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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gab wohl auch niemanden, der ihn aus der Zeit kannte, in der er eine Seidenjacke mit Drachenmuster getragen und lange Haare mit Schmalztolle gehabt hatte. Er fuhr sich mit der Hand über die ungewohnten Igelstacheln im kurz geschorenen Nacken.
    Der Präfekt Bernhard erklärte, die Führung sei beendet, Zeit für den Rückweg nach Kassiopeia, doch Bernhard, aber auch der Vizepräsident, ständen jederzeit mit Rat und Tat den Neuen zur Verfügung. Hier in Stjärnsberg trügen nämlich die Schüler die Verantwortung für die gegenseitige Erziehung, Kameradenerziehung werde das genannt. Auf diese Weise würden die Lehrer nicht in Streitigkeiten über Betragensnoten und Ähnliches hineingezogen.
    Das alles schien fast zu schön, um wahr zu sein.
    Eriks Zimmergenosse Pierre lag auf seinem Bett und las, als Erik das Zimmer betrat. Sie begrüßten einander ein wenig feierlich, und während Erik auspackte, versuchten sie irgendwelche gemeinsamen Bekannten zu finden, da auch Pierre aus Stockholm kam, obwohl er eigentlich in Genf wohnte. Es schien keine zu geben.
    Pierre registrierte Eriks Spikes, Badehose und Fußballschuhe.
    »Aha, ein Sportnarr«, sagte Pierre, das Wort Sportnarr ein wenig pikiert, wenn auch ohne besonderen Spott in der Stimme aussprechend.
    »Ja, und ihr habt hier wirklich tolle Anlagen. Und du?«
    Die Frage war eigentlich überflüssig. Pierre war nicht nur dick und trug eine Brille, er hatte auch diese besondere Art, Bücher anzufassen und sich zu kleiden, die sofort zeigte, dass er schlecht im Sport war, einer, der beim Fußball als Letzter gewählt wurde, einer, der in den Lernfächern dagegen vermutlich gut war.
    Und sehr richtig erklärte ihm Pierre, genau wie es der dicke Johan getan hätte, dass er ungern schwitze, dass er es blödsinnig finde, hinter einem kleinen Ball herzujagen usw. und was für ein verdammter Nervkram es sei, wenn im Herbst, zu Beginn des neuen Schuljahrs, die großen Sportfeste mit Teilnahmezwang angesagt seien. Schon am darauf folgenden Tag fand der Leichtathletikwettbewerb statt, das Wettschwimmen dann in der folgenden Woche.
    »Mm«, sagte Erik. »Du bist also fett und findest das traurig und willst nicht mitmachen, weil du ausgelacht wirst und immer an letzter Stelle landest, was? Versteh mich nicht falsch, das sag ich nicht, um gemein zu sein, einige von meinen besten Freunden auf der alten Penne waren genauso. Die haben einfach gern gebüffelt, weißt du. Du musst nicht glauben, dass ich irgendwen verachte, weil er nicht gut im Sport ist, ich sag das nur, damit wir wissen, was wir voneinander zu halten haben.«
    Pierre antwortete rasch, vielleicht ausweichend rasch, das ginge schon in Ordnung, er seinerseits habe auch nichts gegen Sportnarren, dann wechselte er schnell das Thema.
    »Und warum bist du in diesen Drecksladen gekommen? Haben sie dich von der anderen Penne geschmissen, warst du zu blöd, um mitzukommen, oder zu reich und zu fein für eine normale Schule, wie manche hier von sich behaupten, oder arbeiten deine Eltern im Ausland?«
    Erik zögerte. Er war gefeuert worden und das war ein so guter Grund wie jeder andere. Aber wenn er das erzählte, würde er auch erklären müssen, warum, und das würde zu allerlei ärgerlichen Lügen führen, denn mit seiner albernen neuen Frisur war er ein neuer Erik geworden. Also sagte er, bei ihm zu Hause habe es Ärger gegeben, und wechselte nun seinerseits das Thema und fragte, ob die Lehrer hier gemein seien und oft schlügen. Zu seiner Überraschung erfuhr er, dass die Lehrer überhaupt nicht schlugen, nie.
    Pierre schien schon die Frage idiotisch zu finden, und Erik hätte sich fast in die Erklärung verwickelt, er fürchte sich nicht vor schlagenden Lehrern, das sei nicht der Grund, weshalb er gefragt habe. Aber er riss sich zusammen. Es war der alte Erik, der sich nicht vor Lehrern gefürchtet hatte. Er fragte, ob Pierre ihm Nachhilfeunterricht in Mathe organisieren könne, da liege er nämlich weit zurück (da Barsch ihn ja in den Mathestunden immer auf den Gang geschickt hatte). Pierre meinte, er könne Erik zum halben Preis und sogar mit einer gewissen Garantie Stunden geben. Geld zurück, wenn es nicht half. Pierres Vater war ein reicher Geschäftsmann und das mit dem Geld zurück war einer seiner Lieblingstricks, wie Pierre erklärte.
    Als sie zusammen lachten, fühlte Erik sich vollkommen glücklich. Zugleich konnte er nicht verstehen, warum er fast losgeweint hätte.
    Pierre ging mit ihm in den Speisesaal und

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