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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Locken, bevor es sich ihren Rücken hinab ergoss. Ihr Lächeln war strahlend und offen. »Waterwalker, bitte tretet ein. Ich bin Hala. Ich hab' mich schon gefragt, wann Ihr uns endlich besucht.«
    »Wie kommt's?«, fragte er, während er ihrer Aufforderung folgte. Der Hausflur war lang und hatte eine mehrfach unterteilte, gewölbte Decke. Fast wie eine kleinere Version der Tunnel unter der Stadt. Von außen war nicht zu erkennen gewesen, wie groß das Haus im Innern war, es musste mit mehreren anderen in der Straße verbunden sein. Er betrachtete den durchgehenden Lichtstreifen entlang des Scheitels der Decke. Das Licht leuchtete makellos weiß, und er wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen, die Stadt zu bitten, es zu ändern.
    »Ich bewundere die Festigkeit, mit der Ihr Eurem Weg folgtet«, sagte Hala. »Angesichts dessen, wie allein Ihr auf weiter Flur wart, kann man nur den größten Respekt davor haben.«
    »Aha«, erwiderte Edeard. Unwillkürlich fragte er sich, ob sie es wohl war, deren Fernblicke ihm über die Jahre hinweg nachspioniert hatten.
    Das Erdgeschoss des Hauses war in mehrere größere Räume aufgeteilt, Salons, wie sie typisch für jeden nichtöffentlichen Gesellschaftsclub in Makkathran waren. Sie schienen verlassen, abgesehen von ein paar Ge-Schimpansen, die dort aufräumten und putzten.
    »Wir sind oben«, sagte Hala und führte ihn den Flur hinab zu einer Wendeltreppe. Die Stufen waren für menschliche Beine angepasst.
    Edeards Neugier wuchs. Irgendjemand hatte offensichtlich ein ähnlich inniges Verhältnis zur Stadt wie
    er.
    Im zweiten Stock waren Kinder. Er erinnerte an eine Familienetage in der Zikkurat mit wild durcheinandergewürfelten Wohnräumen, Bädern, Küchen und Schlafzimmern. Die Kinder lachten und steckten vorwitzig ihre Nasen aus den Türdurchgängen, bevor sie kreischend davonrannten, als er auf sie zeigte. Er zählte annähernd dreißig.
    »Sind von Euch auch welche dabei?«, fragte er.
    Hala lächelte stolz. »Drei bis jetzt.«
    Der Gesellschaftsraum im dritten Stock war riesig, wahrscheinlich so breit wie das ganze Haus. Seine gekrümmte Rückwand bestand aus breiten Bogendurchgängen mit Glastüren. Von hier trat man auf einen Balkon, der auf den einige Straßen entfernten Roseway Canal blickte, wo sich hinter dem Wasser Nachtschatten erhoben. Die Wände waren mit einem dichten, kurvenförmigen, rotvioletten und goldenen Muster verziert. Nicht, dass hinter den langen Wandbehängen aus schwarzer Spitze besonders viel davon zu sehen gewesen wäre; es war, als hätte eine gigantische Spinne den Salon in ein tiefschwarzes Netz eingewoben. Für einen Raum dieser Größe war das Mobiliar auffallend spärlich, einige Mur-Eichenkommoden an den Wänden, ein paar lange Tische. Flauschige, amethystfarbene Teppiche bedeckten den Boden. Ausladende Sessel standen im Zimmer verstreut, die allerdings mehr wie Polsterhaufen aussahen und damit wenig Ähnlichkeit hatten mit Querencias hochlehnigem Stil.
    Darin sitzend erwartete ihn die Aprikosenhäuschengesellschaft, die Edeard mit Interesse beäugte. Fünfzehn Mitglieder waren anwesend, sechs Frauen und neun Männer; ausnahmslos jung, keiner über dreißig. Und alle strahlten das gleiche Selbstvertrauen aus, das Tathal bei ihrer letzten Begegnung so behaglich an den Tag gelegt hatte. Sie waren damit den Söhnen und Töchtern von Makkathrans herrschaftlichen Familien nicht unähnlich, wenngleich der Quell ihres Stolzes ein völlig anderer war. Er konnte die Kraft in ihren Gedanken spüren, kaum gezügelt. Jeder einzelne von ihnen gebot über ungewöhnlich starke mentale Macht, wahrscheinlich der seinen ebenbürtig.
    Er schaute sich um, bis er Tathal entdeckte, und lächelte schief. Dann fiel sein Blick auf ein jugendliches Paar, das neben einer Balkontür stand, und sein Lächeln wurde breiter, als er begriff. Es waren die beiden jungen Leute, auf die er überraschenderweise im Stadttunnel getroffen war. »Ah«, sagte er. »Das Nest, nehme ich an.«
    Jaralee hatte ihm von dieser Bezeichnung erzählt, als sie und Golbon ihren Bericht vorgelegt hatten. Kurz nachdem Salrana gegangen war, waren sie in seinem Amtszimmer erschienen, eine schwindelerregende Mischung aus Sorge und Aufregung verbreitend, die er als leicht nervtötend empfunden hatte. Normalerweise waren seine Ermittler durch nichts so schnell aus der Fassung zu bringen ...
    »Ihr hattet recht«, sagte Golbon. »Die Aprikosenhäuschengesellschaft hat praktisch überall ihre Finger

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