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Evies Garten (German Edition)

Evies Garten (German Edition)

Titel: Evies Garten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.L. Going
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das tun …« Evie hielt inne und sah zu, während er mit ausgestreckten Armen, den Blick geradeaus gerichtet, perfekt auf dem Grabstein balancierte. Dann sah er grinsend zu ihr hinunter.
    »Siehst du?«, sagte er. »Ich wusste doch, dass ich es kann.« Doch sobald er es ausgesprochen hatte, stürzte er wie ein Stein zu Boden.
    »Hast du dir was getan?«, fragte Evie besorgt.
    »Wenn man tot ist, kann man sich nicht wehtun.«
    Evie schnaubte verächtlich, doch plötzlich fiel ihr der Traum wieder ein und das Saatkorn in dem Kästchen auf ihrem Bett. Sie betrachtete Alex nachdenklich, während er sich die Erde abklopfte, und fragte sich, ob das, was er behauptete, vielleicht doch stimmte.
    »Alex, ich …«
    Er blickte unvermittelt auf.
    »Was ist?«
    Evie stockte. Dann schüttelte sie schnell den Kopf und trat gegen einen Grabstein.
    »Ich sollte jetzt lieber wieder reingehen«, meinte sie. »Es ist echt kalt hier draußen.«
    Als Evie an diesem Abend zu Bett ging, nahm sie das Saatkorn aus dem Kästchen und hielt es in der Hand. Es fühlte sich warm an, und sie überlegte, ob es sich schon bei der ersten Berührung so angefühlt hatte.
    Wieder war ihr, als würde sie eine sanfte, kühle Brise spüren, zart wie ein Gutenachtlied.
    Und dann sah sie so plötzlich und lebensecht einen Baum vor ihrem inneren Auge, dass sie erschrocken das Kästchen losließ. Es fiel aufs Bett. Das Saatkorn kullerte heraus und fiel herunter. Hastig griff Evie danach und bekam es gerade noch zu fassen, ehe es in einer der Ritzen im Holzfußboden verschwand.
    Komisch.
    Sie hatte den Baum in ihrer Fantasie ganz deutlich vor sich gesehen. Es muss wegen Alex sein , dachte sie. Aber dann kam ihr noch ein anderer Gedanke. Das hier wäre genau nach Moms Geschmack.
    Die Vorstellung nistete sich in ihrem Kopf ein, bevor sie es verhindern konnte.
    Evie legte das Saatkorn zurück in sein Kästchen und machte den Deckel fest zu. Schluss mit den Geschichten . Morgen würde sie das Saatkorn einpflanzen, und das wäre das Ende vom Lied. So würde sie es Maggie zurückgeben.
    Gib es zurück …
    Die Worte hallten in ihrem Kopf nach, während sie das Licht ausmachte.

Geburtstag
    Am nächsten Morgen erwachte Evie mit dem Gedanken an das Saatkorn, das sie einpflanzen wollte.
    Obwohl es noch früh war, zog sie sich eilig an, und schlich die knarrenden Treppenstufen hinunter. Sie versuchte sich gerade einzureden, dass sie erleichtert sein würde, wenn das Saatkorn weg war, als sie ein Klappern aus der Küche hörte. Und schon tauchte Vaters Kopf im Türrahmen auf.
    »Glaub bloß nicht, dass du dich ausgerechnet an deinem Geburtstag ohne Frühstück wegschleichen kannst.«
    Heute war ja ihr Geburtstag! Den hatte sie ganz vergessen.
    Oder vielleicht hatte sie sich auch nicht daran erinnern wollen.
    Schnell verstaute Evie das Kästchen in der Tasche von Moms Strickjacke und ging in die Küche. »Ich wollte mich nicht wegschleichen«, sagte sie, obwohl sie genau das eben noch vorgehabt hatte. Als ihr jetzt der Duft von Eiern und Speck in die Nase stieg, verstand sie selbst nicht mehr so recht, warum sie es so eilig gehabt hatte. Vater holte Teller aus dem Schrank und legte zwei selbst gebackene Brötchen darauf. Dann gab er Evie einen Kuss auf die Stirn und umarmte sie so fest wie schon lange nicht mehr.
    »Alles Gute zum Geburtstag!« Er ging an den Herd zurück, und Evie fragte sich, ob er wohl dasselbe dachte wie sie. Es war ihr erster Geburtstag ohne Mom. Zum ersten Mal war sie froh, in Beaumont zu sein, weit weg vom Rest der Familie und den Freunden, die aus ihrem Geburtstag eine große Sache gemacht hätten.
    Vater ließ das Omelett und die Speckstreifen aus der Pfanne gleiten und verteilte alles auf den beiden Tellern. Dann räusperte er sich. »Ich wollte schon länger mit dir über etwas reden«, begann er, während er die Teller an den Tisch trug und sich auf den Stuhl gegenüber setzte. Dann schwieg er eine ganze Weile. Evie wusste, dass ihr Vater jetzt seinen ganzen Mut zusammennahm.
    Sie stocherte auf ihrem Teller herum, und er rutschte nervös auf seinem Stuhl umher.
    »Ich weiß, dass du eigentlich nicht herkommen wolltest«, sagte er schließlich. »Du hast bestimmt gehört, was deine Tante und dein Onkel über mich gesagt haben: Dass ich total verrückt geworden bin, weil ich eine längst abgestorbene Obstplantage gekauft habe, die noch nie Geld abgeworfen hat.«
    Es stimmte; sie hatte das Getuschel der Erwachsenen mitbekommen.
    »Manche Leute

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