Evernight Bd.1 Evernight
Ansichten aus anderen Jahrhunderten haben. Es war nicht schwer, hinter die Wahrheit zu kommen.«
»Klingt nicht nach allzu vielen Beweisen.« Kate hatte sich nicht überzeugen lassen. Nun startete sie den Motor und raste auf der Schnellstraße entlang, die uns aus dem Stadtgebiet hinausführte. »Du bist niemals vorher auf etwas Übernatürliches gestoßen, und dann hast du dir aus so wenigen Bruchstücken diesen Reim gemacht?«
»Bianca verschweigt einen Teil der Wahrheit, weil sie nicht will, dass du dir Sorgen machst«, fiel Lucas ein. »Sie war diejenige, die mir geholfen hat, nachdem das hier passiert ist.« Daraufhin öffnete er vorsichtig seinen Hemdkragen. Dort, immer noch dunkelrot auf seiner Haut, waren die Narben, die von meinem zweiten Biss übrig geblieben waren.
»O mein Gott.« Sofort streckte Kate über mich hinweg die Hand aus, um Lucas’ Arm zu berühren. Also war sie doch eine richtige Mum, auch wenn sie es nicht immer zeigte. »Wir wussten ja, dass das würde passieren können, wir wussten es, aber ich habe mir immer wieder gesagt, dass es nicht so weit kommen würde.«
Verlegen winkte Lucas ab. »Mum! Mir geht es gut!«
»Du bist entkommen. Wie hast du das geschafft?«
»Ich habe einen von ihnen getötet - einen Vampir namens Erich, der andere menschliche Schüler bedroht hat. Wir hatten eine Auseinandersetzung. Er hat den Kürzeren gezogen. Mehr gibt es dazu wirklich nicht zu sagen.«
Lucas’ Talent zu lügen ließ sich leichter bewundern, wenn man selbst nicht diejenige war, der er gerade Geschichten auftischte. Natürlich lag der eigentliche Trick darin, dass er gar nichts erfand. Jedes Wort, das er zu seiner Mutter gesagt hatte, entsprach den Tatsachen. Er hatte die Fakten nur auf eine Weise angeordnet, die seine Mutter dazu brachte, an eine andere Abfolge der Ereignisse zu glauben. In ihrer Vorstellung hatte Erich ihn gebissen, und ich war das süße, clevere, total normale Mädchen, das ihm hinterher geholfen hat, wieder auf die Beine zu kommen.
»Dann hast du gesehen, wogegen wir kämpfen.« Kate sprach nun in respektvollerem Ton mit mir. Jeder, der ihrem Sohn half, war anscheinend in ihren Augen in Ordnung. Sie hielt den Blick starr auf die Straße gerichtet, während sie über die schlecht gepflasterten Straßen raste und den Wagen in einen kleineren Vorort lenkte, der älter und etwas heruntergekommen aussah. »Das ist eine gefährliche Aufgabe, und du bist nicht darauf vorbereitet. Aber ich denke, dass wir die Pflicht haben, für deine Sicherheit zu sorgen. Wenn diese Dämonin Mrs. Bethany erfährt, dass du einem Mitglied des Schwarzen Kreuzes geholfen hast, dann ist dein Leben keinen Pfifferling mehr wert.«
Ich hatte immer gewusst, dass Mrs. Bethany viel tun würde, um ihre Geheimnisse zu bewahren, aber ich konnte noch immer nicht richtig glauben, dass sie so weit gehen würde zu töten, und schon gar nicht, mich zu töten.
»So viel Zeit und das ganze Risiko, und wofür? Denn ich schätze, es ist dir nicht gelungen, das große Geheimnis zu lüften«, sagte Kate an Lucas gewandt. »Wenn doch, hättest du es wohl in einem deiner Berichte erwähnt.«
Müde schüttelte Lucas den Kopf. »Habe ich nicht. Also kannst du jetzt mal ein bisschen die Zügel locker lassen, okay?«
»Geheimnis?« Ich fragte mich, ob es sich vielleicht um etwas handelte, das meine Eltern mal erwähnt hatten. Wenn ich Lucas helfen konnte, wenn es Informationen gab, die ich enthüllen konnte, ohne dass sie meine Eltern oder Balthazar schadeten, dann würde ich es tun. »Was hast du denn in Evernight herauszufinden versucht?«
»Dies ist das erste Jahr, dass sie Menschen als reguläre Schüler aufnehmen. Die Kämpfer vom Schwarzen Kreuz, die zugelassen wurden, die Hand voll anderer Menschen im Laufe der Jahre - das waren alles besondere Fälle, Ausnahmen, die die Evernight-Vampire gemacht haben, um an viel Geld ranzukommen und um zu vermeiden, Aufmerksamkeit zu erregen. Was immer sie jetzt vorhaben, ist etwas anderes. Sie haben mindestens dreißig Menschen akzeptiert. Warum dieser Wandel?«
Mrs. Bethany hatte gesagt, dass diese »neuen Schüler« in Evernight aufgenommen worden waren, damit wir eine umfassendere Sicht auf die Welt gewinnen könnten. In Wahrheit war das das Letzte, was sie wirklich wollte. Ja, die Schüler waren dort, um mehr über die Welt zu lernen, aber Mrs. Bethany hatte einen anderen Plan. Und für diesen Plan war es ein Risiko, menschliche Schüler in Evernight zu haben. Raquel
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