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Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aylen Verdon
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nach dem zweiten Blick auf den nur mit einem um die schmalen Hüften geschlungenen Tuch bekleideten Gefangenen klar war, dass auch er kein Mensch sein konnte.
Der Mann, auf dessen Kopf sie zielte, starrte in den Lauf der Waffe. Aufgrund der schwachen Beleuchtung sah es so aus, als besäße er keine farbige Iris, und auch keine Pupillen. Seine Augen waren rein weiß. Außerdem zierte ein dunkler Rand seine Augen, was ihm ein orientalisches Aussehen verlieh. Sein gespenstischer Blick wanderte über Eviannas Schulter hinweg nach hinten. Ein ungutes Gefühl beschlich sie, so als stünde jemand hinter ihr. Mit einem Ruck fuhr sie herum. Ihre drei Verfolger hatten sie eingeholt und hatten sich im Gang postiert. Abwechselnd richtete sie die Waffe auf alle fünf Männer, was eigentlich unsinnig war. Immerhin konnte sie schlecht alle auf einmal erschießen. Trotzdem kam ihr nicht in den Sinn, die Waffe fallen zu lassen. Falls sie in diesem Verließ starb, würde sie eins oder auch zwei von diesen Monstern mitnehmen. Mindestens.
„Was soll das Shaytan?“, fragte der Schläger gereizt und ließ die dicke Eisenstange geräuschvoll durch die Luft kreisen. „Warum hast du sie hergebracht?“ „Halt die Klappe, Shox!“, fuhr Shaytan ihn an. „Ich habe sie nicht hergebracht. Sie ist von ganzallein gekommen.“
„Ja, sicher“, grinste Shox höhnisch und warf die Eisenstange zu Boden. „Weil du so ein niedliches Kerlchen bist.“
Evianna versuchte der Unterhaltung zu folgen und sie befand, dass es an der Zeit war, auf Shaytan zu zielen. „Woher weiß der Kerl, dass wir beide uns kennen?“ Shaytan seufzte und rieb sich mit der Hand über das Kinn. „Wir sollten reden“, schlug er vor. Evianna kam die ganze Situation unwirklich vor. Da stand sie nun, in einem Kerker, zusammen mit einer handvoll Männern, auf deren Speiseplan sie ganz oben stand, die außerdem dabei waren, einen weiteren Kerl halb tot zu prügeln– und Shaytan wollte reden? War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Evianna kam zu keinem eindeutigen Ergebnis. „Erst macht ihr den da los.“ Mit dem Lauf der Waffe deutete sie auf den angeketteten Mann. Er stand mit dem Rücken zu ihr, der übersät war von roten und blauen Striemen. Sein Kopf lehnte vornübergebeugt an der Wand. Sein kurzes schwarzes Haar war schweißnass.
Fragend blickte Shox zu Shaytan hinüber doch erst nachdem dieser nickte, machte er sich daran, die Fesseln zu lösen. Kraftlos sank der Körper des Mannes zu Boden. „Bringt ihn rauf“, befahl Shaytan bevor er sich an Pan’C und Daimon wandte, die immer noch hinter ihm standen.„Und ihr beiden könnt gehen. Ich werde allein mit ihr sprechen.“
Widerwillig schoben die beiden ab während Shox und sein Kumpel dem Mann aufhalfen und ihn aus dem Kerker schleppten.
Evianna sah ihnen nach. „Wer ist das und wofür hat man ihn bestraft?“ „Komm’“, sagte Shaytan und wollte sie aus dem Kerker führen doch Evianna blieb wo sie war.
„Zuerst beantwortest du meine Frage, Gargoyle.“ Evianna richtete die Waffe genau zwischen seine Augen.
Shaytan hob die Augenbrauen. „Du weißt also inzwischen was ich bin!?“ Es klang mehr wie eine Feststellung, als wie eine Frage. Er lachte bitter. „Na, sieh mal einer an.“
Evianna betrachtete Shaytan. Er sah noch genauso gut aus, wie sie ihn von ihrer Begegnung im Dr. Doo’s in Erinnerung hatte. Alles in allem bot er einen sehr gepflegten Anblick, nicht nur für einen Gargoyle. Evianna fragte sich, was wohl als nächstes passieren würde, denn erst jetzt wurde ihr bewusst, in was für eine Lage sie sich mit ihrem Eindringen in die alte Festung gebracht hatte. Auch Shaytan schien darüber nachzudenken.
„Darf ich fragen, was dich veranlasst hat, ausgerechnet hier einzubrechen?“ „Du“, antwortete sie ohne nachzudenken und im weitesten Sinne entsprach das sogar der Wahrheit. „Du wolltest mich doch wiedersehen, oder nicht?“ Shaytan lächelte gequält. Evianna drängte sich an ihm vorbei. Sie folgte dem Gang bis zur Abzweigung und sah dabei in jede Kerkerzelle. Mit ihrer Waffe hielt sie den Gargoyle auf Abstand doch Shaytan machte ohnehin keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten.„Hättest du nicht warten können bis nach Dienstschluss?“ „Nein, ich hab’s eilig.“ Suchend lief sie weiter durch das unterirdische Labyrinth aus Gängen.
Shaytan blieb zurück und wartete am Fuß der Treppe auf sie. „Was suchst du eigentlich hier unten?“, fragte er kopfschüttelnd als sie wieder

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