Evianna Ebel und die Tafeln des Schicksals
mit dem Dämonenmal in den Betonboden trieb. Der Schmerz raste durch ihren Körper. Aus den Augenwinkeln nahm sie LaVey und zwei weitere Dämonenjäger wahr. Mit Zagon waren das vier von ihrer Sorte. Aus ihrer Position schloss Evianna, dass man sie auf eines der in den Boden gemeißelten Drudenkreuze genagelt hatte. Und das verhieß nichts Gutes. Was hatte er mit ihr vor? Einen Exorzismus vielleicht? Zagon erhob sich und sah auf Evianna herab. „Endlich habe ich dich, du Ausgeburt der Hölle.“
Evianna glaubte, sich verhört zu haben. Doch nach Diskussionen stand ihr im Moment nicht der Sinn.„Was habt ihr mit dem Puk gemacht?“, brachte sie mühsam hervor. Inständig betete sie dafür, dass sie Engus nicht erwischt hatten und falls dem doch so war, dass sie nicht wussten, dass er mit toten Seelen sprach. Wenn das rauskam, konnte das übel für den Puk enden, so allergisch, wie Zagon auf alles das Jenseits Betreffende reagierte.
Zagon lächelte kalt. „Interessiert dich das wirklich, Ebel?“ Er zog einen Opferdorn aus seinem Waffengürtel und kniete neben Evianna nieder. Dann bohrte er ihn langsam in Eviannas Arm. Evianna biss die Zähne so fest zusammen, dass ihre Kiefer schmerzten. Kein Laut kam über ihre Lippen. Sie spürte Blut, das an ihren Arm herab auf den Boden sickerte. Zagon zog den Dorn heraus. Fasziniert beobachtete er den stetigen Blutfluss. Dann streckte er einen langen, schlanken Finger aus und tauchte ihn hinein. Er zerrieb das Blut zwischen den Fingern und roch daran. Sein Blick wurde eisig.
Evianna krümmte sich vor Schmerzen, soweit ihre Fesseln das zuließen. „Ich kann dich am Leben erhalten, solange ich Spaß daran habe, dir wehzutun“, sagte Zagon unbeteiligt.
„Lass‘ den Puk gehen. Er hat nichts getan“, stöhnte Evianna.
„Hör‘ auf damit!“, brüllte Zagon. Er fuhr mit dem Dorn ihren Körper entlang.„Es passt nicht zu deinesgleichen!“
„Was soll das heißen?“ Evianna spürte Hitze in sich aufsteigen. Ihr Körper reagierte auf die barbarischen Schmerzen.
„Ich werde dich dorthin zurückschicken, wo du hergekommen bist“, knurrte Zagon. Im nächsten Moment brannte Eviannas linke Wade wie Feuer. Der Dorn bohrte sich tief in ihr Fleisch.
Evianna stöhnte laut auf.
„Was wenn du dich irrst?“ Es war LaVeys Stimme. Sie war vorgetreten. Zagon fuhr herum. Er erhob sich und sah LaVey direkt in die Augen.„Du zweifelst an meinem Urteil?“, fragte er gefährlich ruhig.„Sie stinkt geradezu nach Jenseits und sie trägt ein Dämonenmal.“ Zum Beweis trat Zagon auf Eviannas Finger der an den Boden genagelten Hand, so dass das Mal für jeden der Anwesenden gut sichtbar war. Eviannas Atmung war flach durch die Schmerzen. So gut es ging versuchte sie dagegen an zu kämpfen. Ihr wurde immer heißer, gerade so als würde sie brennen. Zagon wandte sich wieder ihr zu. Er zog einen Pfeil aus seinem Köcher und hielt ihn ihr vor das Gesicht. „Der hier ist für dich. Erinnerst du dich?“
„Erschiess mich, aber lass‘ den Puk gehen“, krächzte Evianna. Sie hatte kaum mehr die Kraft zum Sprechen. Die Schmerzen und diese Hitze waren unerträglich. Zagon spannte den Pfeil in den Bogen und zielte geradewegs auf ihr Herz.„Ich konnte dich noch nie leiden, weisst du? Du widerst mich an, seit ich dich zum ersten Mal sah. Ich hab‘ immer gehofft, dich irgendwann mal zu erwischen, doch solange du eine von uns warst, war es zu schwierig. Doch jetzt, jetzt bist du suspendiert, in Ungnade gefallen, weil der Werwolf mit deiner Waffe angeschossen wurde. Die Waffe, die du nicht als gestohlen gemeldet hast. Pech für dich, Ebel. Nur schade, dass ich nicht richtig getroffen habe und diese grässliche Kreatur noch lebt. Aber auch das lässt sich leicht korrigieren.“
„Du warst das?“, fragte Evianna ungläubig, unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte. „Du hast auf Keir geschossen? Warum?“ Evianna kochte innerlich, als brannte in ihr ein Feuer. Sie hatte das Gefühl explodieren zu müssen, wie das Innere eines Vulkans. „Warum? Du fragst mich ernsthaft, warum ich auf einen gewandelten Werwolf schieße?“
Plötzlich geschah alles auf einmal. Shak erschien neben Evianna im
Beschwörungskreis. „Raus!“, brüllte er unmenschlich laut, woraufhin LaVey und ihre beiden Kollegen schleunigst das Weite suchten. Zagon hingegen richtete seinen Pfeil auf Shak. Seine Augen glühten vor Erregung. Er witterte fette Beute. Dann wurde es hell. Ein gleissendes Licht erhellte den Raum und ein Strom
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