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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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im Spiel. Tatsächlich existieren so viele geschäftliche Verbindungen, dass ich einen Monat brauchte, um sie alle zusammenzutragen.«
    »Inwiefern ist das von Belang?«, fragte Edeard. »Sie haben inzwischen massenhaft Mitglieder.«
    Einschließlich Natran, dachte er traurig.
    »Ah«, sagte Jaralee mit überlegenem Lächeln. »Für jeden Außenstehenden gleicht sie einem völlig normalen Handelsverband. In Makkathran gibt es Hunderte davon. Die erfolgreichsten und etabliertesten sind natürlich die Gilden, aber die Kaufmannsklassen betreiben so einige mächtige Organisationen und Clubs. Insofern haben wir alle angenommen, die Aprikosenhäuschengesellschaft sei bloß der neueste Verein dieser Art, ins Leben gerufen von ein paar jüngeren Existenzgründern, die nach Einfluss hungern. Aber als ich mir das Ganze mal näher angesehen hab', stellte sich heraus, dass es da einen harten Kern gibt, der Mit- und Teileigentümerschaft an über hundert Unternehmen und Betrieben besitzt. Die anderen Mitglieder fungieren nur als Zurückgezogenheitsschleier der Legitimität, den sie sich umgelegt haben.«
    »Nicht ganz«, warf Golbon ein. »Die Kernmitglieder unterhalten zu vielen Partnern der anderen Mitglieder geschäftliche Verbindungen.«
    »Sie haben ein äußerst verworrenes Wirtschaftsnetz aufgebaut«, fuhr Jaralee fort. »Und nach dem, was ich gesehen hab', reicht es weit über die Stadtgrenzen hinaus. Ich hab' bei zahlreichen Registraturschreibern in den Iguru-Bezirken und in den Provinzhauptstädten angefragt. Bis jetzt haben nur ein paar geantwortet, aber ganz ohne Zweifel erstrecken sich die Geschäfte des Nests auch auf Unternehmen außerhalb von Makkathran. Alles in allem, würde ich sagen, können ihre Vermögenswerte es in etwa mit denen einer Großen Familie aufnehmen. Was das Finanzvolumen betrifft, stimmt das auf jeden Fall. Könnte auch mehr sein, falls sie noch irgendwelche inoffiziellen anderen Aktivitäten betreiben, das kann ich wirklich nicht sagen.«
    »Nest?«, fragte Edeard nach.
    »So werden die Gründer der Gemeinschaft genannt. Eine eng verbundene Gruppe. Leute, die sie kennen, zeigen sich in aller Regel wenig mitteilsam über das Nest. Tatsächlich ist es fast schon unheimlich, wie sie versuchen, sich bei diesem Thema aus der Affäre zu ziehen. Ich hab' so gut wie nichts über diesen inneren Zirkel erfahren, abgesehen von Gerüchten.«
    »Und was sind das für Gerüchte?«
    »Die Gründer gebärden sich geradezu wie Brüder und Schwestern, so nahe stehen sie einander.«
    »Seid Ihr sicher, dass sie es nicht sind?«
    »So sicher, wie ich sein kann. Die meisten scheinen aus den Provinzen gekommen zu sein, aber drei oder vier stammen aus der Stadt. Sie taten sich vor sieben oder acht Jahren zusammen. Um die Zeit herum haben sie ihren Unternehmenssitz auf das Aprikosenhäuschen eintragen lassen. Die Gemeinschaft selbst gründete sich ein Jahr später.«
    »War Tathal einer der Initiatoren?«, fragte Edeard. Die undurchsichtige Finanzlage des Nests klang ganz nach etwas, das Bise ausgeheckt haben könnte. Und er war davon überzeugt, dass Ranalee eine hervorragende Lehrmeisterin abgab.
    »Ja, sein Name steht auf der Unternehmenssitzanmeldung.«
    »Ah ja, und was ist mit Colfal?«
    Jaralee lächelte wieder vergnügt. »Sein Kräuterladen geht gerade den Bach runter. Es ist so schlimm geworden, dass er dieses Jahr nicht mal seine Steuererklärung abgegeben hat, was nicht ganz ohne Risiko ist. Der Prüfer steht kurz davor, ein Zwangsvorlageverfahren in die Wege zu leiten. Ich hab' mich mal bei seinen Hauptzulieferern umgehört. Sieht aus, als hätte Colfal in letzter Zeit ein paar schlechte Entscheidungen getroffen. Seine Einnahmen trocknen aus. Die Finanzierungsgesellschaften verlangen ihr Geld.«
    »Also braucht Colfal dringend einen neuen Partner, vorzugsweise einen, der über ansehnliche finanzielle Mittel verfügt«, stellte Edeard fest.
    »Genau«, pflichtete sie ihm bei. »Aber Colfal ist mehr als siebzig Jahre Kräuterhändler gewesen. Doch erst in diesem letzten Jahr hat er begonnen, Fehlentscheidungen zu treffen.«
    »Da sieht man mal, was siebzig Jahre Kestric-Rauchen mit einem Gehirn anstellen«, bemerkte Golbon. »Wir reden hier von richtig schlechten Entscheidungen«, entgegnete Jaralee. »Er hat sein übliches Sortiment durch Zeug ersetzt, das kaum jemand kauft.«
    »Von wem erhält er die neuen Kräuter?«, fragte Edeard scharf.
    Sie nickte zustimmend. »Daran arbeite ich noch. Das ließ

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