Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
Marmor.“
„Marmor?“ Warum ausgerechnet Marmor? Aber gut, eine Kugel aus Marmor würde Paddy sicher hinkriegen.„Okay, was weißt du über die Tafeln des Schicksals?“ Shak hörte auf sich um sich selbst zu drehen und fuhr herum. Er starrte Evianna an. Sein Finger fuhr über den Boden und saugte den zweiten Blutstropfen auf. Er leuchtete kurz auf doch diesmal verschwand das rote Leuchten nicht, sondern blieb in seinen Augen hängen, die nun wie rote Feuerbälle glühten.
„Wer hat dir davon erzählt?“
„Unwichtig.“
„Das ist es ganz und gar nicht.“
„Doch, das ist es. Und für eine weitere Seele erwarte ich etwas. Also streng dich besser an.“
„Die Tafeln des Schicksals werden an einem sicheren Ort aufbewahrt.“ „Was ist das für ein Ort?“
„Ein Ort, der für Menschen nicht erreichbar ist.“
„Für wen dann? Für Vampire?“
Shak lächelte. „Sehr gut, Evianna.“
„Warum sind sie so wichtig? Ich meine, was kann man mit den Tafeln machen? Können sich die Gargoyles mit ihrer Hilfe wirklich von ihrem Fluch befreien?“ „Du siehst mich beeindruckt. Woher weißt du so viel darüber?“
„Ist doch egal. Jetzt sag’ es schon.“
„Ja. Es ist wahr. Sobald sie alle in ihrem Besitz sind, können sich die Gargoyles von ihrem Fluch befreien. Für jeden von ihnen existiert eine Tafel und bislang befindet sich erst eine Tafel in ihrem Besitz.“
„Können die Gargoyles nicht selbst an diesen Ort gehen, und die Tafeln holen?“ „Nein, das können sie nicht. Denn dazu fehlt ihnen eine gewisse Voraussetzung.“ Evianna dachte über Shaks Worte nach.
„Man geht nicht einfach so an diesen Ort, oder?“, überlegte sie laut. Shak schüttelte den Kopf. „Es ist gewiss kein Spaziergang.“
„Wo befindet sich dieser Ort? Ist er hier in Collum? Sind die Gargoyles deshalb hier?“ Shak lachte. „Nein und ja.“
„Hör’ auf in Rätseln zu sprechen und beantworte meine Fragen.“
„Aber das habe ich doch.“
„Also ist der Ort nicht hier in Collum?“
Shak schüttelte den Kopf.„Streng genommen befindet er sich nicht mal im Vereinigten Europa. Und doch ist er überall.“
Evianna ahnte,worauf Shak hinaus wollte. „Dieser Ort befindet sich im Jenseits, habe ich recht?“
„In der Tat. Du wirst immer besser, Evianna.“
Und deshalb konnten nur Vampire dorthin gehen. Oder besser gesagt auch wieder von dort zurückkehren, denn die waren ja bereits tot. Langsam begann das Ganze für Evianna einen Sinn zu ergeben. Sie wusste nur nicht, wie sie den Gargoyles helfen sollte, in den Besitz dieser Tafeln zu gelangen. Was konnte sie da schon ausrichten? Immerhin war sie kein Vampir.
„Was genau muss ein Gargoyle tun, um in den Besitz einer dieser Tafeln zu kommen?“, fragte sie.
„Eigentlich muß er nur jemanden finden, der über die Macht und das nötige Wissen verfügt, um an die Tafeln zu gelangen.“
„Aber davon gibt es nicht viele, stimmt’s?“
Shak schüttelte den Kopf. „Nein. Viele Vampire haben es schon versucht, entweder weil ihnen unermesslicher Reichtum versprochen wurde oder weil sie dazu gezwungen wurden. Aber so gut wie alle sind dabei umgekommen– endgültig, versteht sich.“
„Alle, bis auf einen.“
„So ist es.“ Hingebungsvoll saugte Shak den letzten der Blutstropfen mit seinen langen Fingern auf. Wieder blieb das rote Leuchten nur in seinen Augen zurück. „Und was passiert, wenn es den Gargoyles tatsächlich gelingt, sich irgendwann von ihrem Fluch zubefreien?“
„Ich fürchte für so komplexe Zusammenhänge bin ich der falsche Ansprechpartner. Ich bin doch nur ein einfacher Dämon.“ Shak grinste.
Evianna wusste, dass das gelogen war, denn Shak war kein einfacher Dämon. Laut Zagons Aufzeichnungen im Computer der BVb, war Shak ein princeps cruoris. Höher konnte ein Dämon in der Rangfolge nicht steigen, es sei denn, er würde seinen Boss umbringen. Zagon würde sich alle zehn Finger danach lecken, einen Dämon dieser Rangordnung zu erledigen.
Evianna spürte ihre Kräfte schwinden und sie begann den Bannspruch zu murmeln. „Ich mag’ dein Blut, weißt du? Es schmeckt so vertraut“, sagte Shak und zog ein Amulett hervor, das genau so aussah, wie das vom letzten Mal.„Ich nehme an, du weißt noch, wie es geht?“
Evianna nickte während sie weiter vor sich hin murmelte.
„Dann bis bald, Evianna. Wir sehen uns wieder“, sagte er, bevor er sich vor ihren Augen im Nebel der Zwischenwelt auflöste und durch das unsichtbare Dimensionentor verschwand.
Evianna stand
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