Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
schlug die Hecktür des Lieferwagens zu. „Hier hinten wird’s keine Probleme geben.“
Satyr kam auf sie zu. „Du hast, was du wolltest. Was ist mit den übrigen Tafeln?“ Evianna sah durch die Bäume hinauf zum Himmel. In einer knappen Stunde würde der neue Tag anbrechen. „Ich bringe sie bei Sonnenuntergang zu euch auf die Burg.“ Evianna wollte einsteigen doch Satyr ergriff ihren Arm und hinderte sie daran. Er sah ihr tief in die Augen. „Wir bleiben in der Nähe, bis du bei der BVbangekommen bist“, sagte er. Dann ließ er sie los.
Evianna stieg ein und fuhr los.
Akay saß neben ihr auf dem Sitz. Sein Oberkörper wippte vor und zurück. Er schluchzte und wirkte ziemlich verstört.
„Es ist vorbei“, sagte Evianna. Sie wusste nicht, was sie sonst für ihn tun konnte. „Willst du Musik?“
Er nickte.
Evianna schaltete das Radio an. Begleitet von den leisen Klängen eines alten Jan Delay Songs und einer dreiköpfigen Gargoyle-Eskorte über ihnen am Himmel fuhr sie den Lieferwagen und seinen Inhalt zur BVb.
Dies Veneris, Februarius, Kalendae Eviannas Erscheinen in der Behörde für Verbrechensbekämpfung verursachte einigen Wirbel. Mit Akay an der Hand und dem Ziegenmelker über der Schulter betrat sie ihr altes Büro. Erland stürmte ihr entgegen. Beim Anblick des Ziegenmelkers blieb er jedoch stehen. „Pfui, was ist das denn?“
„Ich habe die vermissten Menschen gefunden. Ich verspreche, ich erkläre dir alles später. Aber jetzt musst du mich erstmal zum Boss bringen, bevor irgendjemand hier auf die Idee kommt, mich wieder einzubuchten.“
„Du willst rauf zum Chef?“
„Ja, aber mein Keycode funktioniert nicht mehr. Ich wurde suspendiert und bin aus dem Knast geflohen. Erinnerst du dich?“
„Ja. Ja, natürlich.“ Erland setzte sich in Bewegung. „Soll ich dir irgendwas abnehmen?“, fragte er.
Evianna folgte ihm. „Nicht nötig.“
Erleichtert atmete Erland auf und öffnete ihr die Türen. Ins Büro des Chefs ging sie allein. Erst zur elften Stunde tauchte sie wieder auf. Inzwischen hatte man den Lieferwagen abgeholt und ausgeladen. Julius kümmerte sich um den Ziegenmelker. Akay war mehrfach verhört und entlassen worden. Das Anwesen Wolf von Ellgotts war gestürmt worden. Man hatte die Menschen befreit doch von Wolf von Ellgott fehlte jede Spur.
Völlig erschöpft saß Erland an seinem Schreibtisch. Er hatte an dem Einsatz auf Wolf von Ellgotts Anwesen teilgenommen. Im Gegensatz zu Evianna, die auf Befehl von oben nicht hatte teilnehmen dürfen und die die letzten Stunden zwar nicht in einer Zelle doch aber unter Verschluss verbracht hatte. Nun war sie frei und saß vor Erland auf dessen Schreibtisch. Sie erzählteihm all‘ das, was er nicht ohnehin schon erfahren hatte. Auf die Erwähnung der Gargoyles verzichtete sie nach wie vor, wie bei ihrem Boss vorher auch. Akay würde sie nicht verraten. Für ihn waren es drei Männer, die bei seiner Befreiung geholfen hatten. Und diese drei Männer gab es in Eviannas Version der Geschichte auch. Aber niemand fragte nach ihnen. „Willkommen zurück“, sagte Erland schließlich. Es klang so herzlich, dass es ihr einen Stich versetzte, ihn enttäuschen zu müssen. Entschieden schüttelte Evianna den Kopf.
„Soll das heißen du kommst nicht zurück?“ Erland befreite sich von seinem Waffengürtel.„Aber warum nicht? Zagon hat den Strafantrag gegen dich zurückgezogen und nachdrücklich darauf bestanden, das Verfahren gegen dich einzustellen. Und er hatgestanden, dass er es war, der auf Keir geschossen hat.“ Evianna schnaubte verächtlich.„Er behauptet, er wäre hinter mir hergewesen, als ein Werwolf auftauchte. Er hätte meine Waffe gefunden und Keir nicht erkannt.“ „Die da oben haben ihm das abgekauft. Auf einen gewandelten Werwolf zu schießen, ist für Zagon nicht strafbar. Und auch nicht auf jemanden, der ein Dämonenmal trägt. Es ist sein Job“, sagte Erland.
„Ein wild gewordener Nachtelb, der auf Adiutoren der BVb losgeht.“ Evianna schüttelte den Kopf. Sie konnte sich Zagons Hass auf sie noch immer nicht erklären. „Du und er, ihr kommt mit einem Akteneintrag davon. Außerdem hast du den Fall der vermissten Menschen quasi im Alleingang gelöst. Du bist rehabilitiert.“ Das mochte ja stimmen. Und woher Zagons plötzlicher Sinneswandel kam, konnte Evianna sich denken. Dafür sollte sie sich unbedingt bei Shaytan bedanken. Nur bedeutete ihr das alles nichts. „Es gibt noch andere Gründe, warum ich nicht hier arbeiten
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