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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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musste auf jeden Fall geschehen, sie konnten nicht einfach die ganze Nacht lang in diesem Zimmer sitzen bleiben, Verzeihung, auf diesem Plumpsklo in der Sommerfrische.
    »Wir machen es so«, sagte Erik. »Ich springe aus dem Fenster und gehe auf der anderen Seite, hinter der Tannenhecke, um das Haus herum. Dann versuche ich herauszufinden, ob die Bahn frei ist, und wenn ja, entferne ich das Sofa. Wenn ich das Sofa erreiche, sag ich dir, dass ich da bin. Dann hältst du dich bereit, um das Fenster zu schließen für den Fall, dass sie noch einen Angriff versuchen. Da draußen in der Dunkelheit komme ich sicher zurecht.«
    »Sicher?«
    »Ja, sicher. Es ist nämlich nicht verboten, vor dem Rat wegzulaufen. Die können nicht behaupten, ich sei weggelaufen, um der Rauchdurchsuchung zu entgehen, und deshalb habe ich das Recht zu laufen.«
    »Und dir einen Samstagsonntag wegen Befehlsverweigerung einfangen? Das kann das Weglaufen durchaus wert sein.«
    »Also los. Die Operation Scheißrache beginnt.«
    Erik zog seine Turnschuhe an. Als er auf den Schreibtisch stieg, um zum Fenster zu kriechen, griff er voll in einen Kackehaufen.
    Als er draußen gelandet war, machte er ein paar schnelle Sprünge zur Seite, um einem eventuellen Angriff auszuweichen. Aber es schien niemand da zu sein. Die reine Luft kam ihm vor wie kaltes Wasser bei großem Durst.
    Kein Mensch stand in der Nähe der Haustür. Konnten sie in der Diele warten? Das wäre die beste und bequemste Stelle.
    Sicherheitshalber drehte er einige Runden um die beiden nächstgelegenen Häuser. Nirgendwo brannte noch Licht, außer im zweiten Stock des Kleinen Bären bei Silverhielm. Erik kletterte auf eine der großen Ulmen. Ja, da saßen sie und redeten. Zweiter Stock, dritte Tür rechts.
    Aha. Dann war die Bahn offenbar frei.
    Trotzdem riss Erik die Tür zu Kassiopeia mit einem Ruck auf, um einen möglichen Feind in Lauerstellung zu überrumpeln.
    Kein Laut. Nirgendwo eine Bewegung.
    Er ließ die Haustür hinter sich ins Schloss gleiten. Blieb noch die Besenkammer auf der rechten Seite. Er riss die Haustür sperrangelweit auf, um auch die Tür der Besenkammer schnell öffnen zu können, während die Haustür noch offen stand.
    Nein, auch dort war alles leer.
    Nun machte er im Gang Licht. Kein Schwein da, alles still.
    Sie konnten natürlich auch in irgendeinem Zimmer weiter hinten im Gang warten. Wenn er an diesem Zimmer vorbeikäme, hätten sie ihn. Weiter hinten im Gang lag nur noch die verschlossene Tür zur Wohnung von Hausvater Biber.
    Er ging von Tür zu Tür, machte sie auf und zu. Überall nur schlafende Mittelschüler.
    Die Klosterung war also zu Ende.
    Er klopfte an die Tür, ehe er das Sofa fortschob, und erklärte Pierre, warum er so lange gebraucht hatte.
    Als sie in ihrem Zimmer Licht machten, war die Verwüstung schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatten. Der ganze Boden war verdreckt, manches hatten sie bei ihren Bewegungen durch die Dunkelheit selbst verteilt. Pierres Bett war voll gesaut. Dazu der ganze Schreibtisch. Sogar ins Bücherregal hatte es gespritzt.
    »Tja«, sagte Pierre, »in der Besenkammer ist alles, was wir brauchen, Putzeimer, Wischlappen, Gummischaber. Was sind das nur für Schweine.« »Schlimmer als Schweine. Du weißt doch, Schweine sind wie Polyphem. Sie wissen es nicht besser. Aber dieser Silverhielm wird heute Nacht noch was erleben, womit er nicht gerechnet hat.«
    Sie verbrachten zwei Stunden damit, ihr Zimmer zu säubern, die ganze Zeit bei offener Tür und sperrangelweit aufgerissenem Fenster. Die voll gestopften Müllsäcke trugen sie in die Besenkammer. Es war nach drei, als sie fertig waren. Schon gegen halb zwei war oben in Silverhielms Zimmer das Licht erloschen.
    Am Ende stellten sie wieder den Schreibtisch vor die Tür und befestigten Draht an den Fensterhaken.
    »Es müsste so an die zehn Minuten dauern, dann bin ich wieder da«, sagte Erik. »Der Erste, den du über den Gang laufen hörst, bin ich.«
    Fünf Minuten darauf hatte er zwei weite Kreise um den Kleinen Bären gedreht. Alles war ruhig.
    Die Haustür war offen.
    Er schlich sich Stufe um Stufe die Treppe zum zweiten Stock hinauf. Blieb stehen und horchte in den Gang. In einem der hinteren Zimmer wurde geschnarcht. Sonst war alles still. Es war das dritte Zimmer rechts.
    Langsam schob er die Tür zu Silverhielms Zimmer auf und zog sie hinter sich zu. Er stand eine halbe Minute still und lauschte auf den regelmäßigen Atem der beiden Schläfer.
    In der Hand

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