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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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entlang, sprangen um Bäume und Passanten herum, um mit der Gondel Schritt zu halten. Am Himmel zogen mehrere Ge-Adler gemächlich ihre Kreise.
    Der Gondoliere steuerte sie den Hidden Canal hinunter und dann hinüber zum Market Canal, bis sie sich auf einer Höhe mit der Kirche der Herrin befanden. Hunderte von Menschen erwarteten sie bereits rund um den Anlegesteg und harrten gespannt entweder des Schauspiels oder aber seines Scheiterns.
    Die Pythia selbst führte das halboffizielle Empfangskomitee am oberen Ende der Holztreppe an, hinter sich ihr ruhig dastehendes Gefolge von sechs Müttern der Herrin. Die Pythia war noch nicht allzu lange im Amt, ihre Salbung lag kaum drei Jahre zurück. Sie besaß nicht ganz das lebhafte Temperament ihrer Vorgängerin, und auch an Makkathrans gesellschaftlichem Leben nahm sie so gut wie nicht teil; aber ihre Hingabe an die Herrin stand niemals in Zweifel. Der Feuereifer allerdings, mit dem sie die Lehren der Herrin verfocht, ließ Edeard sich in ihrer Nähe immer leicht unbehaglich fühlen.
    »Waterwalker«, sagte sie höflich. Ihr ebenmäßiges Gesicht zeigte keinerlei Regung, ebenso wenig wie ihr Geist. Während seine dritte Hand Finitan hinter ihm emporhob, schritt Edeard die Treppen hinauf.
    »Irgendein Zeichen von ihm?«, fragte Finitan.
    Kanseen, die direkt hinter der Pythia stand, nahm seine Hand und drückte sie sanft. »Noch nicht«, sagte sie mit herzlichem, zuversichtlichem Ton.
    »Er wird nicht lange auf sich warten lassen«, versprach Edeard. Doch selbst er warf einen nervösen Blick in Richtung Lyot-See im Osten. Am vorangegangenen Abend hatte er über Longtalk noch einmal Kontakt zu dem Skylord aufgenommen, bevor dieser aufgrund der Planetenrotation außer Sicht geraten war. Mehrere Astronomen hatten daraufhin behauptet, ihn ebenfalls gesehen zu haben. Behauptungen, die von Yrances Wahlhelfern prompt als durchsichtiges Manöver, sich beim Waterwalker anzubiedern, dargestellt worden waren.
    Kristabel lächelte ihm aufmunternd zu, schaffte es jedoch nicht einmal ansatzweise, ihre Sorge vor ihm zu verbergen. Macsen indessen verdrehte nur die Augen, seine Gedanken liefen förmlich über vor Tatendrang und Zuversicht, die er hoffte, Edeard vielleicht einflößen zu können.
    Während Kanseen weiter Finitans Hand hielt, begab sich die gesamte Gruppe hinüber zum nächstgelegenen Turm. Er war von einem düsteren Grau, und seine knittrige Außenfläche von dünnen, dunkelroten Rissen durchzogen. Zwei winklige Aussparungen an seinem Fuß führten in den zentralen, höhlenähnlichen Raum. Darin ragte ein einzelner dicker Pfeiler empor, in seiner Basis ein Zugang zu einer schmalen Wendeltreppe, die sich bis zur Plattform hinaufschraubte.
    Sogar noch durch die dicken Wände des Turms hindurch konnte Edeard die zahllosen Fernblicke, die auf ihnen lasteten, spüren, während mehr und mehr Stadtbewohner anfingen, die Geschehnisse zu verfolgen.
    »Ich bringe dich selbst hoch«, sagte Edeard. Er war sich nicht ganz sicher, was um die Spitze eines Turms herum stattfand, wenn ein Skylord kam, um die Seele eines Menschen zu fordern. In den Schriften der Herrin war von kaltem Feuer die Rede, das die Körper derer, die zum Geleit ausersehen waren, umhüllte. Für die Lebenden klang das freilich gar nicht so gut.
    Die Blicke aller richteten sich auf Kristabel, doch die zuckte nur mit den Schultern. »Wenn's denn sein muss«, sagte sie widerstrebend.
    »Möge die Herrin selbst Euch willkommen heißen, Finitan«, sagte die Pythia. Die anderen Mütter falteten zum Gebet ihre Hände.
    Alsdann ließ Edeard Finitan auf den engen Treppenzugang zu schweben. Macsens Hand stützte ihn am Ellbogen ab. »Bleib nicht zu lange da oben«, sagte der Meister von Sampalok leise. »Das letzte Mal, als du allein auf einen dieser Türme rauf bist, war schlimm genug.«
    Edeard grinste ihn an und setzte sich die Treppe hinauf in Bewegung.
    »Hast du dich jemals gefragt, was dort ist?«, fragte Finitan. Er befand sich nun dicht vor Edeard, der Körper zur Seite geneigt, während Edeards telekinetische Kräfte ihn um die nicht eben symmetrischen Treppenwindungen herum nach oben drückten.
    »Im Herzen?«
    »Ja.«
    »Keine Ahnung. Eine körperliche Existenz kann es nicht sein, keine Art Neuanfang mit prachtvollem Haus am Meer samt Dienerschaft und erlesenen Weinen und Speisen.« Müssen wir das jetzt diskutieren?
    »Ja, so ungefähr hatte ich mir das gedacht. Aber was genau ist es dann?«
    »Naja, das wirst du

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