Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
zugedachten Stuhl. Zu ihrer Überraschung erschien diesmal jemand, den sie kannte. Es war Erland.Evianna gelang ein mühsames Lächeln. „War es deine Idee herzukommen?“
„Nein. Sie setzen darauf, dass du mit mir sprichst weil wir uns kennen.“ Evianna schüttelte den Kopf. Sie hatte Erland genau so wenig zu sagen, wie dem Rest dieses Vereins. Nichts von dem, was sie hätte sagen können, würde irgendwem nützen. Es machte alles nur noch komplizierter.
„Bitte, Evianna. Du steckst in ernsthaften Schwierigkeiten.“
„Erzähl‘ mir was, was ich nicht weiß.“
Damit konnte Erland dienen. Leider.„Sie sagen, es gibt keine Evianna Ebel. Evianna Ebel sei während des Polsprungs gestorben. Sag‘ mir, dass das nicht stimmt.“ Evianna schloss die Augen. „Du solltest wiedergehen.“
„Evianna, ich bitte dich! Sprich‘ mit mir.“
Evianna stand auf. Sofort ging die Tür auf und ein Adiutor zielte mit einer Waffe zwischen ihre Augen. „Bringt sie weg!“, rief jemand.
„Wie geht es Keir?“, fragte sie.
„Es geht ihm besser. Ich glaube nicht, dass es ihn noch lange im Krankenhaus hält.“ Evianna wurde zur Tür geschoben. „Schön, das zu hören.“ Sie lächelte. Nachdem der Wärter weg war, kauerte sie sich in ihrer Zelle auf den Boden. Die Zelle hatte kein Fenster, aber sie wusste auch so, dass es Nacht war. Wie lange sie so dagesessen hatte, wusste sie nicht. Ein Rascheln weckte sie aus ihrem Dämmerschlaf. Erschrocken fuhr sie auf. Vor ihr saß Shak in der Gestalt des Pheromon-Models.
„Scheiße. Wie kommst du denn hier rein?“
Mitleidig sah der Dämon sie an. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“
„Wie ich hier reingekommen bin, weiß ich. Aber was tust du hier?“
„Meine Zeit ist um. Schon vergessen?“
Das hatte Evianna tatsächlich vergessen. Unglaublich.
„Du solltest mich bannen.“
Ja, das sollte sie vermutlich, aber sie hatte noch einige Fragen, die nur Shak beantworten konnte. „Mein Dämonenmal ist weg.“ Wie zum Beweis hielt sie ihm die Hand hin.„Ich dachte das wäre so weil dein Energiestoß in meinem
Beschwörungszimmer Zagon erledigt hätte, aber Zagon lebt. Wieso ist es dann weg?“
Shak lächelte. „Weil ich nett bin.“
Ja. Natürlich.
„Du glaubst mir nicht“, sagte Shak enttäuscht. „Dann wirst du mir auch nicht glauben, wenn ich dir sage, dass der Energiestoß nicht von mir kam.“
„Wenn er nicht von dir kam, von wem kam er dann?“, fragte Evianna. „Er kam von dir. Du warst das.“
„Ich? Niemals. Sowas kann ich nicht.“
„Doch. Das und noch viel mehr.“
„Nein.“ Evianna sprang auf. „Ich bin kein Dämon.“
Shak war ebenfalls aufgestanden. „Nein, das bist du nicht.“
Hilfesuchend sah Evianna ihn an. „Was bin ich dann? Und wer bin ich?“ Shak nahm sie in den Arm. Seine Sanftheit überraschte sie und sie hatte nicht die Kraft, sich zu wehren. „Zuerst einmal sollten wir von hier verschwinden.“ „Von hier verschwinden? Machst du Witze?“ Evianna präsentierte ihm ihre Fessel. „Das Ding geht los, sollte ich Anstalten machen zu fliehen.“
Shak strich ihr zärtlich über das Haar. „Wenn du nicht willst, kann dich keine Fessel dieser Welt halten.“
Evianna hielt Shak für verrückt. Aber was sollte man von einem Dämon auch anderes erwarten?
„Vertraust du mir?“
„Nein.“ Selbst wenn eine Flucht von hier möglich sein sollte, stellte sich noch eine nicht unerhebliche Frage. „Was willst du dafür?“
„Ich möchte hier bleiben.“
„Hier? An der Erdoberfläche?“
„Ja. Lass‘ mich hierbleiben. Bitte. Schick mich nicht zurück; dafür dass ich dir das Mal genommen habe und dich hier rausbringe.“
Evianna überlegte eine Weile. „Du hast niemanden getötet?“
Shak grinste. „Nein. Im Gegenteil. Ich habe sogar Zagon am Leben gelassen, wenn du dich erinnerst?“
Darüber wollte Evianna nicht nachdenken. Und es wurde höchste Zeit, dass sie hier raus kam. Nur so konnte sie die vermissten Menschen retten. Vorausgesetzt der Deal mit denGargoyles stand noch. „Okay.“
„Okay?“ Ein Deal ohne zu feilschen? Shak konnte es kaum glauben. „Okay. Was muss ich tun?“
„Leg deine Arme um mich.“
Evianna zögerte.„Was hast du vor?“
Shak nahm ihre Arme und legte sie um sich. „Wir werden das Erdmagnetfeld nutzen. Es hat durch den Polsprung zwar ziemlich gelitten, aber teilweise funktioniert es noch.Gut festhalten.“ Er lächelte, als sie näher rückte und sich an ihn presste. Das nächste was Evianna spürte, war ein Ruck, der
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