Eviana - Ein leiser Zug von Magie
soll nichts geschehen.” Rolf hielt inne. Wie hatte er nur so unbedacht sein können. Cedric stand neben ihm. Er war ohne Waffen und so sehr er in den Kampf eingreifen wollte so klar war ihm, dass das sinnlos war. Es war wohl an der Zeit, aufzugeben. Er durfte Eviana nicht in Gefahr bringen und sie würden schon noch eine Gelegenheit finden, diesen Männern zu entkommen. Eviana aber war wütend. Den Kommandeur konnte sie nicht sehen und sie erinnerte sich zu wenig an ihn, um ihn durch einen Zauber anzugreifen. Also ließ sie ihren Zorn an den Männern aus und begann auch deren Waffen in Gurken zu verwandeln. Riedrich drückte zu, bis Eviana fast keine Luft mehr bekam.
“Hör sofort damit auf, du dummes Kind. Ich hasse Gurken”, sagte er mit seiner hohen Stimme. Seine Männer lachten hämisch. In dem Moment wehte ein warmer Luftzug durch die Lichtung und aus d em Nichts kam ein Pfeil angesurrt, drang durch den Stoff von Riedrichs Ärmel und nagelte so den Arm des Kommandeurs an den Stamm eines Baumes, der hinter ihm stand. Er schrie auf vor Überraschung und Wut und ließ Eviana los, die sofort von ihm fortlief. Rolf nahm den Kampf augenblicklich wieder auf. Er setzte nun die Kleidung der Soldaten in Brand. Mit Luftstößen konnte er nun nicht mehr arbeiten, die hätten die Flammen sofort gelöscht. Die ersten Soldaten wälzten sich bereits auf dem Boden. Sie hatten den Kampf vergessen. Ihnen ging es nur noch darum, die Flammen an ihrem Körper zu löschen. Doch es waren zu viele, immer noch waren genug da, die auf Rolf eindrangen und mit dem Schwert nach ihm hieben. Der geschickte Soldat, der ihn fast mit dem Speer erwischt hatte, war auch ein exzellenter Schwertkämpfer. Rolf duckte sich unter seinem gewaltigen Hieb und wich ihm aus, doch konnte er es nicht vermeiden, dass das Schwert ihm einen grässlichen Schnitt am Oberarm zufügte. Doch mittlerweile kämpfte er nicht mehr allein. Eviana hatte wieder angefangen, Waffen in Gurken zu verwandeln und kam gut voran. Cedric hatte sich eines der schwebenden Schwerter geschnappt und hielt trotz seiner Jugend Rolf den Rücken frei. Vor allem aber war ihnen jemand zur Hilfe gekommen, den sie nicht erwartet hatten. Jemand, der Eviana mit dem Pfeil das Leben gerettet hatte. Sie konnten nicht erkennen, wer oder was es war. Der warme Wirbelwind hatte nicht aufgehört, Pfeile zu speien. Einem Soldaten nach dem anderen wurde von den Pfeilen das Schwert oder der Speer aus der Hand gerissen. Meist war die Wucht so stark, dass die Soldaten kampfunfähig zu Boden gingen. Auf diese Weise dauerte es nur wenige Sekunden, bis sie den Kampf beendet hatten. Der Wirbelwind hörte auf sich zu drehen und langsam konnten die Gefährten sehen, wer sich darin verbarg. Eine wunderschöne, zartgliedrige, hochgewachsene Frau mit braunen, langen Haaren stand vor ihnen.
“Kommt mit, wir haben nicht viel Zeit”, sagte sie mit lieblicher Stimme. Sie nahm Evianas Hand und lief mit leichten, fast schwebenden Schritten voraus in den Wald. Rolf, der auch noch seinen Zauberhut bergen musste und Cedric hatten Mühe ihr zu folgen. Erst nachdem sie tief in den Wald eingedrungen waren und auf einen Bachlauf stießen, gab ihnen die Frau ein Zeichen, eine Pause zu machen. Rolf war vom Kampf geschwächt, sein Arm blutete. Er ließ sich erschöpft zu Boden gleiten. Auch Eviana und Cedric steckte noch der Schreck in den Gliedern. Sie lehnten sich an eine Eiche, die am Bach stand. Erst jetzt fanden sie Zeit, sich die Frau genauer anzuschauen, die sie gerettet hatte. Sie trug ein einfaches, aber elegantes weißes Gewand und fein gearbeiteten Silberschmuck. Ihre einzigen Waffen waren ein großer, filigraner Bogen und ein Dolch, den sie am Gürtel trug. Ihre Ohren sahen eigentümlich aus, sie liefen nach oben hin spitz zu.
“Wer seid ihr?” fragte Eviana.
“Ich bin die Elfe Ariel, mein Kind. Aber wer seid ihr? Was macht ihr hier im Wald?” Während sie sprachen hatte Ariel begonnen, sich Rolfs Arm anzusehen. Sie nahm ein sauberes Tuch aus einer kleinen Tasche, die sie bei sich trug und begann, die Wunde zu säubern. Eviana stellte sich und die anderen vor und berichtete von dem Zwischenfall in Eichenheim und der Befreiungsaktion im Kloster. Ariel hörte zu, ohne jegliche Regung.
“So, mehr können wir hier nicht tun, Rolf. Die Wunde ist tief. Es wird dauern bis sie geheilt ist. Dafür brauche ich Heilkräuter. Am besten wird es sein, ihr kommt mit in meine Hütte. Das ist ungefähr einen Tagesmarsch von
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