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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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oder ein Schwarm grausamer roter Ameisen, mit denen Woofer so gern spielte.
    Wie eine völlig andere Gattung. Eine Intelligenz, die nur nach Menschen aussah, aber keinen Zugang hatte zu menschlichen Gefühlen.
    Ich stand in ihrer Mitte und versank in einem Sumpf des Andersseins.
    In einem Sumpf des Bösen.
     
    Ich rannte zur Treppe.
    Ich hörte Willie fluchen und spürte sein Messer, das hinten über mein Hemd streifte. Ich packte das Holzgeländer und wuchtete mich auf die Treppe.
    Ich stolperte. Unter mir sah ich Ruth, die deutete und rief, ihr Mund ein klaffendes, schwarzes, tiefes Loch. Ich spürte, wie mich Willie am Fuß packte und zog. Neben mir standen Farbdosen und ein Eimer. Ich schleuderte sie hinter mir hinunter und hörte wieder Flüche, diesmal von ihm und Eddie, als ich mich losriss. Ich rappelte mich hoch und stürzte blind die Treppe hinauf.
    Die Tür war offen. Ich stieß das Fliegengitter auf.
    Die Sommerhitze schlug in einer einzigen schweren Woge über mir zusammen. Ich konnte nicht schreien, weil ich nach Luft schnappen musste. Ich hörte sie dicht hinter mir. Ich schnellte die Stufen hinunter.
    »Los!«, brüllte Donny.
    Dann war er plötzlich über mir, die Wucht seines Sprungs von der Veranda riss mich um und raubte mir den Atem. Doch er rollte von mir weg. Ich war schneller auf den Beinen als er. Willie stand seitlich von mir und verstellte mir den Weg zu meinem Haus. Ich sah das Funkeln der Klinge im Sonnenlicht. Ich ließ es nicht auf einen Versuch ankommen.
    Ich rannte vorbei an Donnys ausgestreckten Armen durch den Garten in Richtung Wald.
    Als ich die halbe Strecke hinter mir hatte, warf sich Eddie hart von hinten auf meine Beine. Ich ging zu Boden, und plötzlich wand er sich auf mir, schlug, trat und versuchte, mir die Augen auszukratzen. Ich rollte und krümmte mich. Ich war schwerer als er und rang ihn nieder. Er packte mich am Hemd. Ich ließ es zerreißen und machte mich los. Ich stolperte zurück, und dann lag Donny auf mir und dann Willie, doch erst als ich den Druck von Willies Messer an der Kehle spürte, gab ich auf und wehrte mich nicht mehr.
    »Los, rein mit dir, du Scheißkerl«, zischte er, »und keinen Mucks!«
    Sie brachten mich zurück.
    Quälend stand mir der Anblick meines Hauses vor Augen. Ich schaute immer wieder nach irgendwelchen Lebenszeichen dort, aber es gab keine.
    Wir gingen hinauf und dann hinunter ins kühle, nach Farbe riechende Dunkel.
    Ich legte die Hand an den Hals. An meinem Finger war nur ein wenig Blut.
    Ruth stand da, die Arme fest vor der Brust verschränkt.
    »Idiot. Kannst du mir vielleicht verraten, wo du hinwolltest?«
    Ich blieb ihr die Antwort schuldig.
    »Na ja, du gehörst jetzt wohl zu ihr. Keine Ahnung, was wir mit euch allen anstellen sollen.«
    Sie schüttelte den Kopf. Dann lachte sie.
    »Kannst froh sein, dass du nicht auch so eine kleine Stelle hast wie sie. Aber dafür hast du natürlich was anderes, worum du dir Sorgen machen kannst, stimmt's?«
    Denise lachte.
    »Willie, hol eine Schnur. Ich glaube, wir fesseln ihn lieber, damit er nicht wieder auf Wanderschaft geht.«
    Willie trat in den Bunker. Er kam mit einer kurzen Schnur zurück und gab Donny das Messer. Donny hielt es, während mir Willie die Hände auf den Rücken band.
    Alles sahen zu und warteten.
    Und diesmal fiel es Donny überhaupt nicht mehr schwer, mir in die Augen zu sehen.
    Als sie fertig waren, wandte sich Ruth zu Woofer und gab ihm die Streichhölzer.
    »Ralphie, du hast den Vortritt.«
    Lächelnd machte Woofer ein Streichholz an und lehnte sich weit über den Ausguss. Er streckte den Arm aus und zündete eine zusammengerollte Zeitung an der Ecke an. Dann zündete er eine andere Ecke an, die näher bei ihm war.
    Er trat zurück. Das Papier ging in hellen Flammen auf.
    »Feuer hat dir schon immer gefallen.« Ruth seufzte.
    Sie wandte sich den anderen zu. »Wer will es machen?«
    »Ich«, antwortete Eddie.
    Sie schaute ihn mit einem leisen Lächeln an. Es war genau der Blick, der vor nicht allzu langer Zeit fast nur mir vorbehalten war.
    Vermutlich war ich nicht mehr ihr Liebling unter den Kindern in unserer Straße.
    »Hol das Eisen.«
    Eddie holte es.
    Sie hielten es in die Flammen. Es war ganz still.
    Als sie meinte, dass es heiß genug war, zog er es heraus, und wir gingen alle zurück in den Bunker.
     

42
    Darüber werde ich euch nichts erzählen. Ich weigere mich.
     
    Es gibt Dinge, die erzählt man nicht. Da stirbt man lieber. Dinge, von denen man

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