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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Schulter geklopft und allerlei Nettigkeiten gesagt, ehe sie ihn gefragt hatten. Silverhielm hatte noch den halben Tag danach ein komisches Gesicht gemacht.
    »Nein«, sagte Erik. »Ich hab mir geschworen, es niemandem zu verraten. Irgendwie schäm ich mich dafür. Du kannst dir ja denken, dass ich ihm was richtig Fieses angedroht habe, was so Fieses, dass ich es bestimmt niemals tun würde. Aber das kann er nicht wissen. Ich will mit niemandem darüber sprechen, ich möcht’s am liebsten vergessen, wenn ich kann.«
    »Aber dich noch mal zu versengen, würden sie nicht wagen.«
    »Nein, aber auch das kann man nicht sicher wissen.«
    »Meinst du, jetzt ist endlich Schluss mit dem Scheiß?«
    »Nein, das glaub ich nicht. Aber wenn es stimmt, dass der Rektor Silverhielm zusammengestaucht hat, dann werden sie sich schon deshalb erst mal ruhig verhalten. Irgendwann werden sie wieder was aushecken. So sind sie eben.«
    Aber es dauerte und die Zeit des Status quo hielt bis einige Tage vor der Walpurgisnacht.
    Erik und Pierre gingen über den Schulhof. Sie waren nach Eriks Schwimmtraining wie üblich zum Rauchen in den Wald gegangen und rochen frisch nach mit Tannennadeln neutralisiertem Vademecum. Sie sprachen über die Klassenarbeiten der letzten Zeit.
    Es war eine Viertelstunde vor dem Abendläuten, nach dem alle Mittelschüler in ihren Zimmern sein mussten.
    Plötzlich wurde im zweiten Stock des Hauptgebäudes ein Fenster aufgerissen. Dort oben hatte Gustaf Dahlen sein Zimmer, es war das einzige Schülerzimmer im ganzen Hauptgebäude und lag neben der Wohnung des Geschichtslehrers.
    »Ihr habt geraucht! Kommt hoch zur Inspektion und Durchsuchung!«, schrie Gustaf Dahlen aus seinem Fenster.
    Einem solchen Befehl musste gehorcht werden. Erik und Pierre zuckten mit den Schultern und gingen ins Haus. Blinkfeuer würde bei ihnen keine Tabakflocke finden und auch keinen Rauch-oder Mundwassergeruch entdecken können. Das Ganze war nur eine Routineschikane.
    Aber Blinkfeuer war nicht allein in seinem Zimmer. Dort fläzte sich auch Silverhielm in einem großen Ledersessel. Blinkfeuer trug einen seidenen Schlafrock und hatte sich ein weißes Halstuch um den Hals gewickelt; er sah aus wie ein Filmgangster, auch wenn er sicher versuchte, englische Edel-männer vom Typ Leslie Howards nachzuahmen. Doch nicht das war so seltsam.
    Seltsam war, dass Blinkfeuer und Silverhielm jeder einen Zigarillo rauchten. Und auch Ratsmitglieder sollten unverzüglich von der Schule verwiesen werden, wenn sie im Haus rauchten.
    »Ja, ja«, sagte Silverhielm, erhob sich und drehte einige Runden um Erik und Pierre, die mitten im Zimmer stehen geblieben waren. Silverhielm zog demonstrativ an seinem Zigarillo und versuchte, einen Rauchring zur Decke zu blasen.
    »Hier haben wir Leute, die heimlich geraucht haben«, sagte er dann.
    »Wer hier heimlich raucht, das seid ihr«, sagte Pierre, »und dafür können sogar Ratis von der Schule fliegen.«
    »Sicher, und ihr könnt gern versuchen, das zu beweisen«, höhnte Silverhielm. »Zwei notorische Krachschläger von der Mittelschule beschuldigen den Präfekten und Vizepräfekten und es steht Aussage gegen Aussage. Ich fürchte, wir würden euch wegen Unverschämtheit und Verleumdung bestrafen müssen.«
    Er blies wieder einen Rauchring und diesmal gelang es ihm.
    »Zieht euch aus«, befahl Gustaf Dahlen.
    »Komm, wir gehen«, sagte Erik und machte eine Bewegung in Richtung Tür, doch Silverhielm versperrte ihm den Weg.
    Sie würden das Zimmer nicht verlassen können, ohne gegen § 13 zu verstoßen, und das war vielleicht der Sinn der ganzen Aktion.
    »Wenn ihr mich jemals wegen Paragraf 13 festnageln könnt«, sagte Erik, »dann wird es kein ›oder offenkundig‹ geben, denn dann kriegt ihr so viel Prügel, dass euch nicht mal eure Mütter wieder erkennen werden. Ist das nicht ein reichlich großes Risiko?« »Ich glaube nicht«, antwortete Gustaf Dahlen und nickte schweigend zu Pierre hinüber. »Jedenfalls nicht in diesem Fall.«
    Die Drohung war nicht ganz kristallklar formuliert. Aber es galt offensichtlich, sich keinen Schulverweis einzufangen. Erik fing gelassen an, sich auszuziehen, und nach einer Weile folgte Pierre seinem Beispiel. Am Ende standen sie in Unterhosen vor den Präfekten.
    »Die Unterhosen auch, damit ihr dort keine Zigaretten verstecken könnt«, befahl Blinkfeuer.
    Sie zögerten und wechselten einen raschen Blick. Erik nickte und zog dann seine Unterhose aus.
    »So, ja«, sagte

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