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Evers, Horst

Evers, Horst

Titel: Evers, Horst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fuer Eile habe ich keine Zeit
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ab.
Sind eben nicht alles so Mimosen wie Sie, Herr Evers, Sie kleines Dickerchen.»
    «Äh, Sie finden, ich bin zu dick?»
    «Schwer zu sagen, das ist
natürlich auch Geschmackssache.
    So ähnlich wie mit Fisch, der fünf
Tage in der Sonne liegt.
    Die einen sagen, der stinkt, die
andern finden, ach Gott, wenn man sich mal an den Geruch gewöhnt hat.»
    «Ich bin wie Fisch, der fünf Tage
in der Sonne gelegen hat?»
    «Nein, natürlich nicht, gemessen
an Ihrem Aussehen, riechen Sie ja eigentlich so weit ganz okay.»
    «Danke.»
    «Da nicht
für. Also fassen wir mal zusammen: Es stimmt, Sie sind zurzeit kurzatmig,
außerdem arbeitet Ihre Lunge bei weitem nicht auf hundert Prozent, da ist schon
eine grundsätzliche Entzündung, die wir behandeln müssen. Aber Ihre
eigentlichen Beschwerden haben nichts mit der Lunge oder Ihren grundsätzlichen
körperlichen Voraussetzungen zu tun. Das ist nämlich alles prima. Nur Sie sind
zu doof.» Ich stutze. «Und mit dieser Art der Behandlung haben Sie wirklich
immer bei allen Patienten Erfolg?»
    «Nicht bei
allen, aber darum geht es ja auch nicht. Das Wichtigste ist doch, dass man
Spaß an der Arbeit hat, oder?» Jetzt beginnt sie tatsächlich fast zu singen:
«Also, Sie essen zu viel, zu ungesund und bewegen sich zu wenig. Das ist alles.
Wäre Ihr Körper ein Kind und ich das Jugendamt, würde ich Ihnen das Sorgerecht
entziehen.»
    «Sie wollen mir meinen Körper
wegnehmen?»
    «Sagen wir mal so, für Ihren
Körper wäre es wahrscheinlich schon das Beste, wenn er in einem Heim aufwachsen
würde.»
    «In einem Heim?»
    «Ja.»
    «Könnte
ich ihn denn da wenigstens mal besuchen?»
    «Nein, da
wäre jeglicher Kontakt untersagt. Aber leider, leider darf ich Ihnen Ihren
Körper ja nicht wegnehmen, und deshalb versaue ich Ihnen nur Ihr Leben und
setze Sie auf Diät. Die Sprechstundenhilfe gibt Ihnen einen Bewegungs- und
Ernährungsplan.»
    Ich will
was Originelles, Schlagfertiges sagen, gehe in Angriffsstellung, öffne den
Mund und höre mich dann überraschenderweise «Danke» sagen.
    «Bitte,
bitte und jetzt huschhusch raus, ich habe auch noch andere Patienten, die heute
noch beschimpft werden wollen.»
    Als ich
der Sprechstundenhilfe den Zettel der Ärztin mit den Notizen zu meinen
Medikamenten und dem Ernährungsplan gebe, lächelt diese und sagt: «Oh, ich
glaube, die Frau Doktor hat Sie richtig gern.» Und ich Trottel freue mich darüber.
Wahrscheinlich ist das ihr eigentlicher Trick.
     
    Mathematik macht schön
     
    Ich habe
zwanzig Kilo abgenommen. Jawohl. Da wird meine Ärztin aber staunen. Nicht
einmal eine Woche nachdem sie mir befohlen hat, Gewicht zu reduzieren, habe ich
das schon erledigt. Habe direkt zwanzig Kilo abgenommen, auf einen Schlag
quasi. Und das komplett ohne Diät oder Sport oder so Zeug. Davon würde ich
ohnehin abraten. Also, wenn man wirklich abnehmen möchte, sollte man das nicht
mit einer Diät oder Sport versuchen. Was in dem Bereich so angeboten wird,
basiert doch auf Aberglaube. Ein Aberglaube, der natürlich von skrupellosen
Geschäftemachern am Leben erhalten wird. Diese ganze Abnehmerei ist doch
größtenteils Beutelschneiderei. Teilweise ja sogar wortwörtlich, also jetzt bei
den plastischen Chirurgen. Davon würde ich übrigens noch mehr abraten, aber das
weiß ja jeder. Nein, ich habe für mich eine sehr viel vernünftigere, nachhaltigere,
eben wissenschaftlichere Art des Abnehmens gefunden. Ich habe einfach die Art
des Wiegens verändert. Seit fünf Tagen wiege ich die Körperteile einzeln.
Linker Fuß, rechter Fuß, Kopf und so weiter. Dann zähle ich alles zusammen,
und allein dadurch habe ich rund zwanzig Kilo abgenommen. Auf einen Schlag, ein
großartiger Erfolg. Den Tipp für diese Art des Abnehmens habe ich übrigens von
meinem Freund Bernd, der von Haus aus Mathematiker ist. Ich hatte ihm von
meinem Problem mit meiner Lungenärztin erzählt, und er hat mir dann zu dieser,
wie man in der Finanzwelt wohl sagen würde, «Neubewertung meines Körpervermögens»
geraten.
    Im
Prinzip, hat mir Bernd weiter erklärt, wäre es theoretisch sogar möglich, wenn
ich jetzt die Summe des Gewichts meiner einzelnen Körperteile durch das
Durchschnittsgewicht vierzigjähriger Mitteleuropäer dividiere und den
Koeffizienten in Relation setze zum Muskel-Fett-Verhältnis der Gesamtbevölkerung
und dieses dann, ich glaube, im Tangens spiegele oder so ähnlich, was ich dann
wiederum über eine Gauß sehe Funktion ableiten kann, wodurch ich einen

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