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Evers, Horst

Evers, Horst

Titel: Evers, Horst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fuer Eile habe ich keine Zeit
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Wert
erhalte, den ich mit der deutschen Gesamtbevölkerung multipliziere, um dies
wiederum durch das Komplettgewicht aller Deutschen zu dividieren, wodurch ich
dann ... Also, um offen zu sein, ich habe es nicht so ganz genau verstanden.
In jedem Fall aber hat mir Bernd wohl erklärt, könnte ich theoretisch nur durch
konsequentes Wiegen und Rechnen, da könnte ich also rein theoretisch sogar zu
einem negativen Körpergewicht kommen. Und das komplett ohne Beschiss, ohne
Schmu, sondern ganz seriös, nur durch Rechnen.
    Ich würde
das aber nicht machen. Ich denke, ein negatives Körpergewicht, das steht auch
nicht jedem. Man muss so was auch tragen können. Obwohl es natürlich praktisch
wäre. Gerade am Flughafen zum Beispiel, wenn man wieder einen viel zu schweren
Koffer dabeihat, womöglich Übergepäck bezahlen soll, dann könnte man sich mit
seinem negativen Körpergewicht einfach auf den Koffer setzen, und zack!, wäre
das Problem gelöst.
    Als ich
meiner Lungenärztin telefonisch von meinen Gewichtsreduzierungserfolgen
erzähle, lacht sie von Herzen. Dann allerdings erklärt sie meine Art des
Abnehmens für ungültig. Als Begründung führt sie an, wenn es wirklich ginge,
sich seinen Körper schlanker oder sogar schöner zu rechnen, dann sähen ja
allein schon die Mathematiker wohl ganz anders aus. Und ich muss zugeben, wenn
ich mir Bernd und seine Mathematikerfreunde so anschaue, völlig unrecht hat sie
nicht.
     
    Großer Bahnhof
     
    «Ihr müsst
uns ma' besuchen kommen!!!» Ich hatte Onkel Herberts Stimme noch ganz gut im
Ohr. «Sollste sehn, dann machen wir hier ganz, ganz großen Bahnhof für euch.
Aber ganz großen Bahnhof. Das sollste sehn!» Und Onkel Herbert hielt wirklich
Wort. Mehr noch, ich glaube, nie hat jemand so dermaßen Wort gehalten wie Onkel
Herbert. Onkel Herbert war jetzt dreiundachtzig Jahre alt. Seit ein paar Jahren
hörte er wohl nicht mehr so gut. Obwohl die Legende sagte, er habe ein
Hörgerät, und Onkel Herbert auch ganz entschieden behauptete, er würde das
natürlich tragen. Tatsächlich sei er ja außerordentlich froh, dass er das
überhaupt hätte. Dennoch hatten Telefongespräche mit Onkel Herbert ihren ganz
eigenen Charme:
    -     Hallo, Onkel Herbert, hier ist der
Horst. Du, wir sitzen hier gerade und hatten überlegt, wir könnten euch doch
jetzt endlich mal besuchen kommen. Was meinste?
    -     Wer ist da?
    -     Hier ist der Horst, Onkel Herbert!
    -     Onkel Herbert? Onkel Herbert bin
ich doch wohl selber.
    -     Natürlich, Onkel Herbert, hier ist
ja auch der Horst, der Sohn vom Erich!
    -     Erich? Bist du denn nicht schon
tot? Ich war doch mit auf der Beerdigung. Wen haben wir denn da sonst unter die
Erde gebracht?
    -     Ihr habt alles richtig gemacht,
ich bin ja auch der Sohn vom Erich, der Horst!
    -     Ach, der Hans ist da. Hör mal,
Hans, ihr müsst uns ma besuchen kommen. Dann machen wir hier ganz, ganz großen
Bahnhof für euch. Aber ganz großen Bahnhof. Das sollste sehn!
    Nach rund zwanzig
Minuten, an deren Ende ich schon langsam ein wenig heiser wurde, war es mir
aber doch gelungen, Onkel Herbert irgendwie die Ankunftszeit unseres Zuges
mitzuteilen. Er wiederholte sie ungefähr zwölfmal brüllend ins Telefon, bis wir
beide überzeugt waren, wenigstens diese eine Information erfolgreich
ausgetauscht zu haben. Unser Besuch würde sich lohnen, versprach er, wir würden
staunen. Und das taten wir dann ja auch. Onkel Herbert hatte wirklich für
ganz, ganz großen Bahnhof gesorgt.
     
    Die
Polizei rekonstruierte die Ereignisse, die sich unmittelbar vor der Ankunft
unseres Zuges vor dem Bahnhof abgespielt haben mussten, mit Onkel Herberts
Hilfe später wie folgt: Beim, laut Onkel Herbert, unnötigen und ungewohnten
neuen Kreisverkehr vor dem Bahnhof (diesen Kreisverkehr gibt es seit rund
fünfundzwanzig Jahren) habe er, Onkel Herbert, wohl für kurze Zeit vergessen,
wohin er eigentlich überhaupt fahren wollte. Deshalb sei er zunächst einmal in
diesem Kreisverkehr verblieben, Hektik helfe ja keinem, er wollte einfach noch
ein paar Extrarunden drehen, und irgendwann wäre ihm sein Ziel schon wieder
eingefallen. Das sei ja nun beileibe nicht zum ersten Mal passiert. So etwas
komme eben vor, wenn man schon so oft in seinem Leben irgendwohin gefahren sei
wie er, Onkel Herbert. Dann aber sei plötzlich, wie aus dem Nichts, dieser
Feuerwehrwagen mit seiner, so Onkel Herbert, viel zu laut eingestellten
Sirene angerast gekommen. Unter Schock versuchte

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