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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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weiß, dass man besser gestorben wäre, statt sie zu erleben. Diese Dinge habe ich erlebt.
     

43
    Zusammengedrängt lagen wir in der Dunkelheit.
    Sie hatten die Arbeitslampe mitgenommen und die Tür verschlossen. Wir waren allein, Meg, Susan und ich, und lagen auf den Luftmatratzen, die Willie senior für seine Familie gekauft hatte.
    Oben hörte ich Schritte, die vom Wohnzimmer zum Esszimmer und wieder zurück gingen. Schwere Tritte. Donny oder Willie. Dann wurde es still.
    Mit Ausnahme von Megs Stöhnen.
    Sie war ihn Ohnmacht gefallen, als sie sie mit dem Eisen berührten. Erst war sie erstarrt, und dann war sie plötzlich ganz schlaff geworden, als hätte sie der Blitz getroffen. Doch jetzt kämpfte sich etwas in ihr wieder nach oben an die Oberfläche des Bewusstseins. Ich hatte Angst vor dem Gedanken, wie es ihr gehen würde, nachdem sie erwacht war. Ich konnte mir ihre Schmerzen nicht vorstellen. Nicht diese Schmerzen. Und ich wollte auch gar nicht.
    Sie hatten uns losgebunden. Zumindest waren unsere Hände frei.
    Ich konnte mich irgendwie um sie kümmern.
    Ich fragte mich, was sie wohl jetzt da oben machten. Was sie dachten. Es war nicht schwer, sich die Szene auszumalen. Eddie und Denise waren bestimmt zum Abendessen nach Hause gegangen. Ruth lag auf ihrem Sessel, die Füße auf dem Kissen, eine brennende Zigarette im Aschenbecher neben sich, und starrte auf den leeren Bildschirm des Fernsehers. Willie hatte sich auf die Couch gelümmelt und aß. Woofer lag mit dem Bauch auf dem Boden. Und Donny saß aufrecht auf einem Küchenstuhl und kaute vielleicht an einem Apfel herum.
    Sicher hatten sie gefrorene Fertiggerichte in den Herd geschoben.
    Ich hatte Hunger. Seit dem Frühstück hatte ich nichts mehr zu mir genommen.
    Meine Gedanken kreisten ums Abendessen.
    Wenn ich nicht zum Abendessen kam, würden sich meine Eltern ärgern. Dann würden sie sich allmählich Sorgen machen.
    Meine Eltern würden sich Sorgen um mich machen.
    Wahrscheinlich hatte ich mir noch nie überlegt, was das eigentlich bedeutete.
    Einen kurzen Moment war meine Liebe zu ihnen so groß, dass ich fast in Tränen ausgebrochen wäre.
    Dann stöhnte Meg wieder, und ich spürte ihr Zittern neben mir.
    Ich dachte an Ruth und die anderen, die oben in der Stille saßen. Und sich überlegten, was sie mit uns machen sollten.
    Dass ich hier war, hatte alles verändert.
    Nach dem heutigen Tag konnten sie mir nicht mehr vertrauen. Doch im Gegensatz zu Meg und Susan würde man mich vermissen.
    Würden meine Eltern nach mir suchen? Natürlich. Aber wann? Würden sie hier nach mir suchen? Ich hatte ihnen nicht gesagt, wo ich hinwollte.
    Blöd, David.
    Noch ein Fehler. Du hast gewusst, dass du hier in Schwierigkeiten geraten kannst.
    Drückend spürte ich die Dunkelheit um mich. Sie machte mich irgendwie kleiner, quetschte mich zusammen und begrenzte meine Möglichkeiten, meinen Spielraum. Und es dämmerte mir ein wenig, wie sich Meg gefühlt haben musste in all den Wochen, ganz allein hier unten.
    Fast wünschte man sich, dass sie wiederkommen würden, nur um die Anspannung des Wartens und das Gefühl der Einsamkeit zu durchbrechen.
    In der Dunkelheit verschwand man.
    »David?«
    Susan hatte mich aufgeschreckt. Noch nie hatte ich bei ihr erlebt, dass sie mit mir – oder jemand anderem – redete, ohne vorher angesprochen worden zu sein.
    Ihre Stimme war nur ein verängstigt bebendes Flüstern. Als würde Ruth noch in der Tür stehen und zuhören.
    »David?«
    »Ja. Alles in Ordnung, Susan?«
    »Alles in Ordnung. David, hasst du mich jetzt?«
    »Dich hassen? Nein, natürlich nicht. Wieso denn …?«
    »Du musst mich doch hassen. Und Meg muss mich auch hassen. Ich bin schuld.«
    »Du bist doch nicht schuld, Susan.«
    »Doch. Ich bin an allem schuld. Ohne mich hätte Meg weglaufen und nicht mehr zurückkommen können.«
    »Das hat sie ja probiert, Susan. Aber sie haben sie erwischt.«
    Auch ohne sie zu sehen, wusste ich, dass sie mit den Tränen kämpfte.
    »Sie haben sie im Flur erwischt, David.«
    »Häh?«
    »Sie wollte mich holen. Sie ist irgendwie aus dem Bunker rausgekommen.«
    »Ich hab sie rausgelassen. Ich hab die Tür offen gelassen.«
    »Und sie ist die Treppe raufgekommen und in mein Zimmer rein, dann hat sie mir die Hand hierhin gelegt, über den Mund, damit ich ruhig bin, und sie hat mich aus dem Bett gehoben. Dann hat sie mich hinausgetragen in den Flur, aber da ist Ruth …«
    Sie konnte sich nicht mehr halten. Sie weinte. Ich legte ihr

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