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Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aylen Verdon
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besorgt. Sie hatte weder ihn noch den anderen Gargoyle kommen hören. Evianna rieb sich das Handgelenk und nickte.
„Es tut mir leid“, sagte Shaytan zerknirscht. „Ich habe nicht gesehen, dass er dir gefolgt ist.“
Evianna beobachtete den blonden Gargoyle, der Satyr am Kragen packte und ihn mit dem Hinterkopf voran an die Wand schmetterte. Die Wucht des Aufpralls erschütterte den Kerker.
„Das ist übrigens Dragor“, stellte Shaytan seinen Begleiter vor.
Dragornickte ihr zu. „Shaytan, wir müssen; oder hast du vor, den Tag hier unten zu verbringen?“, drängte er.
„Nein, du hast recht. Geh’ schon vor und nimm’ diesen Bastard mit.“
Dragor warf sich Satyrs leblos wirkenden Körper über die Schulter, als wäre er leicht wie eine Feder. Dann schlenderte er den Gang hinunter, wobei er sich nicht die Mühe machte, auf Satyrs Kopf zu achten, der hin und wieder krachend an eine der Wände schlug.
Über Eviannas Schulter hinweg warf Shaytan einen Blick in ihre karge Zelle. „Evianna, es tut mir leid, das alles so gekommen ist“, sagte er. „Aber… .“ Er zögerte. „Aber? Was?“
Er schüttelte den Kopf.„Du bist überraschend hier aufgetaucht, und… .“ Ja, ja. „Sag’ es ruhig: das war dumm von mir.“
Shaytan lächelte schwach.„Thot kann nicht riskieren, dass du jemandem etwas von uns und unserem Aufenthaltsort erzählst. Er hatte keine andere Wahl, als dich aus dem Verkehr zu ziehen.“
Über diesen Punkt war Evianna in Gedanken schon hinaus. Und sie hatte weiter gedacht. Daher interessierte sie etwas anderes sehr viel brennender. „Und wie geht es weiter? Was passiert mit mir, wenn die Sonne wieder untergeht? Werdet ihr mich morgen laufen lassen, oder übermorgen? Wohl eher nicht, denn an der Situation wird sich nichts ändern. Habe ich recht?“
Shaytan presste die Lippen fest zusammen. „Ich weiß es nicht“, antwortete er. „Aber ich hoffe, es wird alles gut.“
„Lass’ mich hier ’raus, Shaytan“, flüsterte sie. „Dann hab’ ich vielleicht eine Chance.“ Traurig schüttelte er den Kopf. „Ich kann nicht. Außerdem würden sie dich jagen und sie würden dich finden.“ Er sah zu Boden. „Wir sind sehr effektiv in dem, was wir tun.“
„Aber wovor habt ihr denn Angst, wenn euch nicht mal eine Waffe etwas anhaben kann?“
„Wir sind nicht unsterblich.“ Damit drehte er sich um und ging.
„Dann geh’ doch zum Teufel, Blödmann“, murmelte sie. „Warum habt ihr mich nicht gleichum die Ecke gebracht, wie all’ die anderen Menschen. Das wäre doch wohl der einfachere Weg gewesen.“
Wütend und frustriert stapfte sie durch ihr enges Gefängnis und ließ sich auf der Holzpritsche nieder. Sie stützte den Kopf in die Hände und rieb sich über das Gesicht. In was für eine beschissene Lage hatte sie sich da nur wieder hineinmanövriert? Wie hatte sie nur so blöd sein können, sich in den Unterschlupf einer Horde wild gewordener Gargoyles zu wagen? Ebenso gut hätte sie in eine Grube voll hungriger Löwen springen können. War das etwa klug? Nein, natürlich nicht. Evianna überlegte, was genau es gewesen war, das sie zu dieser Wahnsinnstat bewogen hatte. War es die Neugier gewesen, oder einfach nur Dummheit? Oder gar ihr Pflichtbewusstsein als Adiutor der BVb den
verschwundenen Menschen gegenüber? Egal, was sie letztendlich dazu getrieben hatte: die Frage wie sie hier wieder heraus kam, beschäftigte sie viel dringender. Da sie nicht auf ein Wunder hoffen konnte, war der erste Gedanke der ihr in den Sinn kam: Flucht. Und da dieser Gedanke auch der einzige blieb, verfolgte sie ihn weiter. Dazu nahm sie zuerst eine Bestandsaufnahme vor. Sie zog ein handliches Jagdmesser aus ihrem Gürtel und ein kleineres Springmesser aus dem Schaft ihres Stiefels. Evianna konnte nur vermuten, dass man ihr diese Sachen nicht abgenommen hatte, weil sie für Gargoyles keine ernsthafte Bedrohung darstellten. Für Gargoyles vielleicht nicht, aber vielleicht für Ghule? Zu Eviannas Leidwesen war ihr Wissen über Ghule begrenzt da ihre Haltung im Vereinigten Europa nicht sehr verbreitet war. Alles, was sie über sie wusste, war, dass sie Aasfresser waren - egal was sich anbot, Hauptsache es war tot und eventuell auch gut abgelagert. Bei der weiteren Untersuchung des Inhalts ihrer Taschen stieß Evianna auf ein kleines Päckchen Pillen, mit denen sie ihre häufig auftretenden Kopfschmerzen bekämpfte. Sie enthielten das einzige, das dagegen wirklich half: LSD. Evianna nahm eine davon und

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