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Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals

Titel: Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aylen Verdon
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schluckte sie herunter. Vielleicht half das ja auch beim Denken. Außerdem entdeckte sie ihren PPC. Die Freude über diesen Fund wurde jedoch von den blinkenden Lettern „Kein Netz verfügbar“ getrübt. Mit dem PPC in der Hand wanderte sie von einer Ecke zur anderen doch da ihr Verließ tief unter der Erde lag und von meterdicken Steinmauern umgeben war, bekam das kleine Gerät keinerlei Empfang. Wütend stopfte sie ihn zurück in ihre Hosentasche. Der Ghul vor der Tür grunzte leise vor sich hin. Evianna lehnte sich an das vergitterte Fenster und beobachtete ihn eine Weile. Er nahm keinerlei Notiz von ihr und fing an, gelangweilt in der Nase zu bohren. Endlich schien er fündig geworden zu sein. Liebevoll betrachtete er seine Beute und fraß sie dann genüsslich schmatzend auf. Das brachte Evianna auf eine Idee. Sie ging zurück zu der Pritsche und schnappte sich das Jagdmesser. Sie atmete ein und hielt die Luft an, dann öffnete sie zuerst die Ader des rechten Handgelenks, dann die des linken. Es ging sehr leicht, denn die Klinge war scharf wie die eines Rasiermessers und sie musste aufpassen, dass der Schnitt nicht versehentlich zu groß wurde. Das letzte was sie wollte, war in diesem Loch elendig zu verbluten.
Das austretende Blut lief ihr über die Arme, zusätzlich verteilte sie es großzügig auf ihrem Gesicht und auf ihrer Kleidung. Dann steckte sie das Messer weg, sie setzte sich an die hintere Zellenwand und wartete.
Konnten Ghule Blut riechen? Evianna wusste es nicht, aber offenbar war das nicht der Fall, denn es passierte nichts. Erst als sie begann, leise und erstickt vor sich hin zu stöhnen, erschien der hässliche Kopf ihres Wächters hinter dem vergitterten Loch in der Tür. Unschlüssig grunzte er vor sich hin. Dann war er wieder verschwunden. Mist. Aber immerhin hatte er sie blutüberströmt hier legen sehen. Vielleicht war sie tot interessanter? Einen Versuch war es wert. Evianna ließ sich zur Seite kippen und gab keinen Laut mehr von sich.
Es dauerte ewig, bis der Ghul wieder auftauchte aber diesmal schien ihn das, was er dort in der Zelle liegen sah, tatsächlich anzumachen. Eviannas kleines Täuschungsmanöver funktionierte. Der Ghul schloss die Zellentür auf und kam langsam näher. Und er schien immer noch allein zu sein, denn von dem zweiten Fleischberg war weit und breit nichts zu sehen. Offenbar war dieser Kerl hier nicht bereit, seinen Imbiss zu teilen. Gut so.
Das Schwert, mit dem sich der Ghul bewaffnet hatte, war allerdings weniger gut. Evianna ließ es nicht aus den Augen. Aufgrund des Blutes war der Ghul viel zu erregt, um ihr Blinzeln zu bemerken. Als er das Schwert hob, um ihr probeweise in die Seite zu stechen, sprang Evianna blitzartig auf und stürmte aus der Zelle. Und noch bevor der überraschte Ghul die Tür erreichte, hatte Evianna sie schon geschlossen und von außen verriegelt. Der Ghul saß fest. Wütend grunzend riss er an den Gitterstäben und drohte ihr mit der Faust. Unbeeindruckt zeigte Evianna ihm den Finger.
Plötzlich rumpelte es in dem niedrigen Gang und um die Ecke kam der zweite Ghul, ebenfalls bewaffnet mit einem Schwert. Er blieb stehen und sah Evianna an. In seinen kleinen Schweinsaugen lag Verwirrung. Der Ghul in der Zelle heulte und der im Gang antwortete mit einem Grunzen. Dann stürzte er sich auf Evianna. Evianna rannte den Gang hinunter und nahm diesmal die linke Abzweigung doch auch dieser Weg erwies sich als Sackgasse. Auch er endete nach wenigen Metern an einer Mauer.
Von hinten näherte sich der Ghul breitbeinig wie ein Sumo-Ringer auf Konfrontationskurs doch als er Evianna in den linken Gang folgte, war sie nirgends zu sehen. Er blieb stehen und nahm jede der sechs Türen in Augenschein. Hinter einer von ihnen musste sein Opfer stecken. Polternd stieß er die erste Tür auf und warf einen kurzen Blick in die Zelle. Sie war leer. Mit der zweiten tat er dasselbe, nur um festzustellen, dass auch diese Zelle leer war. Hinter der dritten Tür hockte Evianna. Als sie die zweite Tür an die Zellenwand krachen hörte, sprang sie auf und verbarg sich notdürftig auf der anderen Seite der Tür. Sie zückte das Messer. Gleich darauf wurde die Tür aufgestoßen. Evianna wartete nicht, bis der Ghul den Kopf hereinsteckte, um nach ihr zu suchen, sondern sie rannte los, das Messer in der ausgestreckten Hand vor sich. Der Zusammenstoß war für beide Seiten schmerzhaft. Der Ghul jaulte auf doch noch bevor er nach Evianna greifen konnte, hatte sie das Messer,

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