Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
Geschrei seines Kumpels angelockt. Evianna machte kehrt und sprintete auf die breite Treppe zu doch am oberen Treppenabsatz wartete bereits ein weiterer Typ, der irgendwie Ähnlichkeit hatte mit… . „Shaytan?“, fragte sie atemlos. Inzwischen hatten die beiden anderen Kerle sie erreicht. „Daimon! Pan’C! Nein!“, donnerte Shaytan, gerade noch rechtzeitig, bevor die beiden sich auf sie stürzen konnten. Viel zu überrascht von Shaytans Anblick registrierte Evianna gar nicht, was um sie herum passierte. Die beiden Männer hielten inne. Shaytan stürmte die Treppe herunter und stellte sich schützend vor Evianna.
„Geh’ aus dem Weg, Shy“, knurrte Pan’C und wedelte dabei mit Eviannas Waffe. „Das Miststück hat mich gebissen. Dafür stirbt sie.“
„Ja, Zeit fürs Frühstück. Auch wenn nicht viel dran ist, an der Kleinen“, stimmte Daimon seinem Kumpel zu. Seine bleiche Haut und sein weißes Haar standen in starkem Kontrast zu dem leuchtenden Rot seiner Augen. Und auch wenn er bei weitem nicht so kräftig aussah wie Pan’C hatte Evianna doch das Gefühl, dass sie sich vor ihm eher in acht nehmen sollte.
„Verschwindet, und zwar auf der Stelle“, fuhr Shaytan die beiden an. „Sie gehört mir. Ist das klar?“
„Wie bitte?“, mischte Evianna sich ein. „Ich glaube, da habe ich auch noch ein Wörtchenmitzureden, meinst du nicht?“
„Sei still“, zischte Shaytan über die Schulter. „Das hier ist kein Spiel. Ich versuche geradedeinen Hintern zu retten.“
Evianna murmelte etwas Unverständliches.
Pan’C rieb sich die blutende Bisswunde an seinem Oberschenkel.„Was soll der Quatsch, Shy? Jetzt gib sie schon her und mach kein Theater.“ Er kam einen Schritt näher doch Shaytan richtete sich zu voller Größe auf und knurrte so Furcht einflößend, dass Pan’C zurückwich.
„Niemand fasst sie an, sage ich, oder… .“
„Oder, was?“, fragte eine gebieterische Stimme, die zu einem älteren, grauhaarigen Mann gehörte, der soeben die Halle betreten hatte.
Ehrfurchtsvoll neigten die drei Männer um Evianna die Köpfe. Das musste der Anführer der Truppe sein, von dem Shak gesprochen hatte. Also hatte der Dämon ausnahmsweise die Wahrheit gesagt. Gut, dann war sie hier also richtig. Nur, was tat Shaytan hier?
Shaytan ergriff als erster das Wort. „Thot, das hier ist Evianna Ebel.“ Er trat einen Schritt beiseite und gab den Blick auf sie frei.
Thot nickte kaum merklich. „Und was verschafft uns die Ehre deines Besuches?“, fragte er höflich.
„Nun, also, …ich.“ Ein markerschütternder Schmerzensschrei enthob Evianna einer Antwort. Er schien von tief unter der Erde zu kommen. „Was war das?“, fragte Evianna alarmiert. Sie legte den Kopf schräg und lauschte. Gleich darauf ertönte ein weiterer Schrei, dem ein lang gezogenes Stöhnen folgte. Kein Zweifel. Dort unten wurde jemand gefoltert. Mit einem gezielten Trittgegen Pan’Cs Hand befreite Evianna ihre Waffe, die lautstark zu Boden fiel. Wie der Blitz ergriff sie sie und sprintete die ausgetretenen Steinstufen hinunter in Richtung Kellergewölbe. Es dauerte einen Moment, bis Shaytan und die anderen Männer die Lage erfasst hatten doch dann stürzten sie - bis auf Thot - hinter ihr her. Evianna raste den schwach erleuchteten, niedrigen Gewölbegang entlang, vorbei an unzähligen Gittertüren. In den Innenräumen nahm sie verschwommen stählerne Hand- und Fußketten war. Offenbar war sie geradewegs in den Kerker geraten.
Hinter sich hörte sie die schweren Tritte ihrer Verfolger. Der Gang teilte sich und Evianna bog spontan nach rechts ab, was sich jedoch als Fehler erwies. Der Weg, für den sie sich entschieden hatte, endete keine zwanzig Meter vor ihr an einer massiven Mauer. Eviannas Verfolger schienen das zu wissen denn die Schritte hinter ihr wurden langsamer. Wozu auch die übertriebene Hast, da ihr Opfer doch in der Falle saß? Ein durchdringendes Stöhnen brachte Evianna dazu trotzdem weiter zu gehen, denn es kam aus der Zelle links vor ihr. Sie trat an die offene Tür und was sich dahinter abspielte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Zwei muskelbepackte Kerle schlugen mit Eisenstangen auf einen an die Wand geketteten Mann ein. Der Schweiß verlieh ihren nackten Oberkörpern im Schein des Feuers einen schimmernden Glanz. Als sie Evianna bemerkten, unterbrachen sie ihr grausames Werk.
Ohne zu zögern richtete Evianna die Waffe auf den Kopf des vorderen Schlägers. „Macht ihn los! Sofort!“, befahl sie, obwohl ihr
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