Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
Vom Netzwerk:
vor.
    Er schüttelte den Kopf. »Wir haben jetzt unser eigenes Spiel.«
     

 
     
     
     
     
     
     
     
     

TEIL DREI
     

16
    In den Nächten, in denen ich bei den Chandlers schlief, redeten wir immer, wenn wir uns ausgetobt hatten und Woofer eingeschlafen war.
    Meistens Donny und ich. Willie hatte nie besonders viel zu sagen, und was er sagte, war nie besonders schlau. Aber Donny war ziemlich intelligent und wie gesagt so etwas wie mein bester Freund. Also redeten wir – über die Schule und Mädchen, die Kinder in der Sendung American Bandstand, die unerschöpflichen Geheimnisse des Sex, darüber, was die Rock-'n'-Roll-Stücke, die wir im Radio hörten, in Wirklichkeit bedeuteten. Und so weiter, bis spät in die Nacht.
    Wir redeten über Wünsche, Hoffnungen und manchmal sogar über Alpträume.
    Es war immer Donny, der damit anfing, und immer ich, der damit aufhörte. Irgendwann lange nach dem toten Punkt lehnte ich mich aus dem Bett und sagte etwas wie: »Verstehst du, was ich meine?« Doch er war schon eingeschlafen und hatte mich meinen Gedanken überlassen, denen ich aufgewühlt und rastlos manchmal bis zum Morgengrauen nachhing. Ich brauchte Zeit, um tief in meine Gefühle vorzudringen, doch wenn es so weit war, fiel es mir schwer, den Geschmack dieses Erlebnisses wieder aufzugeben.
    So bin ich immer noch.
    Nur dass ich den Dialog heute alleine führe. Ich rede nicht mehr. Egal, wer mit mir im Bett liegt. Manchmal gleiten meine Gedanken in Alpträume ab, aber ich teile sie mit niemandem. Der Rückzug in mein Inneres, der damals noch am Anfang stand, ist inzwischen abgeschlossen.
    Es fing wahrscheinlich damit an, dass meine Mutter eines Nachts in mein Zimmer kam, als ich sieben war. Ich schlief. Sie weckte mich auf. »Ich verlasse Dad. Aber du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich nehme dich mit. Ich werde dich nicht verlassen. Nie.« Von da an wartete ich nur noch, sieben Jahre lang, ich bereitete mich vor und wurde zu einem Ich, das von beiden distanziert war.
    Damit fing es wohl an.
    Doch in diesen sieben Jahren passierten auch Ruth und Meg und Susan. Ohne sie wäre dieses Gespräch mit meiner Mutter vielleicht sogar gut gewesen für mich. Es hätte mich vielleicht vor Schock und Verwirrung bewahrt, als es dann so weit war. Denn Kinder halten viel aus. Sie finden wieder zurück zu Vertrauen und Offenheit.
    Dazu war ich nicht fähig. Wegen der Ereignisse danach. Wegen der Dinge, die ich getan und die ich nicht getan habe.
     
    Meine erste Frau Evelyn ruft mich manchmal in der Nacht an und weckt mich auf.
    »Geht's den Kindern gut?«, fragt sie mit verschreckter Stimme.
    Wir haben keine gemeinsamen Kinder, Evelyn und ich.
    Sie leidet unter starken Anfällen von Depression und Angst und ist schon mehrmals in Anstalten behandelt worden. Trotzdem ist diese fixe Idee von ihr unheimlich.
    Weil ich ihr nie davon erzählt habe. Kein Wort.
    Woher weiß sie es dann?
    Rede ich im Schlaf? Habe ich ihr eines Nachts alles gestanden, ohne es zu wissen? Oder spürt sie einfach etwas Verborgenes in mir – den einzigen Grund dafür, dass wir keine Kinder hatten. Den einzigen Grund dafür, dass ich es nie zugelassen habe.
    Ihre Anrufe sind wie kreischende Nachtvögel in meinem Kopf. Ich warte immer darauf, dass sie wiederkommen. Trotzdem überraschen sie mich jedes Mal.
    Es ist erschreckend.
    Geht es den Kindern gut?
    Ich weiß schon lange, dass ich sie nicht beunruhigen darf. Ja, Evelyn, sage ich zu ihr, natürlich geht es ihnen gut. Geh wieder schlafen.
    Aber den Kindern geht es nicht gut.
    Es wird ihnen nie gut gehen.
     

17
    Ich klopfte an die Hintertür.
    Niemand antwortete.
    Ich öffnete und trat ein.
    Das Lachen war nicht zu überhören. Es kam aus einem der Kinderzimmer. Bei Meg war es ein hohes Quieken, bei Woofer ein hysterisches Kichern. Willie junior und Donny klangen tiefer, männlicher.
    Ich hätte gar nicht kommen dürfen – ich hatte Zimmerarrest. Ich hatte an einem Modell der B-52 gebastelt, ein Weihnachtsgeschenk meines Vaters, und ich konnte einfach eins der Räder nicht richtig anbringen. Nachdem ich es drei- oder viermal versucht hatte, schmiss ich es auf den Boden und zertrat es an der Tür. Meine Mutter kam herein und machte mir eine Riesenszene. Dann wurde ich verdonnert.
    Jetzt war meine Mutter beim Einkaufen. Und ich war zumindest für kurze Zeit frei.
    Ich steuerte auf das Kinderzimmer zu.
    Sie hatten Meg in eine Ecke am Fenster gedrängt.
    Donny drehte sich um.
    »Hey David! Sie ist

Weitere Kostenlose Bücher