Evil
beiseite und angelte sich einen Regenwurm aus der Dose. Dann noch einen. Er warf sie direkt in das Knäuel von Ameisen.
Er selbst hielt dabei einen Abstand von knapp einem Meter, fast als wollte er die Ameisen mit Wurmfleisch bombardieren.
Die Ameisen reagierten sofort. Sie stürzten sich auf das weiche rosa Fleisch der zuckenden Würmer.
»Das ist krank, Woofer. Das ist echt krank.«
»Da drüben habe ich auch noch schwarze Ameisen gefunden.« Er deutete auf den Stein am entgegengesetzten Ende der Veranda. »Du weißt schon, die großen. Die sammle ich jetzt auf und werfe sie zu denen hier. Das gibt einen Ameisenkrieg. Willst du wetten, wer gewinnt?«
»Die roten gewinnen. Die roten gewinnen immer.«
Es war tatsächlich so. Die roten Ameisen waren einfach grausamer. Das Spiel kannte ich schon.
»Ich hab eine andere Idee«, sagte ich. »Halt doch mal deine Hand da rein. Stell dir einfach vor, du bist King Kongs Sohn oder so.«
Er sah mich an. Ich merkte, dass er sich die Sache durch den Kopf gehen ließ.
Dann grinste er. »Nö, ich bin doch nicht doof.«
Ich stand auf. Die Würmer wanden sich noch immer.
»Bis später, Woof«
Dann lief ich die Treppe zur Veranda hoch, klopfte an die Fliegentür und ging hinein.
Donny fläzte sich auf der Couch. Bis auf seine weißen, verknitterten Boxershorts, in denen er offensichtlich auch geschlafen hatte, war er nackt. Er war nur drei Monate älter als ich, aber viel breiter um Brust und Schultern, und zeigte genau wie sein Bruder Willie junior bereits einen ziemlichen Bauchansatz. Kein besonders schöner Anblick. Ich fragte mich, wo Meg steckte.
Er war in seinen Plastic Man vertieft und blickte zu mir auf. Ich selbst interessierte mich nicht mehr so für Comics, seit sie 1954 Web of Mystery verboten hatten.
»Wie geht's, Dave?«
Ruth hatte gebügelt. In einer Ecke lehnte das Brett, und der scharfe Geruch von stark erhitzter Wäsche hing in der Luft.
Ich schaute mich um.
»Ganz gut. Wo sind denn alle?«
Er zuckte die Achseln. »Einkaufen.«
»Willie beim Einkaufen? Dass ich nicht lache.«
Er klappte das Comic zu und stand auf. Lächelnd kratzte er sich unter der Achsel.
»Nö. Willie hat um neun einen Termin beim Zahnarzt. Er hat Löcher. Ist das nicht zum Brüllen?«
Willie junior und Donny waren eineinhalb Stunden nacheinander auf die Welt gekommen. Doch aus irgendeinem Grund hatte Willie im Gegensatz zu Donny schlechte Zähne. Er rannte ständig zum Zahnarzt.
Wir lachten.
»Hab gehört, du hast sie schon getroffen.«
»Wen?«
Donny schaute mich an. Anscheinend hatte ihn meine Komödie nicht überzeugt.
»Ach, deine Cousine. Ja. Gestern, unten am Felsen. Sie hat einen Flusskrebs gefangen, beim ersten Versuch.«
Donny nickte. »Ja, manche Sachen kann sie wirklich gut.«
Es war nicht gerade ein begeistertes Lob, doch für Donnys Verhältnisse – noch dazu, da er von einem Mädchen sprach – war die Bemerkung ziemlich respektvoll.
»Weißt du was?« Er grinste. »Ich zieh mich schnell an, und dann schauen wir mal, was Eddie so treibt.«
Ich stöhnte.
Von all den Kindern in der Laurel Avenue war Eddie das einzige, um das ich einen Bogen machte. Eddie war verrückt.
Ich weiß noch, wie Eddie einmal, als wir gerade auf der Straße spielten, mit nacktem Oberkörper und einer lebenden schwarzen Schlange zwischen den Zähnen daherkam. Ein echter Naturbursche. Er warf mit der Schlange nach Woofer, der schreiend davonrannte, und dann nach Billy Borkman. Eigentlich war es sogar so, dass er alle kleinen Kinder damit bewarf und verfolgte, bis der Schlange, nachdem sie einmal zu oft auf den Asphalt geknallt war, irgendwie die Puste ausging. Und dann war es natürlich auch nicht mehr so interessant.
Mit Eddie gab es immer Scherereien.
Eddie machten Abenteuer nur dann Spaß, wenn sie gefährlich oder verboten waren. Wenn möglich beides. Zum Beispiel im Dachstuhl eines Rohbaus herumklettern oder von der Canoe Brook Bridge Holzäpfel auf Autos werfen. Am besten war es natürlich, wenn man dabei nicht erwischt wurde. Und wenn man doch erwischt wurde oder sich wehtat, hatte man eben Pech gehabt. Das fand er lustig. Sogar wenn er selbst erwischt wurde oder sich wehtat.
Linda und Betty Martin schworen Stein und Bein, dass sie ihn einmal dabei beobachtet hatten, wie er einem Frosch den Kopf abbiss. Niemand zweifelte an ihrer Geschichte.
Sein Haus lag auf der anderen Seite, ganz am Ende der Straße. Tony und Lou Morino, die nebenan wohnten, erzählten, dass
Weitere Kostenlose Bücher