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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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war.«
    »Heute Nacht kommen sie alle auf einmal. Wie eine Meute Hyänen, feige und in der Dunkelheit, mit Zähnen, die den Oberschenkel eines Pferdes wie einen trockenen Ast brechen können.«
    »Zeit, das Licht auszumachen. Wir haben neun Stunden Klosternacht vor uns.«
    »Können wir das Licht nicht brennen lassen, ich meine, es spielt doch keine Rolle, der Hausmeister macht in der Klosternacht keine Abendinspektion.«
    »Nein, wir müssen das Licht auslassen, das ist unsere Chance.«
    Erik ging zum Lichtschalter und knipste das Licht aus. Dann setzte er sich mit dem Hockeyschläger auf den Knien in den Sessel vor dem Schreibtisch.
    Lange sagte keiner etwas. Die Lichter in den anderen Zimmern erloschen nach und nach, und am Ende war es so still, dass man nur den Regen und den Wind draußen hören konnte.
    Die Dunkelheit war stockschwarz und die Zeit schlich dahin.
    »Wovor fürchtest du dich am meisten?«, fragte Pierre hinter ihm in der Finsternis.
    »Vor dem Schulverweis. Damit wäre meine ganze Zukunft ruiniert.«
    »Ja, aber so hab ich das nicht gemeint. Ich rede davon, was sie mit dir machen werden.«
    »Das Schlimmste ist jedenfalls nicht das, was wehtut. Aber ich hab Angst um mein Gesicht, ich hab zum Beispiel Angst, sie könnten einen Knüppel nehmen und auf mein Gesicht einschlagen, bis sie meine Zähne erledigt und aus meiner Nase Hackfleisch gemacht haben. Es wäre logisch, wenn sie das vorhätten, nach der Sache mit Lelle im Karo, weißt du. Es tut nicht weh, aber man sieht nachher einfach schrecklich aus.«
    »Bist du sicher, dass es nicht wehtut? Für mich klingt das komisch.«
    »Ist es aber nicht. Bei einem Kampf in einer solchen Situation ist man so wütend, dass einem gar nichts mehr wehtut. Du hörst zum Beispiel, wie der Schlag dich im Gesicht trifft, aber der Schmerz kommt erst viel später. Was glaubst du, wann sie kommen?«
    »Um Punkt zwölf, nehme ich an.«
    »Warum das?«
    »Weil sie jetzt noch darüber reden, was sie tun wollen. Sie wollen lange genug warten, um dich zu überraschen. Eigentlich müssten sie bis halb drei warten. Aber sie sind aufgeregt und ungeduldig, und dann ist zwölf Uhr ungefähr richtig. Außerdem ist es eine magische Uhrzeit und das macht alles noch besser.«
    »Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Worüber die jetzt wohl gerade reden?«
    Das Thema spannen sie eine Weile aus. Silverhielm war bestimmt reichlich aufgeregt, für ihn stand schließlich einiges auf dem Spiel. Vermutlich redete er am meisten, er war der Anführer. Ging die Pläne immer wieder durch, malte sich den Triumph aus, stellte sich vor, wie Erik sich unter Qualen winden oder in einem Fass voll Kot und Pisse erniedrigt werden würde (es kam ein wenig darauf an, was sie nun eigentlich vorhatten). Natürlich würden sie beschließen, die Klosterung mit Erik anzufangen, damit nichts zu hören wäre, ehe sie zuschlugen. Sicher warfen sie sich immer neue Ideen zu und wägten das Für und Wider ab. Wie sollten sie sich dem Gerücht gegenüber verhalten, dass sie ihm mit einem Nussknacker einen Hoden abzwacken wollten? Das könnte im Krankenhaus unangenehm auffallen, es ließe sich jedenfalls nicht mit den üblichen Stjärnsberg-Floskeln erklären (»Treppe runtergefallen«, »vom Dach gefallen«, »mit dem Rad verunglückt«).
    Was sagte eigentlich das Gesetz über all das, das richtige, schwedische Gesetz, im Unterschied zum Gesetz von Stjärns berg? Johan S. hatte etwas von Ungesetzlichkeit gesagt, als er beim Fach aufgelaufen war.
    Die Sache mit dem Nussknacker erschien ihnen unwahrscheinlich. Irgendwer würde es nämlich tun müssen, und es wäre bestimmt unangenehm, widerwärtig geradezu, einen Nussknacker um den Sack eines zappelnden Jungen zu legen und dann zuzudrücken, bis es knirschte. Die Nerven hätte von denen keiner, überlegte sich Erik.
    Pierre war sich da nicht so sicher. Er traute es mehreren von ihnen zu. Aber da sie Zeit zum Reden und Planen hatten, mussten sie sich auch überlegen, was nachher im Krankenhaus in Flen passieren würde, und das war ein Problem. Zähne, Nasen, Lippen und Augen ließen sich erklären, das konnte immer ein normaler Unfall gewesen sein. Andererseits waren sie dumm, es war also nicht sicher, dass sie klug genug sein würden, auf eine offensichtliche Folter zu verzichten. Sie waren wie Polyphem.
    Das Gespräch versandete. Es gab nur noch die kompakte Stille und den Regen und den Wind vor dem Fenster. Sonst war nichts zu hören.
    Erik spielte an der

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