrte uns an.
Lucas schluckte mühsam, dann grinste er und sagte: »Hi Mum.«
18
»Okay, wir befinden uns im einundzwanzigsten Jahrhundert, da bin ich nicht davon ausgegangen, dass du warten würdest, bis ihr verheiratet seid.« Lucas’ Mutter lehnte im Türrahmen und hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt. »Aber ehrlich, Lucas. Du wusstest doch, dass ich komme. Musstest du mich wirklich so mit der Nase daraufstoßen?«
»Es ist nicht so, wie es aussieht«, entgegnete Lucas. Wie konnte er nur so ruhig bleiben? Anstatt Entschuldigungen und Erklärungen zu stammeln, wie ich es getan hätte, legte er mir einfach eine Hand auf die Schulter und lächelte. »Bianca und ich teilen uns ein Zimmer, weil wir pleite sind. Wir mussten sogar was versetzen, um das hier bezahlen zu können. Und niemand hat dich gezwungen, hier einzubrechen. Also nimm’s locker, ja?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Du bist beinahe zwanzig. Du kannst deine eigenen Entscheidungen treffen.«
»Du bist zwanzig?«, murmelte ich.
»Neunzehn und ein bisschen. Ist das wichtig?«
»Schätze nicht.« Im Vergleich zu allem anderen, was ich in den letzten Tagen über Lucas erfahren hatte - was zählte es da schon, dass er drei Jahre älter war als ich?
Lucas schob sich mit Leichtigkeit aus dem Bett. Das war mal wieder typisch: Zum ersten Mal sah ich, dass er nichts als Boxershorts anhatte, und ich konnte mich nicht einmal genug entspannen, um den Anblick zu genießen. »Bianca, das ist meine Mutter, Kate Ross. Mum, das ist das Mädchen, von dem ich dir erzählt habe, Bianca.«
Sie nickte mir freundlich zu. »Du kannst mich Kate nennen.«
Nun, da ich wach genug war, um die Dinge um mich herum richtig wahrzunehmen, konnte ich sehen, wie sehr sie Lucas ähnelte. Sie war groß, vielleicht sogar größer noch als Lucas, mit kinnlangen, goldbraunen Haaren, die
Weitere Kostenlose Bücher