Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
gerichtet. „Da entlang“, sagte einer der Männer und deutete mit dem Lauf der Waffe in den Wald. Zögernd machte sich der nackte Mann auf den Weg. Alle drei gingen ein Stück in den Wald hinein. Evianna und die Gargoyles folgten ihnen. „Hier rüber“, sagte einer der Männer und zeigte auf einen Baum.„Es ist wieder Fütterungszeit.“ Dann band er den Mann an dem Baum fest. Die Männer gingen zum Lieferwagen zurück und stiegen ein. Der Mann blieb gefesselt zurück.
„Und was machen wir jetzt?“
„Brauchst du sie alle lebend oder reicht dir der am Baum?“
„Je mehr, desto besser.“
„Schade.“ Satyr gab Dragor und Pan’C ein Zeichen, woraufhin sie sich in Bewegung setzten und auf den Lieferwagen zugingen. Satyr blieb in Eviannas Nähe. Einer der Männer hatte die Gargoyles entdeckt. Er sprang aus der Beifahrertür und eröffnete das Feuer. Der zweite Mann stieg ebenfalls aus und schoss wild um sich. Unbeeindruckt stapften die Gargoyles durch den Kugelhagel. Dragor packte die Waffe des einen und verbog den Lauf so mühelos als wäre er aus Gummi. Dann hob er die Hand, ballte sie zur Faust und schmetterte sie dem Mann auf den Kopf. Evianna glaubte förmlich zu sehen, wie er unter der Wucht des Schlags ein Stück im Boden versank und zusammenbrach. Daraufhin ergriff der zweite Mann die Flucht. Pan’C sprintete hinterher und kehrte kurze Zeit später zurück, den bewusstlosen Mann an einem Bein hinter sich herziehend.
„Fesselt sie, damit sie ihr unterwegs keinen Ärger machen“, sagte Satyr. Evianna sah zu, wie Dragor und Pan’C die Männer fesselten. „Ich danke euch für eure Hilfe.“
Plötzlich zerriss ein gellender Schrei die Nacht. Evianna sah Satyr an. Gleichzeitig rannten sie los. Ein Stückchen vor der Stelle, an dem der Mann an den Baum gefesselt war, hielt Satyr Evianna zurück. Etwas schlich in gebückter Haltung um den Mann herum, der sich in Todesangst die Lunge aus dem Leib schrie. „Brauchst du das da auch lebend?“, fragte Satyr.
„Ich weiß nicht. Was ist das?“
„Ein Ziegenmelker.“
„Ein was?“ Ein weiteres dieser Wesen erschien. Sie waren etwa so groß wie Menschen.
„Sie saugen Blut. Normalerweise leben sie nicht hier sondern viel weiter südlich. In ihrer Heimat nennt man sie Chupacabra. Ich schätze, der Hunger und die ungewohnte Kälte im Süden haben sie hergetrieben. Und sie sind eigentlich kleiner. Durch den Polsprung sind sie anscheinend mutiert.“
„Können sie euch gefährlich werden?“
Satyr lachte herablassend.
„Dann will ich einen von ihnen lebend.“
Dragor und Pan’C verschwanden seitlich im Wald. Als eine der Kreaturen sich auf den Mann stürzen wollte, kam Dragor hervor, packte das Biest am Hals und schleuderte es kraftvoll auf den Boden.Pan’C vertrieb den zweiten Ziegenmelker. Evianna lief zu dem Mann hinüber. Er schluchzte unkontrolliert. Sein Atem kam unrhythmisch. Als sie ihr Messer zog, zuckte er schreiend zurück.
„Schscht. Ich bin Adiutor Ebel. Du bist in Sicherheit“, versuchte sie den Mann zu beruhigen. „Ich werde dich jetzt losschneiden. Okay?“
Aus weit aufgerissenen Augen sah der Mann zu, wie Evianna die Fesseln durchschnitt. Als die Hände frei waren, rieb er sich die schmerzenden Handgelenke. Pan’C zog sein von Kugeln durchlöchertes Hemd aus und gab es ihm. „Einen Preis gewinnst du damit nicht mehr aber es ist besser als nichts.“ Dankbar griff der Mann danach und zog es über. Es war ihm drei Nummern zu groß aber das störte ihn nicht. „Wie heißt du?“, fragte Evianna.
Dragor schleifte den Ziegenmelker an ihnen vorbei in Richtung Lieferwagen. Erschrocken wich der Mann zurück.
„Dein Name. Sag mir deinen Namen“, drängte Evianna.
„Mein Name ist Akay.“ Seine Stimme war ein heiseres Flüstern.
„Komm‘. Ich bringe dich weg von hier.“ Vorsichtig nahm Evianna seine Hand und führte ihn zum Lieferwagen. In einigem Abstand davor blieb er stehen und wollte nicht weitergehen.
„Keine Angst. Diesmal sitzt du vorne“, versuchte Evianna ihn zum Weitergehen zu bewegen.
Dragor warf den Ziegenmelker auf die Ladefläche. „Moment noch“, rief er von hinten. Mit der Hose von einemder Männer kam er nach vorn und reichte sie Akay. „Ich gehe auch nicht gern‘ ohne Beinkleid irgendwo hin. Schon gar nicht wenn Frauen dabei sind.“ Er grinste.
Akay schnappte sich die Hose, drehte sich um und stieg hinein.
„Gut. Dann kann’s losgehen.“ Evianna hielt Akay die Beifahrertür auf. Langsam stieg er ein.
Pan’C
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