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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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später gab auch Eddie auf und landete neben mir auf dem Gras. »Das ist doch Quatsch. So eine Scheiße. So eine Scheiße.«
    Dann verschwanden sie.
    Seltsam. Auch Eddie war jetzt sauer.
    Doch eigentlich war mir das egal.
    Wir kletterten hinauf. Es war ganz leicht.
    Oben war ich auf einmal ganz wirr vor Aufregung. Ich fühlte mich so gut, dass ich am liebsten laut losgelacht hätte. Es würde etwas passieren, das wusste ich. Pech für Eddie und Donny und Willie – wir waren die glücklichen Gewinner. Gleich würde sie am Fenster erscheinen, und wir würden alles sehen.
    Es machte mir überhaupt nichts aus, dass ich Meg hinterging, wenn ich sie heimlich beobachtete. Eigentlich dachte ich dabei gar nicht an sie. Es war, als würden wir jemand anderen belauern. Etwas Abstraktes. Ein echtes, lebendiges Mädchen und nicht ein Schwarzweißfoto in einer Zeitschrift. Der Körper einer Frau.
    Endlich würde ich mehr erfahren.
    Das hier hatte einfach Vorrang.
    Wir machten es uns bequem.
    Ich blickte kurz zu Kenny hinüber. Er grinste.
    Mir schoss die Frage durch den Kopf, warum die anderen Jungs so stinkig geworden waren.
    Das machte doch Spaß! Sogar dass man Angst hatte, machte Spaß. Angst, dass Ruth in der Tür auftauchen und uns lautstark auffordern könnte, zu verschwinden und zwar plötzlich. Angst, dass uns Meg durchs Badfenster direkt in die Augen schauen würde.
    Voller Hoffnung wartete ich.
    Das Badlicht ging aus, aber das war unwichtig. Ich konzentrierte mich ganz auf das Schlafzimmer. Dort würde sie auftauchen.
    Einfach so. Nackt. Aus Fleisch und Blut und noch dazu ein Mädchen, das ich ein wenig kannte.
    Ich wagte nicht einmal zu zwinkern.
    Weiter unten, wo ich mich gegen den Baum drückte, spürte ich ein Kribbeln.
    Ständig ging mir »Shake, Rattle and Roll« von Elvis durch den Kopf: »Get out in that kitchen and rattle those pots and pans … I believe to m'soul you're the devil in nylon hose …« Und so weiter.
    Wild, dachte ich. Ich liege hier auf dem Baum und warte auf den Teufel in Nylonstrümpfen.
    Ich wartete.
     
    Das Schlafzimmerlicht ging aus.
    Plötzlich war das ganze Haus dunkel.
     
    Am liebsten hätte ich etwas zerschlagen.
    Am liebsten hätte ich das Haus niedergerissen.
     
    Jetzt wusste ich ganz genau, wie es den anderen gegangen war und warum sie so wütend ausgesehen hatten, wütend auf Meg – weil es sich anfühlte, als wäre es ihre Schuld, als hätte sie uns mit großen Versprechungen hierher gelockt und dann nichts davon gehalten. Und obwohl ich genau wusste, wie unvernünftig und dumm das war, konnte ich nicht gegen dieses Gefühl an.
    Schlampe, dachte ich.
    Doch dann bekam ich Gewissensbisse. Denn das war persönlich.
    Es richtete sich gegen Meg.
    Und jetzt fühlte ich mich deprimiert.
    Als hätte ich es tief in mir schon die ganze Zeit gewusst – auch wenn ich es nicht hatte wahrhaben wollen.
    So viel Glück würde ich nie haben. Das Ganze war von Anfang an Quatsch gewesen.
    Genau wie Eddie es gesagt hatte.
    Und irgendwie hing der Grund dafür mit Meg und Mädchen und Frauen ganz allgemein zusammen, sogar mit Ruth und meiner Mutter.
    Die Vorstellung war so groß, dass ich sie nicht zu fassen bekam, und so gab ich es auf.
    Was blieb, waren Niedergeschlagenheit und ein dumpfer Schmerz.
    »Komm«, sagte ich zu Kenny. Er starrte auf das Haus und konnte es immer noch nicht glauben, dass die Lichter endgültig erloschen waren. Aber auch er wusste es. Ich sah es ihm an, als er mich anschaute.
    Wir alle wussten es.
    Schweigend marschierten wir zurück zum Zelt.
    Willie junior fand als Erster wieder Worte, nachdem er die Feldflasche abgesetzt hatte. »Vielleicht kriegen wir sie dazu, dass sie beim Spiel mitmacht.«
     
    Wir dachten darüber nach.
    Und damit ging der Abend zu Ende.
     

9
    Ich war im Garten und wollte den großen elektrischen Rasenmäher zum Laufen bringen. Mein ganzes T-Shirt hatte ich schon durchgeschwitzt, weil das verfluchte Teil schwerer anzuwerfen war als ein Motorboot. Plötzlich hörte ich Ruth mit einer Stimme schreien, wie ich sie noch nie von ihr gehört hatte – wirklich erbost.
    »Verdammte Sauerei!«
    Ich ließ das Kabel fallen und blickte auf.
    Es war eine Stimme, wie ich sie von meiner Mutter kannte, wenn sie explodierte, was trotz des offenen Kriegs mit meinem Vater nicht oft vorkam. Diese Stimme bedeutete, dass man sich am besten in irgendeinem Winkel verkroch. Wenn Ruth wütend wurde, dann meistens auf Woofer, und sie musste ihn nur anstarren – die

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