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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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sachlich, unglaublich vernünftig und sehr erwachsen.
    »Ich schon, aber sie nicht.«
    Auf einmal begann Susan wieder zu weinen. Einen Moment stand sie nur da und schaute Meg an, dann humpelte sie herüber und küsste sie auf die Lippen und auf die Wange und dann noch mal auf die Lippen.
    »Wir machen was«, sagte sie, »irgendwas, stimmt's, Meg?«
    »Klar, wir finden schon was.«
    Meg schaute mich an.
    Sie umarmten sich, und danach kam Susan zu mir und nahm mich bei der Hand.
    Und zusammen schlossen wir sie wieder ein.
     

31
    Dann blieb ich weg, wie um mein Hilfsangebot zurückzunehmen.
    Unter diesen Umständen war es das Beste, was ich machen konnte.
    Bilder verfolgten mich.
    Meg, wie sie auf dem Riesenrad lachte, wie sie am Bach unten auf dem Felsen lag. Wie sie in Shorts und Trägerhemd und einem großen Strohhut auf dem Kopf im Garten arbeitete. Wie sie auf dem Spielplatz drüben schnell von Mal zu Mal rannte. Aber vor allem, wie sie nackt und erhitzt vor Anstrengung, verletzlich und offen vor mir stand.
    Andererseits sah ich auch Willies und Donnys Boxsack.
    Ich sah einen Mund, der in eine Luftmatratze gequetscht wurde, weil sie ein Stück Toast nicht hinuntergebracht hatte.
    Die Bilder widersprachen sich. Sie verwirrten mich.
    Ich musste nachdenken, wie ich mich verhalten sollte, und entschied mich unter dem Vorwand einer verregneten Woche erst einmal dafür wegzubleiben.
    In dieser Woche traf ich Donny zweimal, die anderen überhaupt nicht.
    Beim ersten Mal brachte ich gerade den Müll raus, und er lief mit einem Sweatshirt über dem Kopf in den grauen Nieselregen hinaus. Es war Nachmittag.
    »Rat mal das Neueste«, sagte er. »Kein Wasser heute.«
    Es hatte seit drei Tagen geregnet.
    »Häh?«
    »Meg, du Trottel. Ruth gibt ihr heute Abend kein Wasser. Erst morgen wieder.«
    »Wieso?«
    Er lächelte. »Lange Geschichte. Erzähl ich dir später.«
    Dann rannte er wieder zurück ins Haus.
    Das nächste Mal war dann zwei Tage später. Das Wetter hatte etwas aufgeklärt, und ich stieg gerade auf mein Viergangrad, um für meine Mutter einzukaufen. Donny kam hinter mir auf seinem alten, ramponierten Schwinn die Auffahrt herauf.
    »Wo fährst du hin?«
    »Zum Laden. Mom braucht Milch und so Zeug. Und du?«
    »Zu Eddie. Später gibt es ein Spiel am Wasserturm. Braves gegen Bucks. Sollen wir auf dich warten?«
    »Nö.« Das war Kinderkram und interessierte mich nicht.
    Donny schüttelte den Kopf.
    »Ich muss hier mal rauskommen. Ich werd noch ganz verrückt. Weißt du, was ich jetzt machen muss?«
    »Was?«
    »Ihren Nachttopf im Garten ausleeren! Ist das zu fassen?«
    »Kapier ich nicht. Wieso denn?«
    »Sie darf jetzt überhaupt nicht mehr rauf. Nicht einmal mehr aufs Klo, gar nichts mehr. Und was macht die blöde Kuh? Sie versucht, es zu halten. Aber sogar sie muss ab und zu pissen und scheißen, und ich bin für die Dreckarbeit abkommandiert! Unglaublich. Warum nicht zum Beispiel Woofer?« Er zuckte die Achseln. »Mom meint, dass es einer von uns Älteren sein muss.«
    »Und warum?«
    »Woher soll ich das wissen, verdammt?«
    Er setzte sich aufs Rad.
    »Hey, willst du wirklich nicht mitkommen?«
    »Nein, heute nicht.«
    »Okay, bis bald dann. Schau mal wieder rüber. ja?«
    »Okay, mach ich.«
    Aber ich tat es nicht. Noch nicht.
    Es kam mir alles so fremdartig vor. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie sie auf die Toilette ging, und schon gar nicht, wie sie einen Nachttopf benutzte, den dann jemand im Garten ausleeren musste. Und was, wenn ich rüberging und sie hatten an dem Tag noch nicht sauber gemacht? Wenn ich ihre Scheiße und Pisse da unten riechen musste? Das Ganze ekelte mich an. Sie ekelte mich an. Das war nicht Meg. Das war jemand anders.
    Daraus wurde ein weiteres seltsames Bild, das mich quälte. Und mein Problem war, dass ich niemanden hatte, mit dem ich reden, mit dem ich das Ganze durchkauen konnte.
    Wenn man mit den Kindern in der Straße redete, wurde schnell klar, dass alle eine Vorstellung davon hatten, was dort passierte – die einen eine eher vage, die anderen eine ziemlich genaue Vorstellung. Aber niemand hatte eine Meinung dazu. Wie bei einem Gewitter oder einem Sonnenuntergang, wie bei einem Naturereignis, das einfach manchmal eintrat. Und es hatte keinen Sinn, über einen Sommerschauer zu diskutieren.
    Natürlich war mir klar, dass man sich als Junge mit manchen Dingen an seinen Vater wandte.
    Also ließ ich es auf einen Versuch ankommen.
     
    Inzwischen war ich schon so alt, dass

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