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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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aber in diesem Zusammenhang festzuhalten: Beruht sozialer Erfolg zum Teil auch auf genetisch bedingten Merkmalen – und einiges spricht dafür, dass dies in modernen menschlichen Gesellschaften sogar stärker der Fall ist als in Urgesellschaften – dann dürfte ein Fortbestehen von Verhältnissen, die für das
Central Theoretical Problem of Human Sociobiology
ursächlich sind, zu einer sukzessiven Schwächung von „Erfolgs-Genen“ innerhalb von Populationen führen.
    Beim Intelligenzquotienten (IQ) scheint dies aktuell bereits der Fall zu sein. Denn in den meisten entwickelten Ländern ist seit Ende der 1990er Jahre ein Absinken des durchschnittlichen IQs der Bevölkerung feststellbar (Teasdale/Owen 2005; wissenschaft.de 2005; Mannheimer Morgen 2008). Da IQVerluste auch mit Wohlstandsverlusten und erhöhter Arbeitslosigkeit einherzugehen scheinen (Lynn/Vanhanen 2002; Mannheimer Morgen 2008) – ein Zusammenhang, der auch innerhalb Deutschlands beobachtbar ist (Mannheimer Morgen 2008) –, könnte dies gleichzeitig zu einer signifikanten Verletzung der Generationengerechtigkeit führen (Tremmel 2005: 98).
    Von einem sehr theoretischen Standpunkt aus betrachtet, beschreibt die Evolution die Entstehung von Information (Eigen 1987: 55; Küppers 1990). Die Wertigkeit der Information kann sich aber im Laufe der Zeit verändern. Fähigkeiten, die zu einem früheren Zeitpunkt für das Überleben unerlässlichwaren (zum Beispiel: in der freien Natur ohne moderne Technik ein Feuer entzünden zu können), können zu einem späteren Zeitpunkt „wertlos“ sein. Der Informationsgehalt misst sich deshalb immer in Relation zur aktuellen Umwelt. Anders gesagt: Er entspricht dem jeweiligen Grad der Anpassung an den Lebensraum. Beim
Central Theoretical Problem of Human Sociobiology
könnte es sich folglich auch um den Ausdruck einer substanziellen Informationsvernichtung handeln.
4.29.3 Thesen zum Central Theoretical Problem
    Nach diesen „politischen“ Vorbemerkungen, die ein wenig den gesellschaftlichen Rahmen beleuchteten, möchte ich zu zwei eigenen Thesen zum
Central Theoretical Problems of Human Sociobiology
kommen:
These 1
    In modernen menschlichen Gesellschaften wird der Reproduktionserfolg aufgrund von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (die in der zweiten These im Einzelnen aufgelistet werden) viel stärker vom Reproduktionsinteresse als vom Grad der Anpassung an den Lebensraum bestimmt. Beim
Central Theoretical Problem of Human Sociobiology
handelt es sich folglich um eine Widerlegung des Darwinschen Prinzips der natürlichen Auslese.
    Anders gesagt: Die Darwinsche Evolutionstheorie ist nicht allgemein genug formuliert, um auch für moderne menschliche Gesellschaften Anwendung zu finden. Sie gilt somit nicht für alles Leben auf der Erde.
These 2
    In modernen menschlichen Gesellschaften, in denen
beide Geschlechter praktisch identische Lebensentwürfe besitzen und mit einer Erwerbsarbeit Geld verdienen können,
ein Sozialstaat (ähnlich dem der Bundesrepublik Deutschland) besteht,
sich Familien vom Grundsatz her selbst zu finanzieren haben (Wirtschaftsfunktion der Familie; Familienarbeit mit eigenen Kindern ist kostenlos zu erbringen),
die Entscheidung für oder gegen zusätzliche Kinder nach ökonomischen Gesichtspunkten gefällt werden kann (Familienplanung),
    wird sich stets ein negativer Zusammenhang zwischen Fortpflanzungsinteresse und sozialem Erfolg ausbilden. Es kommt dann zum Phänomen des
Central Theoretical Problems of Human Sociobiology
.
4.29.4 Einige Erklärungsversuche des Central Problems
    Wie im Abschnitt
Soziale Evolution (Sozialer Wandel)
auf Seite → bereits dargelegt wurde, hatten während der gesamten Geschichte der Menschheit reiche oder mit Macht ausgestattete Männer eine größere Zahl an Sexualpartnerinnen und setzten auch mehr Kinder in die Welt als Männer mit einem niedrigeren Sozialstatus (Betzig 1986).
    Spätestens seit Beginn des 20 Jahrhunderts sind nun aber in den meisten westlichen Industrienationen ganz andere Entwicklungen zu beobachten. So existieren gemäß Richard Lynn (Lynn 1996) seitdem negative Zusammenhänge etwa zwischen
sozioökonomischem Status und Fertilität,
Intelligenz und Anzahl der Geschwister,
Intelligenz und Fertilität und
Bildungsniveau und Fertilität.
    Vor Beginn des 20. Jahrhunderts seien die genannten Beziehungen dagegen positiv gewesen. Als Gründe für den Wandel nimmt Lynn an, dass ab etwa diesem Zeitpunkt große Familien mit hoher Kinder- und

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