Evolution der Leere: Roman
würde. Obwohl es sicher eine Menge Neuentwicklungen gegeben hat, von denen ich nichts mitbekommen habe. Der Generator, den ihr Dunkle Festung nennt, stellt die Spitze des Erfindergeistes unserer Spezies dar.«
Paula verspürte bei diesem Eingeständnis einen Schauer der Erleichterung. Ein uraltes Rätsel war gelöst. »Die Raiel haben die Dunkle Festung gebaut? Wir haben uns schon gedacht, dass sie das Gleiche ist wie die DF-Sphären bei Centurion Station.«
»Ja. Es ist eine Einheit unserer Truppenverbände im Galaktischen Kern. Sie hat mehrere Funktionen, das Kraftfeld ist nur eine.«
»Ihr habt uns gesagt, die Anomine hätten das Dyson-Paar eingeschlossen.«
»Haben sie auch«, sagte Qatux. »Wir haben ihnen die Einheiten geborgt. Nachdem unsere Invasion der Leere gescheitert war, haben wir Legionen von ihnen produziert. Wie eure Spezies korrekterweise annimmt, sind sie die letzte Verteidigungslinie der Galaxis gegen eine vernichtende Expansionsphase.«
»Demnach können die Raiel eine Expansionsphase nicht aufhalten?«
»Das werden wir erst wissen, wenn der Augenblick gekommen ist. Das Projekt war das Beste, was wir hervorzubringen vermochten, aber es bleibt unerprobt.«
»Dann ist es wirklich überlebensnotwendig, dass Araminta die Pilgerschiffe nicht in die Leere führt?«
» Ja .«
»Ich werde alles tun, was ich kann, das weißt du, Qatux.«
»Ja, Paula, das weiß ich.«
»Ich brauche vielleicht Hilfe.«
»Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, das weißt du.«
Endlich wich der Wald einem schrumpeligen Streifen Grasland, der sich meilenweit bis zu einer von hohen Dünen bewachten Küste erstreckte. Das tiefblaue Meer dahinter funkelte im Sonnenlicht, das auf seinen sanften Wellen tanzte.
Araminta lächelte traurig, wissend, dass es ihr niemals vergönnt sein würde, über den Strand zu rennen und in dieses wunderbar klare Wasser zu tauchen. Das große, vierbeinige Tier, auf dem sie ritt, schnaubte und schüttelte seinen gewaltigen Kopf, als würde es ihren Kummer teilen.
»Keine Sorge, diese ganze Schönheiten-der-Natur-Sache wird nach einer Weile langweilig«, sagte Bradley Johansson. Er ritt neben ihr auf einem gleichartigen Tier, während Clouddancer hinter ihnen hertrottete.
»Nach wie langer Zeit genau?«, fragte sie nach.
»Nach Jahrtausenden«, knurrte Clouddancer von hinten. »Die Natur bringt so vieles hervor, das der Bewunderung wert ist. Ihre Herrlichkeit endet nie.«
Bradley Johansson spitzte die Lippen und stieß ein schrilles Trompeten aus. Nachdem sie von dem Fest am See aufgebrochen war und eineinhalb Tage mit diesem Gespann verbracht hatte, war Araminta zu dem Schluss gekommen, dass es sich dabei um ein Kichern handelte.
»Na toll«, murmelte sie. Die frische Brise vom Meer war belebend und wirkte ihrer sinkenden Laune entgegen. Sie näherten sich einer Senke voll kleiner Bäume und dichtem Gestrüpp. Am oberen Ende der Böschung befand sich ein Teich, von dem aus ein kleiner Bach durchs Gehölz hinabplätscherte. Kurz vor dem Wasser zügelte Araminta ihr Reittier und schwang ihr Bein über den Sattel, sodass sie sich an der mächtigen Flanke herunterrutschen lassen konnte. Geduldig wartete es, während sie ihren uneleganten Abstieg vollführte. Bradley Johansson kam zu ihr herüber, um ihr beim Abschnallen des Rucksacks zu helfen. Sie hatte ihn noch niemals absitzen gesehen, obwohl sie sich sicher zu sein glaubte, dass seine Flügel nicht groß genug waren, um in einem Standardgravitationsfeld zu funktionieren.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er teilnahmsvoll.
»Höllisch nervös.«
»Dein Geist wird obsiegen«, tönte Clouddancer. Er saß immer noch auf seinem Reittier, den Schweif an einer Seite zusammengerollt, die Flügel vor leichter Unruhe raschelnd. Sein Kopf war in die Höhe gereckt, während er auf die Küste hinausblickte. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte Araminta gesagt, er versuchte im Wind einen Geruch aufzunehmen.
»Das muss er«, erwiderte sie und meinte es so.
»Ich bin stolz auf dich, Freundestochter«, sagte Bradley Johansson. »In dir sehe ich all das, was gut und stark an unserer Spezies ist. Du gemahnst mich daran, warum ich alles gab, was ich hatte, um uns zu retten.«
Auf einmal war Araminta ziemlich beschäftigt mit dem Clipverschluss an ihrer Hüfte. »Ich tu mein Bestes, ich versprech's. Ich lass euch nicht hängen.«
»Ich weiß.«
Als sie den Blick hob, hielt Bradley Johansson einen kleinen Anhänger an einem Silberkettchen
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