Eviana - Ein leiser Zug von Magie
hier.” Nach der Anspannung und Anstrengung des Kampfes war das eine lange Wanderung und sie sprachen wenig um ihre Kräfte zu schonen. Ariel fütterte sie mit Elfengebäck, das ihnen Kraft gab und besser schmeckte als alles, was sie bisher gegessen hatten.
“Sag mal, Ariel, wie hast du uns gefunden? Ohne dich hätten wir diesen Kampf nicht gewonnen.”
Ariel zögerte. Es schien, als überlegte sie, was sie antworten sollte.
“Ich war zufällig in der Nähe, auf einem meiner Streifzüge durch den Wald. Ich sammelte Heilkräuter.”
“Und dann hörtest du den Lärm?”
“Ja, das auch”, Ariel war nachdenklich, “doch vorher schon spürte ich, da ss jemand meine Hilfe brauchte.” Irgendetwas daran schien ungewöhnlich, doch Ariel sprach nicht weiter. Stattdessen begann sie nun, ein Lied zu singen. Sie hatte eine wunderbare Stimme. Die Melodie war ganz einfach und auf ihre Art sehr eingängig. Das Lied beflügelte ihre Schritte auch wenn sie kein Wort des Textes verstanden. Langsam wurde es dunkel, doch es war Vollmond und sein helles Licht wies ihnen den Weg, bis sie endlich in das abgelegen Tal kamen, in dem Ariels Hütte stand. Ariel bereitete ihnen ein Lager und ohne noch ein Wort zu sprechen waren sie so wie sie waren erschöpft eingeschlafen.
Abt Nocktschnucke hüpfte immer wieder in die Luft und schrie.
“Diese Zauberbrut. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Melchor, ist die Nachricht jetzt ganz durch? Ließ sie nochmal vor.”
“Ja, Herr Abt. Also, hier steht:
‘Haben zwanzig Mann gesandt. Zehn von Pfeilen entwaffnet, acht mit Brandverletzungen, die Hälfte der Waffen in Gurken verwandelt. Zauberer sind entkommen. Der Teufel hat ihnen geholfen. Gezeichnet Riedrich’”
“In Gurken? Was meint er mit in Gurken? Melchor, geh noch mal zum Telegrafen, das muss ein Übermittlungsfehler sein.” Riedrich war ein komischer Knabe, aber er verstand sein Handwerk. Wenn es zwanzig seiner Männer nicht gelungen war, diese Zauberer zu fangen, dann waren sie wesentlich gefährlicher, als er dachte.
“Ach, und Melchor, wir müssen auch dem Inquisitor und den König benachrichtigen und vor allem unsere Freunde in Wahlingen.”
“Ja, Herr Abt. Natürlich Herr Abt.” Das nächste Mal würden sie besser vorbereitet sein.
XI
“Ausgezeichnet Eviana. Und jetzt verwandele den Regenwurm bitte wieder zurück. Ich glaube nicht, dass er sich als Hirsch wohl fühlt in seiner Haut.” Rolf hatte das kaum gesagt, da war aus dem Hirsch eine Gurke geworden.
“Eviana, konzentrier dich.” Nun endlich war auch die Gurke verschwunden und ein unscheinbarer Wurm huschte so schnell wie noch kein Wurm zuvor in den sicheren Schoss der Erde.
“Du hast in dem Kampf wirklich Großes geleistet. Das war bereits eines eine Sterne Zauberers würdig. Aber das mit den Gurken wird langsam zur fixen Idee. Du musst aufpassen, dass du dir das nicht ang ewöhnst. Versuche mal gurkenfrei zu zaubern.” Eviana nickte schuldbewusst.
Die Heilung von Rolfs Arm schritt gut voran. Seit mehr als einer Woche waren sie nun schon Ariels Gäste. Dreimal am Tag versorgte Ariel seine Wunde mit einer wohlriechenden Tinktur und mehr noch als die Heilkräuter schien Rolf ihre bloße Anwesenheit gut zu tun. Doch Ariel blieb seltsam distanziert. Vormittags übte Rolf mit Eviana Verwandlungszauber. Sie machte rasante Fortschritte.
“Sagt mal Rolf, gibt es denn keinen Heilzauber, mit dem ein Zauberer eine Wunde heilen kann?”
“Doch, ja klar, den gibt es. Das ist allerdings ein sehr starker sechs Sterne Zauber. Ich zumindest beherrsche den nicht.”
“Wollt ihr denn auch einmal ein sechs Sterne Zauberer werden?”
“Das ist nicht nur eine Frage des Wollens. Die Zauberstärke ist uns vorher bestimmt. Letztendlich kommt es darauf an, wie gut wir die Energie aufnehmen und umwandeln können. Ich mache täglich meine Übungen um meine Zauberstärke zu trainieren. Aber es gibt nur wenige sechs Sterne Zauberer. Ich fühle mich dazu nicht berufen.”
“Was meint ihr, welche Bestimmung habe ich?” Rolf antwortete nicht sofort auf diese Frage. Er hatte sie sich auch schon gestellt und keine Antwort gefunden. Man sah es einem jungen Zauberer nicht sofort an, welches Potential in ihm steckte. Doch dieses Mädchen hatte große Kräfte, das war klar. Aber es konnte noch Jahre dauern, bis man zuverlässig einschätzen konnte, wie weit es wirklich reichte.
“Es ist zu früh, mein Kind, das zu sagen. Du bist eine begabte Zauberin und du trägst ein
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