Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
spielte in Eviannas Haar. Dann wurde sie gepackt und in den Himmel getragen. Das Gefühl zu fliegen war überwältigend und es war leider viel zu schnell vorbei, denn schon bald begann ein steiler Sinkflug und sie landeten auf dem Anwesen des alten Herrenhauses im großen Rheinbogen.
„Also waren wir auf der richtigen Spur“, sagte Evianna.
Shaytan nickte und bedeutete Evianna ihm zu folgen. Er behielt seine Gestalt bei und führte sie zum Westflügel des Gebäudes. In einiger Entfernung zu einem großen Torbogen blieb er stehen.„Dort sind sie“, sagte Shaytan und deutete auf eine von zwei Männern bewachte Sicherheitstür.
Beim Klang seiner Stimme zuckte Evianna zusammen, denn in gewandeltem Zustand klang sie gefühlte drei Oktaven tiefer.
„Ich will sie sehen“, sagte Evianna.
„Ihre Zellen liegen unter der Erde. Dazu müssten wir reingehen. Das wäre zu gefährlich. Wir waren dort undhaben sie gesehen. Reicht das nicht?“ Shaytan dachte an das Gemetzel, dass sie dazu unter dem Wachpersonal angerichtet hatten. Zwar waren keine Spuren von den Wachmännern zurückgeblieben und es gab auch nichts, was auf einen Einbruch hingedeutet hätte doch war das Wachpersonal seitdem bestimmt verstärkt worden.
„Nein. Ich brauche Beweise. Was geschieht mit den Menschen dort unten?“ „Er reproduziert sie. Er schafft neues Leben. Schneller als auf normalem Wege.“ „Wozu das Ganze?“
„Habgier. Profit. Der Mensch ist ein begehrtes und teures Wirtschaftsgut geworden. Sein Blut, sein Fleisch, seine Arbeitskraft und seine Resistenz gegenüber UVStrahlung machen ihn so wertvoll.Verknappung der Güter steigert den Preis.“ Shaytan grinste, was in seiner jetzigen Gestalt echt unheimlich aussah. „Du solltest in die Marktforschung einsteigen.“
„Vielleicht tue ich das sogar.“
Evianna beobachtete den Torbogen und die lange Zufahrt zum Anwesen aber es tat sich nichts. „Ich brauche einen von ihnen. Ohne Beweis kann ich nicht bei der BVb antreten. Sie würden mir nicht glauben und mich einfach wieder zurück in den Knast stecken.“
„Weshalb halten sie dich dort überhaupt fest?“
„Durch meine Schuld wurde Adiutor Zagon, ein Dämonenjäger, verletzt.“ „Du hast ihm eine verpasst?“
„Nein, er und ein paar seiner Kollegen haben mir in meinem Haus aufgelauert und mich an den Boden gekettet. Dann kam mir ein Dämon zu Hilfe und hat ihm die Lichter ausgeblasen. Kollegen verletzen und ein Dämon im Haus – das ist selbst der BVb zuviel.“
„Was wollte dieser Zagon von dir?“
„Er muss gewusst haben, dass ich mich hin und wieder mit einem Dämon unterhalte.“
„Demselben Dämon, der dich aus dem Knast befreit hat?“
„Ja. Sein Name ist Shak. Außerdem trug ich zu dem Zeitpunkt noch sein Mal, was Zagons Leute bestätigen. Ich stand sozusagen auf seiner Abschussliste. Er war es auch, der auf Keir geschossen hat, mit meiner Waffe, die ich nie als gestohlen gemeldet habe. Nur kann ich es leider nicht beweisen.“
Eine große schwarze Klaue legte sich leicht auf Evianna Schulter. „Ich werde mich um Zagon kümmern.“
Evianna legte ihre Hand auf die schwarze Klaue und strich über die ledrige Haut. „Danke. Aber das möchte ich nicht. Durch mich ist schon genug Schaden entstanden.“
„Ich habe nicht vor ihn zutöten. Ich werde höflich mit ihm reden.“
„Das wird nicht nötig sein denn ich werde nicht in den Dienst der BVbzurückkehren.“ „Warum nicht?“
„Es existiert keine Evianna Ebel. Eine Tatsache, auf die du mich gebracht hast, als du mir ihre Sterbeurkunde gabst.“ Evianna lächelte traurig. „Ich will rausfinden, wer ich bin. Aber zuerst will ich das hier zuende bringen.“
„Das verstehe ich.“ Wahrscheinlich hätte er es genauso gemacht, dachte Shaytan. „Reicht einer der Embryonen als Beweis? An sie wäre leichter heranzukommen.“ Evianna nickte.
„Dann komm‘.“ Shaytan lief an dem Gebäude entlang bis zur nächsten Ecke. Diese Seite des Gebäudes lag komplett im Schatten. Der Mond stand auf der anderen Seite. „Gib mir deine Hände.“
„Wozu?“ Zögernd hielt Evianna ihm ihre Hände entgegen. Zwei Klauen griffen danach. Ihr Druck war unerwartet weich. Shaytan wandt sich um und zog Evianna auf seinen Rücken. „Halt dich fest.“ Das hatte sie heute schon einmal gehört. Danach war ihr übel geworden.
Er legte ihre Arme um seinen Hals und begann, an der Fassade empor zu klettern und zwar völlig mühelos. Als Gargoyle lag ihm das scheinbar im Blut. Vor einem der Fenster
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