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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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die Hand auf die Schulter.
    »Ist ja schon gut, ist ja schon gut.«
    »… da ist Ruth aus dem Zimmer der Jungs gekommen – wahrscheinlich hat sie uns gehört –, und sie hat Meg an den Haaren gepackt und sie umgerissen, und ich bin auf sie draufgefallen, da konnte sie sich erst nicht bewegen, und dann ist Willie herausgekommen und Donny und Woofer und haben sie geschlagen und getreten. Und dann ist Willie in die Küche und hat ein Messer geholt und hat es ihr an die Kehle gesetzt und gesagt, dass er ihr den Kopf abschneidet, wenn sie sich rührt. Er schneidet ihr den Kopf ab, hat er gesagt.
    Dann haben sie uns runtergebracht. Später haben sie noch die Schienen reingeschmissen. Die hier ist kaputt.«
    Ich hörte sie scheppern.
    »Und dann haben sie sie wieder geschlagen, und Ruth hat ihr die Zigarette auf die … auf die …«
    Sie sackte zusammen, und ich legte den Arm um sie. Weinend drückte sie sich an meine Schulter.
    »Aber das verstehe ich nicht«, sagte ich. »Sie wollte dich doch später rausholen. Wir hätten uns was ausgedacht. Warum ist sie zu dir rein? Warum wollte sie dich gleich mitnehmen?«
    Sie wischte sich die Augen. Ich hörte sie schniefen.
    »Ich glaube, weil … Ruth … Ruth … fasst mich immer an. Da unten … du weißt schon. Und einmal war es so fest … da habe ich geblutet. Und Meg … ich habe es Meg gesagt … und sie war wütend … furchtbar wütend, und sie hat es Ruth gesagt, und dann hat Ruth sie geschlagen, ganz schlimm, mit einer Schaufel vom Kamin und …«
    Ihre Stimme brach.
    »Es tut mir Leid! Das wollte ich nicht. Sie hätte weglaufen sollen. Ich wollte nicht, dass sie ihr wehtun. Aber ich konnte nicht anders! Ich hasse es, wenn sie mich anfasst! Ich hasse Ruth! Ich hasse sie. Und ich habe es Meg erzählt … ich habe ihr erzählt, was sie gemacht hat, und deswegen haben sie sie erwischt. Deswegen ist sie zu mir gekommen. Wegen mir, David. Wegen mir !«
    Ich wiegte sie im Arm, und sie fühlte sich zerbrechlich an wie ein Baby.
    »Schsch. Schon gut. Es wird schon wieder … gut.«
    Ich malte mir aus, wie Ruth sie anfasste. Es war nicht schwer. Das schwache, hilflose kleine Mädchen, das sich nicht wehren konnte, und die Frau mit den leeren Augen, die glitzerten wie das Wasser in einem schnell strömenden Bach. Ich schnitt das Bild ab.
    Nach einiger Zeit beruhigte sie sich allmählich.
    »Ich habe etwas«, flüsterte sie schniefend. »Ich hab es Meg gegeben. Schau mal auf der anderen Seite von Meg, da beim hinteren Tischbein. Taste mal.«
    Ich stieß auf eine Packung Streichhölzer und einen fünf Zentimeter hohen Kerzenstummel.
    »Woher hast du …?«
    »Habe ich Ruth geklaut.«
    Ich zündete die Kerze an. Ihr honigfarbener Schein erfüllte den Bunker. Ich fühlte mich gleich besser.
    Bis ich Meg sah.
    Bis wir sie beide sahen.
    Sie lag auf dem Rücken, bis zu den Hüften bedeckt mit einem dreckigen alten Laken, dass sie über sie geworfen hatten. Ihre Brüste und Schultern waren nackt. Sie war übersät mit blauen Flecken. Die Brandblasen waren offen und eiterten.
    Selbst im Schlaf waren die Gesichtsmuskeln angespannt vor Schmerz. Sie zitterte am ganzen Leib.
    Die Schrift schimmerte.
    ICH FICKE FICK MICH
    Ich blickte Susan an und sah, dass sie wieder den Tränen nah war.
    »Schau weg.«
    Es war schlimm. Es war sehr schlimm.
    Doch am schlimmsten war nicht, was sie mit ihr gemacht hatten, sondern was sie selbst machte.
    Ihre Arme lagen über dem Laken. Sie schlief.
    Und die schmutzigen, schartigen Fingernägel ihrer Hand kratzten ständig tief vom linken Ellbogen hinunter bis zum Handgelenk.
    Sie riss an ihrer Narbe.
    Riss sie auf.
    Der geschundene und geschlagene Körper hatte sich gegen sich selbst gewandt.
    »Schau nicht hin.« Ich zog mein Hemd aus und kämpfte mich mit den Zähnen durch die Naht, um unten zwei Streifen abzureißen. Ich nahm Megs scharrende Finger weg. Dann wickelte ich ihr den Stoff zweimal fest um den Arm und band ihn oben fest, Jetzt konnte sie sich wenigstens nicht mehr verletzen.
    »Okay.«
    Susan weinte. Sie hatte es gesehen. Lang genug, um zu wissen, was Meg machte.
    »Warum? Warum macht sie das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Doch irgendwie wusste ich es schon. Ich spürte förmlich Megs Wut auf sich selbst. Weil sie versagt hatte. Weil sie es nicht geschafft hatte, sich zu befreien. Weil sie sich und ihre Schwester nicht gerettet hatte. Vielleicht sogar, weil sie die Art von Mensch war, dem so etwas passieren konnte. Weil sie es zugelassen und

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