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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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hielt er den gelben Plastikeimer.
    Er durfte nicht den Falschen erwischen, es musste Silverhielm sein, aber wer war hier wer?
    Er legte die Hand auf den Lichtschalter und überlegte. Es wäre wirklich schlimm, beim Falschen zu landen. Zwei Dinge musste er feststellen. Er machte Licht, löschte es sofort wieder und horchte. Noch immer das gleiche ruhige Atmen.
    Silverhielm war der Typ links. Außerdem schlief er auf dem Rücken.
    Die Stecker für Nachttisch-und Schreibtischlampe befanden sich unter dem Schreibtisch.
    Vorsichtig stellte er den Plastikeimer ab. Der Gestank verbreitete sich im Zimmer, die Gefahr bestand, dass die beiden davon geweckt würden. Dann beugte er sich unter den Schreibtisch und suchte nach den Steckern, bis er sie endlich fand. Dabei stieß er mit dem Fuß gegen den Schreibtischstuhl, der leicht über den Boden schrappte. Der andere bewegte sich unruhig. Es eilte, aber Erik durfte nicht die Beherrschung verlieren, das würde alles ruinieren.
    Er zog die Stecker heraus und kam langsam unter dem Schreibtisch hervor. Er schob die Stühle mitten ins Zimmer. Dann nahm er den Eimer und tastete vorsichtig mit der linken Hand nach Silverhielms Kissen. Jetzt konnte es nicht mehr schief gehen.
    Er hob den Eimer, kippte ihn über den Kopf des schlafenden Silverhielms, lief hinaus und zog die Tür so leise wie möglich hinter sich zu.
    Während er den Gang entlangrannte, hörte er Silverhielms hysterisches Geschrei und das Geräusch umkippender Stühle.
    Fünfzig Sekunden später stand er wieder in der Dunkelheit, den Hockeyschläger in der Hand, gleich hinter dem Schreibtisch.
    Und dann wieder Stille und Regen. Es dauerte so lange, bis Pierre etwas sagte, dass Erik schon glaubte, er sei eingeschlafen. Erik legte sich den Zeigefinger an den Hals, um seine Pulsschläge zu zählen. Sechzig Schläge, fast schon Ruhepuls. Das bedeutete, dass er ganz ruhig war, oder dass zumindest sein Körper beschlossen hatte, ganz ruhig zu sein, unabhängig von den Spekulationen, die sein Verstand auch über die Rache der Ratis anstellen mochte.
    »Hast du ihm die Scheiße ins Zimmer gekippt?«, fragte Pierre.
    »Nein, ich bin zu ihm gegangen und hab ihm den Eimer ins Gesicht gedrückt.«
    »Du bist verrückt.«
    »Nein, das war nur vernünftig. Nichts könnte schlimmer sein für Silverhielm und seine Klosterversprechen.«
    »Die werden dich halb totschlagen.«
    »Silverhielm wird aber trotzdem ausgelacht.«
    Sie pressten eine Bibel zwischen Türknopf und Türrahmen. Wenn während der Nacht jemand versuchte, die Sperre zu durchbrechen, würden sie aufwachen.
    Erik fiel sofort in einen traumlosen Schlaf und schlief, bis der Wecker ihn aus dem Bett springen und gegen den Hockeyschläger stoßen ließ.
    Es war der Tag nach der Klosternacht. Erik suchte sich ein rotes Hemd heraus, damit das Blut nicht so deutlich zu sehen wäre, wenn das passierte, was jetzt wohl passieren musste.
    Aber beim Frühstück fehlte Tischmajor Silverhielm. Sonst wirkte alles wie immer. Dass die Leute Erik verstohlen anstarrten, war nicht verwunderlich und lag sicher vor allem daran, dass sie darüber staunten, dass an ihm keine Spuren der Klosternacht zu sehen waren, in die sie so große Erwartungen gesetzt hatten.
    Aber schon verbreitete sich die Nachricht, was wirklich passiert war. Denn als er den Speisesaal verließ, kamen zwei aus der ersten Klasse und fragten, ob Erik wirklich einen Eimer Scheiße über Silverhielm ausgekippt habe. Erik antwortete, dass er dem Ratschef so etwas natürlich unmöglich angetan haben könne. Andererseits müsse es sich wohl um dieselbe Scheiße gehandelt haben, die Silverhielm ihm vergeblich ins Gesicht zu werfen versucht habe.
    Dann zwinkerte er den Fragern zu und lief rasch weiter durch das Gedränge und aus dem Speisesaal.
    Schon beim Mittagessen würde die Sache in allen übertriebenen Details allgemein bekannt sein. Das bedeutete, dass sie ihn entweder nach dem Mittagessen oder nach dem Abendessen überfallen würden. Sie mussten einen Zeitpunkt wählen, zu dem so viele Zuschauer wie möglich dabei waren. Aber er konnte sich nicht recht vorstellen, was sie im Schilde führten.
    Die Stunden des Vormittags schleppten sich dahin. Er bekam die zweite Mathearbeit mit einer guten Note zurück, damit stand fest, dass er bereits im ersten Halbjahr seinen Rückstand aufgeholt hatte. Und einen neuen würde es nicht geben, weil die viele Zeit im Arrest mehr als ausreichte, um Physik und Chemie zu büffeln.
    Aber es war

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