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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wohl früher erfahren als ich.«
    Finitan lachte. »Das ist mein Edeard, immer ganz der Pragmatiker.«
    Inzwischen hatten sie etwa ein Drittel des Weges nach oben geschafft. Edeard verzog das Gesicht und konzentrierte sich darauf, den alten Meister nicht fallen zu lassen. Der Treppenaufgang war fürchterlich eng.
    »Philosophie war nie meine Stärke«, fuhr Finitan fort. »Ich war immer mehr ein Organisator.«
    »Du warst ein Visionär. Allein deshalb haben wir so viel erreicht.«
    »Vielen Dank für die Blumen. Aber wozu braucht das Herz einen menschlichen Visionär?«
    »Herrin, für jemanden, der im Begriff steht, seine letzte Reise anzutreten, bist du ziemlich verdrießlich.«
    »Was, wenn sie es nicht ist?«, flüsterte Finitan. »Edeard, ich habe Angst.«
    »Ich weiß. Aber sieh's mal so: Selbst wenn dir das Herz nicht als Ende deiner Reise bestimmt sein sollte, werden dir dort doch ein Haufen deiner Fragen beantwortet werden. Denk doch nur daran, wer dich dort alles erwartet. Rah und die Herrin zum Beispiel. Die Leute, die Makkathran erbaut haben, wer oder was immer sie auch waren. Der Kapitän des Schiffs, das uns alle hergebracht hat, und der dürfte dir auch erklären können, was ihn eigentlich veranlasst hat, in die Leere zu kommen. Vielleicht sogar die Firstlifes. Stell dir bloß mal vor, was die dir alles erzählen können. Kann sein, du erfährst sogar, warum die Leere überhaupt existiert.«
    »Ah, da kommt mir ein Gedanke. Wäre es nicht möglich, dass wir alles missverstanden haben und das Herz ist einfach nur eine Pforte nach draußen?«
    »Nach draußen?«
    »Zu dem Universum außerhalb der Leere. Wenn wir erfüllt sind, wenn wir uns als würdig genug erwiesen haben, dürfen wir heimkehren.«
    »Ich glaube nicht, dass es eine Gute-Führungs-Auflage gibt für ein Leben in dem Universum da draußen«, entgegnete Edeard kategorisch.
    »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Finitan. Er erschauderte, als würde er von plötzlicher Kälte erfasst.
    Edeard konnte die Schweißperlen auf der Stirn seines Freunds sehen. »Hast du den schmerzlindernden Trank genommen, bevor wir aufgebrochen sind?«
    »Natürlich nicht«, blaffte Finitan gereizt. »Oder denkst du, ich will im Dämmerschlaf liegen, wenn mein ganz persönlicher Skylord mich abholen kommt?«
    Edeard erwiderte nichts.
    »Und du könntest dir mal dieses dämliche Grinsen aus deinem Gesicht wischen.«
    »Ja, Meister.«
    Schließlich kamen sie oben auf der Plattform heraus. Wie immer pfiff ein scharfer Wind über die leicht abschüssige Fläche. Sieben riesige Dornen ragten an den Kanten empor und bogen sich steil nach innen über die Plattform, ihre gezackten Spitzen stießen hoch über dem Abgang zum Treppenhaus fast aneinander.
    Behutsam legte Edeard Finitan auf dem Boden ab und hockte sich neben ihm hin. »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Für jemanden, der im Sterben liegt? Mittelprächtig, würde ich sagen. Eigentlich fühle ich mich sogar einigermaßen erleichtert. Nicht vielen ist es vergönnt, so klare Kenntnis hinsichtlich des genauen Augenblicks ihres Todes zu haben. So ein Wissen hat fast etwas Erquickendes. Ich meine, ich muss mir um nichts mehr Gedanken machen.«
    Sachte strich Edeard dem alten Mann eine Strähne seines bleichen Haars aus der schweißnassen Stirn. Finitans Haut fühlte sich unangenehm kalt an und gab Edeard mehr als deutlich Aufschluss darüber, was dessen abbauender Körper gerade durchmachte.
    Die Zahl der Fernblicke, die nun, da sie aus dem Treppenhaus heraus waren und sich unter freiem Himmel befanden, auf ihnen lagen, war beinahe erdrückend. Edeard konnte förmlich spüren, wie die Stadt so gut wie zum Stillstand gekommen war, um ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihn und den Turm zu konzentrieren. Jedermann harrte erwartungsvoll der Dinge, die da kommen sollten. Selbst Yrances Scharfmacher waren jetzt, da der verheißene Augenblick näherrückte, verstummt.
    Edeard fühlte, wie der Fernblick seines unbekannten Beobachters über ihn hinwegstrich, wie er tastend und forschend sogar die Turmsubstanz ringsum durchdrang. Er kam aus dem Cobara-Distrikt, wie gehabt.
    »Heute ist wohl kaum etwas geheim«, schoss er zurück.
    Der Fernblick brach ab.
    »Wer war das?«, fragte Finitan.
    »Keine Ahnung. Aber über kurz oder lang werd' ich's schon noch rausfinden. Du kennst doch Makkathran, irgendwo braut sich immer irgendein Ärger zusammen.«
    »Das war mehr als der übliche Ärger. Da besitzt jemand eine Fähigkeit, die

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