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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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ich ab und zu im Eagles Nest beim Einsortieren, Saubermachen und solchen Sachen mithelfen musste. Diesmal stand ich am Grill in der Küche. Während der Grill langsam abkühlte, musste ich das Fett mit einem Schleifstein in die Seitenrinnen schieben und mit Sodawasser lösen – solche schmierigen Arbeiten hatte Meg bei den Chandlers jeden Tag gemacht. Und irgendwann fing ich einfach an zu reden.
    Mein Vater machte Shrimpsalat und streute Brotkrümel hinein, um ihn etwas zu strecken.
    Gerade wurde eine Schnapslieferung abgeladen, und durch das Fenster in der Trennwand zwischen Küche und Bar sahen wir Hodie, Dads Barkeeper, der auf einer Bestellliste die Kartons abhakte und mit dem Lieferanten über zwei Kisten Wodka stritt. Es war die Hausmarke, und offensichtlich hatte ihn der Mann hereinlegen wollen. Hodie tobte. Hodie war ein zaundürrer Prolet aus Georgia mit einem dermaßen jähzornigen Temperament, dass er im Krieg bestimmt die halbe Zeit im Bau verbracht hatte. Der Lieferant schwitzte.
    Amüsiert schaute mein Vater zu. Zwei Kisten spielten eigentlich keine Rolle, außer für Hodie. Solange er nicht für etwas zahlte, was er nicht bekam. Aber vielleicht war es Hodies Zorn, der mich zum Reden brachte.
    »Dad, hast du schon mal gesehen, wie ein Mann eine Frau schlägt?«
    Mein Vater zuckte die Achseln.
    »Klar. Junge Leute. Besoffene. Ein paar Mal, glaube ich. Warum?«
    »Meinst du, dass es auch mal … okay sein kann, wenn man so was macht?«
    »Okay? Du meinst gerechtfertigt?«
    »Ja.«
    Er lachte. »Schwierige Frage. Manchmal kann einem eine Frau ganz schön auf den Wecker gehen. Aber im Allgemeinen würde ich sagen, nein. Ich meine, man kann einfach auf andere Weise mit einer Frau fertig werden. Und man muss respektieren, dass die Frauen das schwächere Geschlecht sind. So wie man auch keine Schwächeren schikaniert, verstehst du?«
    Er wischte sich die Hände an der Schürze ab. Dann lächelte er.
    »Aber ich muss auch zugeben, dass sie es manchmal schon verdient haben. Wenn man in einer Bar arbeitet, erlebt man einiges. Wenn eine Frau zu viel trinkt, kann es schon mal vorkommen, dass sie laut wird, rumschimpft oder den Typ, mit dem sie zusammen ist, angreift. Was soll er denn machen? Einfach nur dasitzen? Also langt er ihr eine. Bei so was muss man natürlich gleich dazwischengehen.
    Das ist so was wie die Ausnahme, die die Regel bestätigt, verstehst du. Du darfst nie eine Frau schlagen, nie – und wehe, wenn ich dich dabei erwische! Dann kannst du was erleben, das sage ich dir. Aber manchmal bleibt einem gar nichts anderes übrig. Man wird einfach dazu getrieben, weißt du. Das geht von beiden Seiten aus.«
    Ich schwitzte. Das kam bestimmt nicht nur von der Arbeit, aber so hatte ich wenigstens eine Entschuldigung.
    Mein Vater hatte mit dem Thunfischsalat angefangen. In den kamen ebenfalls Brotkrümel rein und eingelegtes Gemüse. Hodie war inzwischen mit dem Lieferanten zum Lastwagen gegangen, um nach dem fehlenden Wodka zu suchen.
    Ich versuchte mir einen Reim auf das Gehörte zu machen: Es war nie okay, aber manchmal schon.
    Man wird einfach dazu getrieben.
    Das blieb mir im Gedächtnis. Hatte Meg Ruth irgendwie dazu getrieben? Hatte sie etwas gemacht, was ich nicht mitbekommen hatte?
    War es eine Nie - oder eine Manchmal -Situation?
    »Warum fragst du?«, erkundigte sich mein Vater.
    »Ach, ich weiß nicht. Ein paar von uns haben darüber geredet.«
    Er nickte. »Am besten, man behält seine Hände bei sich. Das gilt für Frauen und Männer. Da erspart man sich eine Menge Ärger.«
    »Ja, Dad.«
    Ich goss noch etwas Sodawasser auf den Grill und sah zu, wie es zischend verdampfte.
    »Die Leute sagen, Eddies Dad verprügelt Mrs. Crocker. Und auch Denise und Eddie.«
    Mein Vater runzelte die Stirn. »Ja, ich weiß.«
    »Es stimmt also.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber es stimmt doch, oder?«
    Er seufzte. »Hör mal, ich weiß nicht, warum dich das auf einmal so interessiert. Aber du bist alt genug, dass du das verstehst, denke ich … Wie gesagt, manchmal wird man dazu getrieben, ein Mann fühlt sich getrieben, und dann macht er was, obwohl er genau weiß, dass es falsch ist.«
    Er hatte Recht. Ich war alt genug, um zu verstehen. Außerdem hatte ich unterschwellig noch etwas anderes gehört. Genauso deutlich wie das Gebrüll von Hodie, der draußen den Lieferanten zusammenstauchte.
    Irgendwann hatte mein Vater meine Mutter geschlagen.
    Und dann erinnerte ich mich sogar halb daran. Ich war aus

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