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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Essen ist doch wohl nichts auszusetzen«, sagte Erik, »Scheißhelm« übertrieben betonend. Von nun an würde er nur noch diesen Namen benutzen. Und früher oder später würde er haften bleiben.
    Silverhielm ließ Messer und Gabel sinken, schlug mit der Faust auf den Tisch, hob aber den Blick nicht vom Teller. Gut, jetzt war er so weit.
    »Was, wenn es zum Nachtisch Schokoladenpudding gibt«, fragte Erik, »Schokoladenpudding mit gelber Vanillesoße? Dann krieg ich doch sicher deine Portion, was, Scheißhelm?«
    Jetzt endlich klappte es. Silverhielm sprang auf.
    Auch Erik erhob sich und trat zwei Schritte zurück, um mit dem Rücken zur Wand zu stehen, als Silverhielm auf ihn zukam.
    Erik legte die Arme hinter den Rücken und umklammerte mit der rechten Hand sein linkes Handgelenk. Es gab drei Dinge, auf die er sich konzentrieren musste:
    Nicht fallen, sich nicht zu Boden schlagen lassen, egal, was passierte.
    Nicht zurückschlagen, egal, was passierte.
    Nicht weinen, keinen Schmerz zeigen und weiter spotten, egal, was passierte.
    Silverhielm blieb dicht vor ihm stehen. Er sah hysterisch aus und zitterte am ganzen Leib.
    Das Stimmengewirr im Speisesaal legte sich. Aus einem Augenwinkel sah Erik, wie die an den Tischen ganz hinten auf ihre Stühle stiegen. Aus dem anderen Augenwinkel sah er, wie der Rektor und der Aufsichtslehrer weiter aßen und miteinander plauderten, als sähen sie nicht, was sich weniger als drei Meter von ihnen entfernt abspielte.
    Erik suchte den Blickkontakt zu Silverhielm und konzentrierte sich zugleich auf das Bild seines Vaters mit der Hundepeitsche oder dem Schuhlöffel, er spürte, wie der Griff um das Handgelenk hinter seinem Rücken fester wurde und sich die Muskeln seiner Oberschenkel immer härter anspannten. Er drehte die Hüften ein wenig zur Seite, um sich vor einem Knie in den Unterleib zu schützen. Wenn er mir direkt ins Gesicht schlägt, dann muss ich den Kopf einziehen, sonst muss ich still stehen bleiben, egal, was passiert, dachte Erik und hörte seine Gedanken bereits wie ein Echo aus weiter Ferne, als würden sie von jemand anderem gedacht, der neben ihm stand.
    Silverhielm atmete schwer, zögerte aber noch immer, obwohl er längst nicht mehr zurück konnte. Jetzt musste er doch endlich zuschlagen. Aber Erik, oder die Person neben Erik, die sich dieses Schauspiel ansah, entdeckte, dass Silverhielm mit den Tränen kämpfte. So würde man ihn wie durch Knopfdruck in Gang bringen können. Seine Augen irrten hin und her, und als Erik endlich Blickkontakt zu ihm bekam, lächelte er so höhnisch er nur konnte und drückte auf den Knopf:
    »Du stinkst, Scheißhelm …«
    Unterdrücktes Lachen in der Umgebung, Lachen, das nervös klang, und Lachen, das aufgesetzt klang, um mehr Öl ins Feuer zu gießen.
    Jetzt schlug Silverhielm zu. Erik hörte, wie der Schlag seine linke Gesichtshälfte traf und Silverhielm beim Schlagen ein Geräusch ausstieß, eine Mischung zwischen dem Stöhnen eines Tennisspielers beim Aufschlag und einem Laut der Verzweiflung.
    »Sogar deine Hände stinken nach Scheiße«, sagte Erik.
    Nun begann Silverhielm zu schlagen wie ein Wahnsinniger. Er traf Erik abwechselnd mit linken und mit rechten Schwingern im Gesicht, und bei jedem Schlag stieß er diesen Laut aus, diese Mischung aus Stöhnen und Jammern, und je mehr er schlug, umso mehr geriet er in Rage.
    Erik hörte, wie die Schläge sein Gesicht trafen, und spürte, wie sein Kopf hin und her geschleudert wurde. An der rechten Hand trug Silverhielm einen großen Siegelring mit dem Familienwappen, und fast immer, wenn die rechte Faust traf, riss eine Wunde in Eriks Gesicht auf. Nach einer Weile hatte Erik offenbar wieder etwas gesagt, denn die Schläge mit der Rechten wurden nun so wirkungsvoll - und Erik biss in diesem Moment gerade nicht die Zähne zusammen -, dass ihm ein Eckzahn ausgeschlagen wurde und mitten im Mund liegen blieb. Der nächste Schlag traf die Nase. Erik hörte das Knirschen und konzentrierte sich darauf, sich nicht vornüberzubeugen, trotz des Nasenblutens stehen zu bleiben. Und weil er stehen blieb, wurde Silverhielm in seiner Spirale aus Angst und Aggression weitergetrieben und fand neue Kraft zu neuen Schwingern. Der Siegelring riss neue Wunden auf, traf mehrere Male an derselben Stelle und zerfetzte Erik einen Mundwinkel.
    Erik, oder die Person neben Erik, nahm vage Gebrüll und Jubel wahr, während Rektor und Lehrer weiterhin die Gabel zum Mund führten, während Blut von

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