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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sich ein wenig gelegt, aber es waren weiterhin kaum andere Geräusche zu hören. Hinten in der Dunkelheit zeigten die grünen selbstleuchtenden Zeiger des Weckers fünf vor zwölf.
    »Wenn du Recht hast, kommen sie bald«, sagte Erik.
    Pierre hatte Recht.
    Erst war das Geräusch schleichender Schritte und gedämpfter Stimmen nur Einbildung. Doch dann wurde auf dem Gang Licht gemacht - ein schmaler Lichtstreifen sickerte oben durch den Türrahmen. Dann war das Flüstern vor der Tür deutlich zu hören.
    »Weg da, Pierre, du darfst nicht direkt hinter mir stehen«, flüsterte Erik.
    Er erhob sich in der Dunkelheit, packte den Hockeyschläger und hob ihn über den Kopf. Sein Herz hämmerte so heftig, dass es im ganzen Brustkorb dröhnte, bis hinunter in die Lenden, so pochten die Schlagadern. Vom Herzen her wird das Adrenalin in den Körper gepumpt, dachte Erik und spürte, wie der Schweiß seinen Griff um den Hockeyschläger unsicher machte.
    Das Geflüster draußen wurde lauter. Erik hörte etwas von »bis drei zählen«.
    »Eins«, hörten sie und der Türknopf schien sich in der Dunkelheit um einige Millimeter zu bewegen.
    »Zwei … jetzt, verdammt …«
    »Drei!«
    Die Tür wurde aufgerissen und Eriks geblendete Augen konnten sehen, wie Silverhielm gegen den Schreibtisch knallte.
    Erik zielte so gut er konnte und schlug mit dem Schläger mit voller Kraft zehn Zentimeter an Silverhielms Kopf vorbei, dass die Holzspäne nur so flogen.
    Silverhielm schrie auf, kam aber erst nicht weg, weil andere sich von hinten an ihn herandrängten. Erik schlug noch einmal, dann wurde die Tür eilig zugezogen und es war wieder dunkel.
    »Das war die erste Runde«, flüsterte Erik. »Jetzt werden wir sehen, was sie glauben und was sie nicht glauben.«
    Draußen war erregtes Palaver zu hören. Sie konnten kaum mehr verstehen als Wortfetzen: »Hockeyschläger . spinnen doch . lebensgefährlich … alle auf einmal …«
    Nach einer Weile wurde es still.
    »Hörst du mich, Erik!«, schrie Silverhielm.
    »Ich höre ein Silberpferd wiehern«, antwortete Erik.
    »Leg verdammt noch mal den Hockeyschläger weg, das ist die letzte Warnung«, rief Silverhielm.
    (Ja, verdammt, flüsterte Erik, die gehen uns auf den Leim.)
    »Komm rein und hol ihn dir, wenn du dich traust«, rief Erik zurück.
    Weiteres Palaver folgte.
    »Du hast keine Chance, also ergib dich lieber gleich, sonst wirst du dafür büßen!«, drohte draußen eine unbekannte Stimme.
    Dann hörten sie eine Reihe Kommandos, ein Hinweis darauf, dass die anderen auf dem Gang erwacht waren und nun zum Vorschein kamen, um sich vom Fortgang der Klosternacht zu überzeugen. Sie wurden wieder in ihre Zimmer gejagt.
    »Schön«, flüsterte Erik. »Wenn die sich ihrer Sache sicher wären, dürften die anderen zusehen.«
    Draußen wurde es jetzt ganz still. Also stand der nächste Angriff bevor. Erik hob den Hockeyschläger. Wollte wirklich noch jemand versuchen, den Kopf ins Zimmer zu stecken? Im Hechtsprung über den Tisch zu setzen (das hätte er an ihrer Stelle versucht, denn wenn nur einer von ihnen ins Zimmer gelangte, war die Sache so gut wie gelaufen)? Erik änderte seinen Griff um den Schläger und hielt ihn jetzt mit der Breitseite zur Tür, um ihn rasch nach oben zu bewegen, wenn er einen hereinspringenden Rati aufhalten musste (nur: wie sollte er es vermeiden, den Rati dabei zu verletzen?). Nein, die hatten wohl etwas anderes vor. Wollte einer die Tür aufreißen und ein anderer einen Stuhl über den Schreibtisch werfen? Wenn der Stuhl den, der drinnen stand, im Gesicht traf, hatte man die Sekunden, die man brauchte, um über den Tisch zu steigen und hereinzustürzen.
    Erik wich beiseite, um einem eventuellen Wurfgeschoss auszuweichen, und packte den Hockeyschläger so, dass er damit den Türrahmen treffen würde.
    Getuschel. Jetzt würde es bald so weit sein.
    Dann wurde die Tür aufgerissen, und in der Öffnung stand ein Rati und schwenkte einen Eimer mit einer Bewegung, die aussah wie in Zeitlupe - es war ein gelber Plastikeimer -, und als der Eimer sich hob, duckte sich Erik, er begriff intuitiv, was der Eimer enthielt.
    Kot und Urin schwappten ins Zimmer. Der Gestank explodierte in den Nasenlöchern, während ein Platschen und Schwappen zu hören war. Dann wurde die Tür blitzschnell wieder geschlossen und von draußen war Gelächter zu hören.
    »Hast du was abgekriegt?«, flüsterte Erik.
    »Nein, ich steh links hinter dir. Das meiste ist auf dem Boden und dem Schreibtisch

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