Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
sollten bei diesem Kampf sein und nicht woanders“, sagte sie gereizt. Zumal sie eine beträchtliche Summe auf seinen Sieg gesetzt hatte. Sie stieg aus und knallte die Fahrertür zu.
Als Evianna heimkam, ließ sich der Puk erfreulicherweise nicht blicken. Da sie noch viel zu aufgewühlt und überhaupt nicht müde war, beschloss Evianna, sich ein wenig mit Shak zu unterhalten.
Dazu zog sie sich in das Zimmer im oberen Stockwerk zurück und bereits wenig später war der Raum von Shaks Anwesenheit erfüllt. Wie üblich schwebte er im Schneidersitz ein wenig über dem Boden. Wohlwollend betrachtete er Evianna. „Ich bin erfreut, dich so schnell wieder zu sehen, auch wenn es jetzt eigentlich schlafenszeit ist“, sagte er, wobei er den ersten Blutstropfen der dreien, die sie für die Beschwörung geopfert hatte, genussvoll mit dem Finger aufnahm. Für einen kurzen Moment schimmerte seine Haut rötlich. Dann schnüffelte er und seine langen Finger näherten sich der Kontur des Kreises. „Eine neue Mischung?“, fragte er, womit er Paddys selbst hergestellten Staub meinte.
Evianna nickte.
„Interessant. Aber eigentlich völlig unnötig“, sagte er ein wenig gelangweilt. Evianna verstand nicht, was er damit meinte. Sie hatte die Anleitung zur Dämonenbeschwörung aus einem Buch, das sie im Rahmen einer Verhaftung einem Menschen abgenommen hatte.„Wieso unnötig?“
„Weil ich dich höre, wenn du mich rufst. Egal was für einen Zauber du drumherum veranstaltest.“
„Ach.“ Das war Evianna neu. Aber woher hätte sie das auch wissen sollen? Sie besaß nun mal keine angeborenen magischen Fähigkeiten. Daher war sie gezwungen, sich auf Informationen aus Büchern zu verlassen, zumindest was die Beschwörung von Dämonen betraf. Denn die war streng verboten und durfte noch nicht einmal von Magistern der ars magica praktiziert werden. Genauso wenig durfte das Wissen darum weitergegeben werden, denn auch das war in höchstem Maße strafbar.
„Was kann ich für dich tun?“, fragte Shak. Sein Blick ruhte auf Evianna und hinter seinen pechschwarzen Augen glomm das Feuer der Hölle.
Immer wieder schweiften Eviannas Gedanken ab zu Keir und dieser Juno. Was sie wohl gerade miteinander taten? Sie hielt es für gesünder, sich davon abzulenken. Und die beste Ablenkung bot immer noch ihre Arbeit. Also versuchte sie, sich auf Shak zu konzentrieren.„Ich brauche Informationen.“
Lächelnd wiegte Shak den Kopf hin und her.
„Ja, ja. Ich weiß. Das kostet eine Kleinigkeit.“
Shaks Grinsen wurde breiter. „Ich will noch eine.“
„Noch eine? Was ist mit der Seele des Typen passiert, die ich dir geschickt habe?“ Shak begann, sich um sich selbst zu drehen, ein sicheres Zeichen dafür, dass er sich wohl fühlte. „Die hat es schön warm und trocken“, lächelte er. „Ein wirklich übler Bursche, den du mir da geschickt hast. Ich war entzückt, um genau zu sein.“ Evianna fühlte sich immer noch schlecht deswegen.
„Ich will das nicht nochmal tun“, sagtesie. „Es sei denn, du hast wirklich nützliche Informationen für mich.“
„Wie zum Beispiel: wie niete ich einen Gargoyle um?“
„Zum Beispiel.“
„Also dann: Deal?“
„Du weißt es?“, fuhr Evianna auf.
„Ich dachte, ein bisschen Recherche könnte sich irgendwann für mich auszahlen, und siehe da: ich hatte Recht.“
„Nur mal interessehalber: wo recherchiert man so was?“
„Das war gar nicht so einfach“, sagte Shak stolz. „Die Burschen haben oberste Priorität bei uns unten. Chefsache sozusagen, und– glaub’ mir – zu dem geh’ nicht mal ich gern’, besonders jetzt, da seine sieben Schoßhündchen kurz davor sind, die Sache zu versauen.“
„Erklär’ mir das doch mal genauer.“
„Erst wenn ich weiß, ob wir einen Deal haben oder nicht.“
Evianna überlegte kurz. „Okay. Aber du nimmst sie nur, wenn sie böse ist.“ „Dämonenehrenwort“, grinste Shak und trudelte vor Freude kopfüber in der Luft. „Krieg’ dich wieder ein“, sagte Evianna, der Shaks Gefühlsausbruch Sorgen bereitete. „Und jetzt ’raus mit der Sprache.“
„Bitte. Womit soll ich anfangen?“
„Wie kann ich einen Gargoyle töten?“
„Es gibt nur zwei Arten, sie zu töten. Die erste ist die einfachere: du zerstörst sie, während sie versteinert sind. Wie oder wodurch ist dabei egal.“
Das erklärte, warum sie an schwer zugänglichen Orten schliefen.
„Und die zweite?“
„Nachts, wenn sie lebendig sind, schießt du ihnen ins Herz, mit einer Kugel aus
Weitere Kostenlose Bücher