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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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natürlich so weit wie möglich vom Haus entfernt sein, um wirklich die Illusion zu haben, allein draußen zu sein, und dafür war Tonys Garten eigentlich ungeeignet. Er lief einfach spitz nach unten über einen Hügel, und dahinter waren nur ein bisschen Gestrüpp und ein Feld. Das Gestrüpp und das Feld waren langweilig, und man lag die ganze Nacht auf abschüssigem Gelände. Mein Garten dagegen führte gerade nach hinten in einen tiefen Wald mit unheimlichen und dunklen Schatten von Ulmen, Birken und Ahornbäumen und wildem Grillenzirpen und Froschquaken vom Bach. Er war flach und viel bequemer.
    Nicht dass wir viel geschlafen hätten.
    Zumindest nicht in dieser Nacht.
    Seit der Abenddämmerung erzählten wir uns Mommy-Witze (»Mommy, Mommy, Billie hat gerade in die Pfanne auf dem Herd gekotzt!« – »Halt den Mund und iss deinen Brei!«). Lachend drängten wir uns zu sechst in einem Zelt für vier: ich, Donny, Willie, Tony Morino, Kenny Robertson und Eddie.
    Woofer hatte wieder einmal mit seinen Plastiksoldaten im Verbrennungsofen im Garten herumgespielt und hatte zur Strafe daheim bleiben müssen. Ansonsten hätte er vielleicht so lang und laut gejammert, bis wir ihn mitgenommen hätten. Aber Woofer hatte nun mal diese schlechte Angewohnheit. Er hängte seine Ritter und Soldaten an den Draht des Verbrennungsofens und schaute zu, wie zusammen mit dem Müll langsam ihre Arme und Beine verbrannten. Weiß Gott, was er sich ausmalte, wenn das Plastik schmolz, die Soldaten sich aufrollten und schwarze Rauchschwaden aufstiegen.
    Ruth wurde böse, wenn er das machte. Die Spielzeugfiguren waren teuer, und außerdem versauten sie ihren Verbrennungsofen.
    Wir hatten kein Bier, aber dafür Feldflaschen und Thermoskannen mit Kool-Aid, und das war auch in Ordnung. Eddie hatte eine halbe Packung Kool ohne Filter von seinem Vater dabei, und ab und zu schlossen wir die Zeltklappen und ließen eine davon herumgehen. Dann fuchtelten wir mit den Händen herum, bis sich der Rauch verzogen hatte, und machten das Zelt wieder auf für den Fall, dass meine Mutter nach uns schaute – doch das machte sie sowieso nie.
    Neben mir drehte sich Donny um und zerdrückte unter seinem Gewicht eine Tasty-Cake-Verpackung.
    Nachmittags war der Lieferwagen gekommen, und wir hatten uns alle mit dem Zeug eingedeckt.
    Und jetzt knisterte es bei jeder Bewegung im Zelt.
    Donny wusste einen Witz. »Kommt ein Mann nach Hause, stürmt durch die Küche ins Schlafzimmer und sagt zu seiner Frau: ›Hau mir zwei Eier in die Pfanne, ich muss gleich reiten gehen.‹ Seine Frau schaut ihn stinksauer an und antwortet: ›Ich hau dir gleich die Pfanne in die Eier, deine Stute hat schon dreimal angerufen, wann du endlich zum Reiten kommst.‹«
    Wir lachten.
    »Den hab ich schon mal gehört«, sagte Eddie. »Oder vielleicht im Playboy gelesen.«
    »Klar.« Willie lag auf der anderen Seite von mir am Zeltrand. Ich konnte seine Pomade riechen und manchmal unangenehmerweise auch seine schlechten Zähne. »Klar, du hast es im Playboy gelesen. Genau, und ich hab Debra Paget gefickt.«
    Eddie zuckte die Achseln. Es war gefährlich, ihm zu widersprechen, aber Donny lag zwischen ihnen und wog sieben Kilo mehr als Eddie.
    »Mein Alter kauft ihn sich immer«, erklärte er. »Jeden Monat. Und dann hol ich ihn mir aus der Schublade, lese die Witze, schau mir die Weiber an und leg ihn wieder zurück. Das kriegt er gar nicht mit. Nichts dabei.«
    »Ist auch besser, wenn er nichts mitkriegt«, meinte Tony.
    Eddie warf ihm einen Blick zu. Tony wohnte gegenüber von ihm, und von ihm wussten wir, dass Eddie regelmäßig von seinem Vater verprügelt wurde.
    »Was du nicht sagst.« In Eddies Stimme lag ein warnender Ton.
    Es war fast zu spüren, wie Tony zurückwich. Er war nur ein spindeldürrer kleiner Italiener, der aber bei uns ein gewisses Ansehen besaß, weil er schon den ersten Anflug von dunklem Schnurrbartflaum hatte.
    »Schaust du die dir wirklich alle an?«, fragte Kenny Robertson. »Mann, ich hab gehört, einmal war sogar Jayne Mansfield drin.«
    »Nicht alle.« Eddie zündete sich eine Zigarette an, und ich zog schnell wieder die Klappen zu. »Aber die hab ich gesehen.«
    »Ehrlich?«
    »Klar.«
    Wie Mister Cool persönlich nahm er einen tiefen Zug von der Zigarette. Neben mir setzte sich Willie auf, und ich spürte den sanften Druck seines Wabbelbauchs im Rücken. Er wollte die Zigarette, aber Eddie war noch nicht so weit.
    »Die größten Titten, die ich je gesehen

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