Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
Augen waren glasig. Evianna hockte sich vor ihnhin. „Ich hab‘ niemals hierher gehört, Engus. Das hier ist nicht mein Leben.“ „Doch. Das ist es“, protestierte der Puk obwohl er wusste, dass es wenig Sinn haben würde. Er kannte diesen entschlossenen Gesichtsausdruck an ihr, der hieß, dass sie ihre Meinung nicht ändern würde.
Evianna stand auf. „Halt die Ohren steif, kleiner Puk. Du warst ein guter Freund.“ Sie trat aus der Tür.
„Willst du dich nicht wenigstens von Paddy verabschieden?“, fragte Engus. Dicke Tränen kullerten über seine Wangen.
„Nein. Ich fürchte, dafür fehlt mir die Zeit. Bring‘ es ihm schonend bei, okay?“ Evianna stieg auf ihr Motorrad und fuhr davon. Das letzte, was Engus von ihr sah, waren die Rücklichter des Motorrads, die schnell in der dunklen Nacht verschwanden.
Als Evianna vor der Burg auf dem Rheinfelsen hielt, fiel ihr ein, dass sie nicht wusste, wie sie hineinkommen sollte, so ganz ohne Schlüssel und magische Hand. Sie lehnte das Motorrad an die Außenmauer und sah hinauf zu den Zinnen. Da ihr nichts Besseres einfiel, steckte sie zwei Finger in den Mund und pfiff so laut sie konnte. Zuerst tat sich nichts doch plötzlich kam kühler Wind auf. Dann ging alles sehr schnell. Evianna wurde gepackt und in die Höhe gerissen. Sie sah hinunter. Der Boden unter ihr verschwand tief unter ihr in der Schwärze der Nacht. Es dauerte einen Moment, bis sie die Orientierung zurückerlangte doch dann stellte sie fest, dass sie höher und höher getragen wurde, in den nächtlichen Himmel über Collum. Ledrige Klauen hielten sie umklammert. Als die Klauen sie freigaben, landete sie unversehrt auf beiden Füßen auf dem obersten Wehrgang der Burg. Vor ihr erschien Shaytan. „Evianna.“ Er trat auf sie zu und umarmte sie stürmisch.„Ich freue mich so dich zu sehen. Wir dachten schon, sie würden dich ewig in diesem Gefängnis festhalten.“
Evianna machte sich von ihm los. „Du hast von meiner Verhaftung gewusst?“ „Natürlich. Ich stand in deinem Garten. Schon vergessen? Unter einer feuchten, muffigen Abdeckplane, für die ich dir im Nachhinein äußerst dankbar bin.“ Bei dem Gedanken daran, musste Evianna lächeln. „Ich war mir nicht sicher, ob du etwas wahrnimmst, wenn du versteinert bist.“
Eine kühle Brise streifte Evianna. Als sie sich umdrehte, sah sie die übrigen Gargoyles hinter sich.
Satyr kam auf sie zu. „Sie haben dich rausgelassen? Gut für sie. Spätestens morgen hätten wir dich befreit und diese Idioten kaltgemacht.“
„Sie haben mich nicht gehen lassen“, sagte Evianna. „Jemand anders ist euch zuvorgekommen und hat mich befreit.“
Auf Satyrs Gesichtzeigte sich sowas wie Respekt. „Und wie geht es jetztweiter?“ Evianna griff nach ihrer Tasche und nahm die darin enthaltenen Tafeln heraus.„Was mich betrifft, steht unser Deal noch.“
Satyr trat näher und nahm sie ehrfürchtig in die Hand. Shaytan kam und nahm sie ihm ab. „Das sind nur drei“, stellte er sachlich fest. „Ich nehme an, die übrigen drei bekommen wir, wenn wir unseren Teil der Abmachungerfüllt haben?“ „So ist es.“
„Was? Nein!“, protestierte Shox. „Wer sagt uns denn, dass sie sie uns auch wirklich gibt, wenn wir ihr gezeigt haben, wo die Menschen sind?“ Wütend funkelte er Evianna an, die angriffslustig auf ihn zuging.
„Und wer sagt mir, dass ihr euren Teil der Abmachung haltet, wenn ich euch jetzt gleich alle sechs Tafeln gebe?“
„Nicht das schon wieder“, seufzte Pan’C.
„Es ist okay.“ Shaytan schob sich zwischen Shox und Evianna und übergab die drei Tafeln an Thot, der mit ihnen ins Innere der Burg verschwand. Mit einem Kopfnicken bedeutete er Shox und Daimon, Thot zu folgen. Shox widersprach nicht und folgte Thot und Daimon nach drinnen.
„Dann wollen wir mal. Die vermissten Menschen leben. Ich werde dir zeigen, wo sie sind.Ich hoffe, du hast keine Flugangst?“ Shaytan streckte sich und grinste. „Ich glaube, ich hab‘ heute schon Schlimmeres erlebt“, sagte Evianna und dachte dabei an das, was Shak mit ihr gemacht hatte.
Vor ihren Augen verwandelte Shaytan sich. Die anderen drei Gargoyles waren verschwunden. Er gab ihr einen Moment Zeit sich an seinen Anblick zu gewöhnen. Dann sprang er mit einem gewaltigen Satz über die Brüstung des Wehrgangs. Evianna lief zu der Stelle und sah hinab. In dem Moment schoss er, getragen von gewaltigen Flügeln, an ihr vorbei, hinauf in den Himmel.
Der kühle Wind, den seine Flügel verursachten,
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