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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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einer Werbepause verabredete ich mich mit Willie und Donny für Samstag zum Bowling. Ich versuchte, Megs Blick zu erhaschen, aber sie schaute mich nicht an. Als das Bier leer war, ging ich nach Hause.
    Das Bild hängte ich neben den Spiegel in meinem Zimmer.
    Doch ich hatte so ein merkwürdiges Gefühl, das mich nicht verlassen wollte. Obwohl ich das Wort Schlampe noch nie aus dem Mund von jemandem gehört hatte, wusste ich, was es bedeutete. Ich wusste es, seit ich heimlich Die Leute von Peyton Place von meiner Mutter gelesen hatte. Ich fragte mich, ob Eddies Schwester Denise noch zu jung für diese Bezeichnung war. Ich erinnerte mich, wie sie nackt an den Baum gefesselt war, an ihre dicken, zarten Brustwarzen. Wie sie geweint und gelacht hatte – manchmal gleichzeitig. Ich erinnerte mich an die wulstige Hautfalte zwischen ihren Beinen.
    Ich dachte über Meg nach.
    Ich lag im Bett und überlegte, wie leicht es war, einem Menschen wehzutun. Es musste nicht körperlich sein. Man musste nur auf etwas herumtrampeln, das ihm wichtig war.
    Auch ich konnte das, wenn ich wollte.
    Menschen waren verletzlich.
    Ich dachte über meine Eltern nach und über das, was sie machten, wie sie gegenseitig aufeinander herumtrampelten. So regelmäßig inzwischen, dass ich es geschafft hatte, mit keinem von beiden Mitleid zu haben, um mich zu schützen.
    Das alles ging mir durch den Kopf.
    Ich konnte nicht schlafen. Nebenan schliefen meine Eltern, mein Vater schnarchte. Ich stand auf und ging in die Küche, um mir ein Cola zu holen. Dann setzte ich mich auf die Couch im Wohnzimmer. Das Licht ließ ich ausgeschaltet.
    Es war schon weit nach Mitternacht.
    Die Nacht war warm. Windstill. Wie üblich hatten meine Eltern die Fenster offen gelassen.
    Durch das Fliegengitter konnte ich direkt ins Wohnzimmer der Chandlers schauen. Drüben brannte noch Licht. Auch sie hatten die Fenster offen, und ich hörte Stimmen. Ich verstand nicht viel von dem, was gesagt wurde, aber ich wusste, wer redete. Willie. Ruth. Dann Meg. Dann Donny. Sogar Woofer war noch auf – ich hörte ihn lachen, hoch und schrill wie ein Mädchen.
    Die anderen schrien alle.
    »… für einen Jungen !« Das war Ruth. Dann wurden ihre Worte von verschiedenen Geräuschen und durcheinander redenden Stimmen übertönt.
    Meg trat zurück in den Rahmen des Wohnzimmerfensters. Schreiend deutete sie auf irgendetwas, ihre Haltung war angespannt, sie zitterte vor Wut.
    »Das wirst du nicht !«
    Dann sagte Ruth etwas Leises, was ich nicht verstehen konnte, aber es klang fast wie ein Fauchen, zumindest so viel hörte ich. Dann plötzlich brach Meg irgendwie zusammen, sie knickte richtig nach vorn. Und dann fing sie an zu weinen.
    Eine Hand schoss vor und schlug ihr ins Gesicht.
    Der Schlag war so heftig, dass sie nach hinten aus dem Rahmen stürzte und ich sie nicht mehr sehen konnte.
    Willie trat vor.
    Er wollte ihr nach. Langsam.
    Als würde er ihr nachstellen.
    »Das war's!«, hörte ich von Ruth. Was wohl hieß, dass Willie sie in Ruhe lassen sollte.
    Einen Moment lang bewegte sich niemand.
    Dann liefen sie immer wieder am Fenster vorbei, hin und her, und alle sahen verbissen und wütend aus. Willie, Woofer, Donny, Ruth und Meg klaubten Sachen vom Boden auf, rückten Stühle zurecht, machten Ordnung, bis das Kommen und Gehen allmählich aufhörte. Ich hörte keine Stimmen mehr, kein Reden. Die Einzige, die ich nicht gesehen hatte, war Susan.
    Ich saß da und beobachtete das Haus,
    Das Licht ging aus. Man sah ein trübes Leuchten in den Schlafzimmerfenstern, aber das war alles. Dann war auch das verschwunden, und das Haus war so dunkel wie unseres.
     

15
    Beim Bowling am Samstag ließ Kenny Robertson im zehnten Frame einen Pin stehen und verpasste einen leichten Spare. Er beendete das Spiel mit hundertsieben Punkten. Kenny war dürr und neigte dazu, sein ganzes Gewicht in den Wurf zu legen und ihm zu viel Schwung mitzugeben. Als er zurückkam, wischte er sich die Stirn mit dem Glückstaschentuch seines Vaters ab, das ihm an diesem Tag nicht besonders viel Glück gebracht hatte.
    Er setzte sich zwischen mich und Willie hinter die Ergebnistafel. Wir beobachteten Donny, wie er sich an seinem üblichen Platz links vom zweiten Pfeil aufstellte.
    »Hast du noch mal drüber nachgedacht?«, fragte Kenny Willie. »Willst du immer noch, dass Meg beim Spiel mitmacht?«
    Willie grinste. Er war gut drauf. Er konnte an diesem Abend über hundertfünfzig Punkte schaffen, und das kam nicht so oft

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