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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Rechnungen durch Ekengren, direkt an die Schule ausgezahlt werden. Ein kleines Loch an der Wand zu Hause, das das Bild von Courbet hinterlassen hatte, und schon wurden ihm die zwei Jahre gewährt, die er bis zum Gymnasium noch brauchte, wenn er sich nur gut benahm und die Punkte schaffte, die von den staatlichen Gymnasien gefordert wurden. Bilder, mit denen man den ganzen Weg zum Abitur in Stjärnsberg hätte kaufen können, gab es zu Hause nicht.
    »Da vorn liegt es«, knurrte der Fahrer.
    Stjärnsberg wuchs aus seiner grünen Umgebung an einem See heraus. Die meisten Häuser waren weiß und hatten rote Ziegeldächer, in der Mitte gab es einen großen Eichenhain, es gab Kieswege, Rasenflächen, Rosenbeete. Sie passierten einen großen Fußballplatz und eine Schwimmhalle. Der Wagen hielt vor einem kleineren braunen Haus unter zwei hohen Ulmen, die noch immer grüne Blätter hatten. Der Fahrer zeigte mit dem Daumen über die Schulter zurück zur Rezeption und erklärte, dass dort die Neuen in Empfang genommen würden.
    Er blieb mit der Tasche in der Hand vor der Tür stehen. Er rückte den ungewohnten Schlipsknoten gerade. Und dann kam Bernhard von Schantz heraus.
    Bernhard schien um die zwanzig zu sein. Er hatte einen schlanken Körper und eine starre, gespannte Haltung, »geradrückig« nannte man so jemanden, er grüßte mit dem Handschlag der Offiziere und Turnlehrer: mit gerade ausgestrecktem Arm und unnötig hartem Zugriff. Er trug ein Jackett mit Fischgrätmuster und Lederflicken auf den Ellbogen, Reithosen und schwarze Reitstiefel. Er sprach in einer unnatürlichen Mischung aus normaler Sprache und Erwachsenensprache. Er sah Eriks Blick an, dass die Stiefel einer Erklärung bedurften, und verbreitete sich über die Probleme, in der Gegend Reitpferde zu halten - die Schule selbst besaß keinen Stall. Aber sonst seien die Sportanlagen toll, um nicht zu sagen, außerordentlich.
    Bernhard war Präfekt, das heißt der Vorsitzende von Schülerrat und Schülergericht, und es gehöre unter anderem zu seinen Dienstpflichten, erklärte er, neuen Schülern die Schule zu zeigen.
    Sie gingen zuerst ins Wohnhaus Kassiopeia, dem tristesten Gebäude, länglich, grau, barackenhaft, mit zwei Stockwerken. Dort wohnten nur Mittelschüler. Je weiter man in den Klassen nach oben kam, desto besser wurden die Häuser, so war das Prinzip. Am Ende, wenn man sich durch Polarstern, den Großen und den Kleinen Bären, Löwen und Fische hindurchgewohnt hatte, dann landete man im Olymp. Im Olymp hausten die Leute aus der Abiturklasse.
    Erik würde also in Kassiopeia wohnen, sein Zimmergenosse war leider gerade nicht anwesend, als Erik und Bernhard kamen. Im Zimmer gab es zwei Betten, einen Schreibtisch, einen Stuhl, zwei Bücherregale, zwei Kommoden, einen Kleiderschrank und einen Waschtisch. Die Wände waren weiß, alle Möbel waren grau. Das Fenster schaute auf einen Tennisplatz. Erik stellte seine Tasche auf das unbenutzte Bett, dann setzten sie ihre Einführungsrunde fort.
    Und der Sportplatz war wirklich großartig. Die roten Aschenbahnen schienen perfekt gepflegt zu sein, der Fußballplatz war so gerade, als sei er mit der Wasserwaage angelegt worden, und der Rasen war saftig, hatte genau die richtige Länge und wies keine kahlen Stellen auf.
    Die Kugelstoß- und Diskusringe, die Weitsprung-und Stabhochsprunganlage, alles war in perfektem Zustand, eine Sportanlage für Meisterschaften. Alle Geräte sahen nagelneu aus.
    Im Foyer der Schwimmhalle standen große Glasschränke mit den Silberpokalen und anderen Preisen, die die Schule bei diversen Schulmeisterschaften errungen hatte. Ab und zu begegnete ihnen eine Finnisch sprechende Putzfrau.
    In der Schwimmhalle gab es eine Fünfundzwanzig-Meter-Bahn. Es gab Wasserballtore und große Stoppuhren an den Querwänden, wie bei einem Schwimmverein. Aber niemand schwamm hier. Die grüne Wasseroberfläche lag vollkommen still, das einzige Geräusch, das zu hören war, war das Gurgeln der Reinigungsanlage.
    Erik schaute auf den blanken Wasserspiegel. In den letzten Jahren war er fast jeden Abend zum Schwimmtraining gegangen, das gehörte zu den Dingen, die er verloren geglaubt hatte. Und nun das. Wenn ihm etwas an der Schule nicht gefiel, brauchte er nur loszuschwimmen und konnte alles vergessen, genau wie in der Stadt.
    Alles schien fast zu schön, um wahr zu sein, sicher gab es hier niemanden, der begriff, was es bedeutete, so viele kleine weiße Narben an den Fingerknöcheln zu haben, und es

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