Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aylen Verdon
Vom Netzwerk:
jetzt. Wir sehen uns morgen“, sagte sie bemüht ruhig. Dann war Paddy draußen– und die Tür war zu.
„Engus!“, brüllte Evianna wutentbrannt durch das Haus. Doch natürlich antwortete der Puk nicht. „Komm’ her und stell dich, du feiger kleiner Gnom.“
„Ich bin kein Gnom“, ließ sich von irgendwo hinter dem Sofa eine erstickte Stimme vernehmen.
Der Puk war wirklich so einfach auszutricksen, denn er hasste es Gnom genannt zu werden. Für ihn kam Gnom einem schlimmen Schimpfwort gleich, das er nicht kommentarlos auf sich sitzen lassen konnte.
Langsam schlenderte Evianna zum Sofa, und tatsächlich: aus der Mitte eines Deckenbergs ragte ein knochiges Puk-Hinterteil in die Höhe. Der Kopf befand sich irgendwo unter den Decken. Wofür hielt er sich? Für einen Strauss?
Evianna verzichtete darauf, ihn aus seinem Versteck hervorzuziehen. „Tja, Puk. Das war’s“, sagte sie bedauernd. „Keine Pizza für dich heute Nacht.“
Aus dem Deckenberg kam ein trauriges Wimmern, das Evianna jedoch ignorierte. Sie zog ihre Waffe hervor und kontrollierte sie mit besonderer Sorgfalt. Engus musste das aufschnappen der Trommel der ZiG4 gehört haben, denn der Deckenberg begann zu zittern.
„Angst, Engus?“, fragte Evianna beiläufig bevor sie die Trommel wieder zuschnappen ließ.„Die solltest du auch haben. Besonders dann, wenn du es wagen solltest, dich noch mal bei Paddy auszuheulen.“
„Immer bist du so gemein zu mir“, jammerte der Puk erstickt aus seinem Versteck hervor. „Besonders, wenn du vorher da oben warst.“
„Halt die Klappe, Puk.“ Evianna steckte die ZiG4 weg und wandt sich zum Gehen. Als sie dieHaustür öffnete, streckte Engus den Kopf hinter dem Sofa hervor. „Wo willst du denn jetzt noch hin?“, fragte er mit großen Augen. „Du hast Paddy doch versprochen ins Bett zu gehen.“
„Versprechen kann sich jeder mal“, entgegnete sie gleichgültig. „Ich hab’ noch was zu erledigen, also warte nicht auf mich. Oder noch besser: tu’ uns beiden einen Gefallen und zieh’ endlich aus, solange ich weg bin.“
Evianna verriegelte die Tür von außen. Dabei hörte sie Engus drinnen jammern. Während sie zu ihrem Motorrad lief, warf sie einen Blick über die Schulter auf Paddys Haus. Hinter einem der unteren Fenster brannte Licht. Er war also noch auf und bastelte wahrscheinlich an irgendeinem schrägen Zauber.
Evianna schob ihr Motorrad, bis sie außer Hörweite war. Dann erst ließ sie es an und gab Gas.
Da der Mond in dieser Nacht besonders hell schien, konnte Evianna bereits von weitem die Umrisse der alten Festungsanlage oberhalb der Schleuse erkennen. Gespenstisch zeichneten sie sich schwarz vor dem tiefblauen Nachthimmel ab. Zielstrebig hielt Evianna darauf zu, bis schließlich einer der riesigen Wehrtürme drohend vor ihr aufragte. Evianna stellte das Motorrad ab und drückte sich im Mondschatten dicht an die Mauer. Dieser Alleingang war natürlich nicht nur behördlich verboten, er war auch über die Maßen unklug und leichtsinnig. Doch Evianna zog es vor, im Ernstfall niemanden außer sich selbst zu gefährden und letztendlich wollte sie ja nur einen Blick auf das alte Gemäuer werfen. Vermutlich lief diese Spur ohnehin ins Leere, wie alle anderen vorher auch, obwohl ihre innere Stimme lautstark das Gegenteil behauptete.
Evianna schlich um die Außenmauer der Burg herum. Dabei rüttelte sie an jeder Tür doch waren sie alle verschlossen. An einem der Nebeneingänge entdeckte sie ein durchgerostetes Fenstergitter. Sie überlegte nicht lange, packte zwei der Stäbe und brach sie mühelos heraus. An einer noch intakten Querstrebe zog sie sich hoch und warf einen Blick ins Innere. Der Raum hinter dem Fenster war klein und hatte offenbar früher einmal als Wachstube gedient. An seiner Rückwand befand sich eine Tür. Falls diese Tür nicht abgeschlossen war, wäre der Weg ins Herz der Burg vielleicht frei. Evianna kletterte durch das Fenster, wobei sie vorsichtig über die Reste der rostigen Gitter hinweg stieg. Mit einem Satz landete sie innen auf dem massiven Tisch aus alten Eichenbohlen, der unter dem Fenster stand und machte sich sogleich auf den Weg zur Tür. Sie griff nach dem eisernen Drücker, zog daran und tatsächlich schwang die Tür zur Seite. Ein langer dunkler Gang erstreckte sich dahinter, in den durch Risse im Gemäuer nur hin und wieder ein wenig Mondlicht fiel. Und so wie es aussah, führte er direkt ins Innere der Burg. Evianna holte tief Luft. Dann marschierte sie

Weitere Kostenlose Bücher